Viel mehr als ein Instagram-Posting als Werbung hat es nicht gebraucht: „An den ersten vier Tagen war die Hölle los“, sagt Anton Krisper von Eule Bier. Vier Tage lang hat man parallel zum Lendwirbel den seit mehr als einem Jahr geschlossenen Gasthof Gehringer an der Ecke Keplerstraße und Josefigasse und den Hof der früheren Malerwerkstatt daneben mit DJs, Konzerten, Street Art und mehr bespielt. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten, die ungewöhnliche Location einzuweihen.
Zehn Veranstaltungstage
Für insgesamt zehn Veranstaltungstage pro Jahr darf man heuer dort ansuchen, vier sind also schon verbraucht. Die restlichen sechs sind wohl die letzten Möglichkeiten, das alte Gasthaus – das Gebäude des ehemaligen „Schwizen-Gülthof“ stammt aus dem späten 17. Jahrhundert, seit mehr als 100 Jahren ist das Haus ein Wirts- und Wohnhaus – anzuschauen. Die schöne, aber mehr als nur abgenutzte originale „Sautrögelbar“ aus den 50er Jahren und die alte Täfelung sind noch da, wenn auch der Gastraum mit einigen kreativen Erweiterungen versehen wurde, wie überdimensionale runde Lampen. „Die stammen vom steirischen herbst aus der Bar des Hotel Mariahilf, aber sonst haben wir fast alles hier im Haus gefunden“, sagt Krisper. Wie beispielsweise viele Spiegel und ein verschnörkeltes Schmiedeeisen-Gitter, die man als Deko verwendet hat. Den Strom musste man aus Sicherheitsgründen neu verlegen, da vieles in desolatem Zustand war. Aus der zweiten Gaststube wurde ein Partyraum, der mit jeder Menge Technik wie vielen Moving Heads und natürlich einer Diskokugel ausgestattet ist. Die Wände wurden mit schalldämpfenden Materialien zugemacht, um die Geduld der Nachbarn nicht allzu sehr herauszufordern.
Street Art
Ein Teil der Außenwände, vor allem im Hof, ist voll mit Street Art von bekannten Grazer Künstlern wie Gernot Passath (Journey), der als Kurator fungierte, Stefan Lozar, Florian Perl (Seas) und Georg Dinstl. Ein alter Carport wurde zur Outdoor-Bühne umgebaut. Überall zu sehen: Das Logo der „Eule Bier & Spaß GmbH“, der Grazer Biermarke mit Koffein – denn sie hat hier am Gelände seit einigen Monaten ihr Lager. „Wir sind dann draufgekommen, dass das Gasthaus nebenan auch denselben Eigentümer hat und haben gefragt, ob wir nicht etwas daraus machen können“, sagt Krisper, der in der Grazer Szene auch als DJ und Entertainer Toni Talwärts bekannt ist.
Ehemaliger FPÖ-Treff
Davor war das alte Gasthaus, das sogar über Zimmer zum Übernachten verfügte, eher nicht als hippe Lend-Party-Location bekannt. Die FPÖ Lend traf sich hier regelmäßig zum Stammtisch, zum Abschied überreichte Landesparteiobmann Mario Kunasek der Familie Gehringer eine Ehrenurkunde. „Und einen Gutschein für ein Fass Bier“, den haben wir noch gefunden“, sagt Krisper. Tochter Anja Gehringer führte mit Gerhard Mariacher (ehemals FPÖ und BZÖ) zuletzt die Bürgerliste „Wir“ an.
Zwischennutzung
Politisiert wird im Gehringer nun schon lange nicht mehr, stattdessen sind Partys und Kunst eingezogen. Die GRNGR Sessions II und III stehen am heutigen 8. Juni und am 6. Juli auf dem Programm, auch hier wird – mit Unterstützung des Grazer Kulturamts – wieder eine Mischung aus lokalen DJs und Bands und Performances aufgeboten. Die Zwischennutzung läuft derzeit noch bis Ende des Jahres, dann wird der Bestand abgerissen. Die Eigentümerin x1-project GmbH & Co OG will hier ein Wohnhaus errichten.