Das Präventivprojekt „Heroes“ arbeitet mit jungen Männern aus ehrkulturellen Milieus, also wo die Ehre der Familie einen sehr hohen Stellenwert hat. Man spricht über toxische Geschlechterrollen und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Teilnehmer können sich in diesem Rahmen auch selbst zum „Hero“ ausbilden lassen und als Vorbild vor einer Klasse stehen. So wie der 22-jährige Grazer Kushtrim Alili: „Es ist wichtig, dass man Tabuthemen aufbricht und eine Gesellschaft schafft, wo jeder Mensch gleich geboren ist, wo jeder Mensch die gleichen Rechte und Chancen im Leben hat.“

Kollektivistische Gesellschaft

Er selbst kommt aus Nordmazedonien, ist albanischer Herkunft, und weiß nur zu gut, worüber er mit den Schülerinnen und Schülern spricht. „Vor allem in einer kollektivistischen Gesellschaft ist es eben so, dass das Kollektiv am wichtigsten ist, in dem Fall die Familie.“ Man müsse alles für die Familie tun. Doch man selbst als Individuum und seine eigenen Bedürfnisse seien auch wichtig.

Seine eigenen Erfahrungen, seine Herkunft und sein junges Alter gebe ihm eindeutig einen kleinen Vertrauensvorschuss bei den Jugendlichen.

Depressionen, Aggressionen, Kriminalität

Gerade Männer stehen unter dem Druck, stark sein zu müssen und nicht weinen zu dürfen. Gefühle zu zeigen, gilt oft als „unmännlich“. Seine Gefühle zu unterdrücken, kann auf lange Sicht jedoch Depressionen oder unkontrollierte Aggressionen auslösen.

In weiterer Folge werden Männer häufiger straffällig oder begehen Suizid. So wurden 2022 in Österreich 1.940 junge männliche Erwachsene (18- bis 20-Jährige) gerichtlich verurteilt, jedoch nur 260 Frauen.

Wurzel des Problems

Alili sieht die Ursache bereits in der frühen Erziehung: „Ein kleines Mädchen darf weinen, sollte aber gleichzeitig ihre Meinung nicht laut sagen. Der Mann auf der anderen Seite wird so erzogen, dass er ruhig auch mal die Macht übernehmen kann. Wenn er etwas haben möchte, dann kann er sich das nehmen, ohne andere zu fragen. Er muss Dominanz zeigen.“

Im Erwachsenenalter wird Männern noch immer vermittelt, der „Mann im Haus“ sein zu müssen und das Geld heimbringen zu müssen. Gleiche Bezahlung wäre ein Schritt, der Frauen die Wertschätzung geben und Männern den Druck nehmen würde.

Workshops in Schulen

Die Reaktionen der Jugendlichen auf die Workshops seien laut Alili unterschiedlich. „Viele freuen sich, dass wir hier sind. Aber einige fühlen sich auch unwohl. Wir sprechen über Tabuthemen, von denen sie zum ersten Mal in ihrem Leben hören.“

Aber es gebe immer Potenzial zur Veränderung: „Ich denke, dass wir trotzdem etwas bewirken, dass wir was erreichen, weil wir für diese Jugendlichen da sind und ihnen klarmachen, dass sie nicht alleine sind und dass es diese Themen gibt.“

Zu Gast bei Barbara Karlich

Der Grazer war sogar in der Show „Barbara Karlich - Talk um 4“ und diskutierte dort über das Thema „Männer in der Krise?“. Die Reaktionen dazu waren großteils positiv. Jedoch soll er danach von einem anderen Teilnehmer, der bereits in der Show anderer Meinung war, auf Social Media angefeindet worden sein. Alili soll auch nicht die einzige Zielscheibe gewesen sein.