Ganz ehrlich, ganz zu Beginn hätten wir uns fast diskreditiert: Mit der Frage „Was ist ein Mosser?“ nämlich. „Der Mosser“ lautet nämlich der Titel auf der ersten Seite der Speisekarte, so wie „Gourmet-Schmankerl“ oder „Süßes Österreich“. Dabei sollten wir es besser wissen, sind wir doch sogar ein bisserl wegen dem Mosser hier. Er trägt den Vornamen Michael, kochte zuletzt großartig im Winzerhaus am Kogelberg im Leibnitz auf, und ist jetzt neben Gastgeber Dirk Jubke (vormals Maria Magdalena, Wein & Co und Di Gallo) ein prominenter Neuzugang in Ferl‘s Weinstube in der Grazer Burggasse – und mit Karli Pichlmaier schon die dritte Legende an Bord. „Wir haben ihm eine eigene Seite auf der Speisekarte reserviert“, grinst Jubke, selbst mit einer kleinen Weinempfehlungs-Ecke vertreten.

Die Speisekarte ist übrigens etwas eigenwillig aufgebaut, es gibt unterschiedliche Abteilungen wie „Karlis Klassiker“ und „Wirtshaus Zwick“ und überall locken Köstlichkeiten von klassisch-gehoben bis richtig rustikal mit Innereien & Co. Man hat das Gefühl nichts falsch machen zu können, und das bestätigt auch das, was uns später serviert wird: Eine Paradeiser-Terrine mit Mozzarella und Rucola (13,90 Euro) überzeugt mit starkem Paradeiser-Aroma und feiner Textur, der Salat dazu hat für unseren Geschmack etwas zu viel Essigsäure. Das Petersburger Ei (15 Euro) mit Räucherlachs, marinierter Garnele, Kresseschaum und schwarzem Forellenkaviar macht sowohl optisch als auch geschmacklich einiges her. Trotz Hitze muss es einfach ein Schnitzel vom Schwein sein – das ist mit 16,90 Euro nicht ein tolles Preis-Leistungs-Angebot, sondern ziemlich perfekt gemacht, besonders die Petersilerdäpfel dazu gehören zu den besten, die wir jemals bekommen haben. Frittiertes kommt auch gegenüber auf den Teller: Ein gebackenes Kalbsbries (19,90 Euro) mit Friseesalat und Sauce Tartare ist außen schön knusprig, innen wunderbar zart.

Als Nachspeisen stehen noch wahre Verlockungen – Schomlauer Nockerl (9,20 Euro) mit Rosinen, Nüssen und Schokosauce; hausgemachte Topfenknödel mit Zwetschkenröster (7 Euro) – auf der Karte, wir schaffen „nur“ noch ein Walnusseis mit Beerenragout (8 Euro), das ist ein wunderbarer Abschluss, fein-herb und cremig, mit großen Stücken und schön säuerlichen Beeren dazu.

Außerdem ist noch festzuhalten: Dass es hier gelingt, in einer der letzten alten Weinstuben von Graz Beislkultur hochzuhalten und zugleich auf hohem Niveau zu kochen. An der wunderschönen alten Theke aus den Fünfzigern drin stehen ein paar Trankler, im Gastgarten trifft die Schickimicki- auf die Kulturszene. Das ist eine Sache, die viel zu selten gelingt und das kann man gar nicht hoch genug schätzen.