Ein Dauerbrenner in der Grazer Verkehrsdiskussion seit Jahren: Sollen Radfahrer aus der Schmiedgasse verbannt werden oder reichen Kampagnen, die zu mehr Rücksicht aufrufen? Jetzt hat der Gemeinderat eine einstimmige Antwort gegeben und den Weg frei zu einer Schmiedgasse ohne Radfahrer gemacht.
Möglich wird das durch den Bau des Radweges am Joanneumring, der im Mai startet und bis Herbst fertig ist. Damit haben Radfahrer eine gute Route, um via Ring, Rauber- und Neutorgasse zur Erzherzog-Johann-Brücke zu kommen. In der Vergangenheit haben Fußgänger regelmäßig darüber geklagt, dass viele der Radfahrer in der schmalen Schmiedgasse viel zu schnell unterwegs sind.
ÖVP und KFG wollten die Nagelprobe mit der SPÖ
Aber es wäre nicht das Grazer Rathaus, wenn nicht selbst nach einem einstimmig beschlossenen Antrag die politischen Diskussionen weitergehen. Der Antrag selbst stammt aus der Feder von KFG-Klubchef Alexis Pascuttini. Er hatte früher mit Mitstreitern schon mal mittels Menschenkette die Radfahrer in der Schmiedgasse ausgebremst und so das Radfahr-Verbot gefordert. Jetzt hat er die angekündigte Schmiedgassen-Initiative von SPÖ-Mandatar Manuel Lenartitsch aufgegriffen und die Probe aufs Exempel gemacht: Wie hält es nun die Koalition damit?
Dieselbe Frage hatte in der Sitzung zuvor schon die ÖVP gestellt. Mittels Abänderungsantrag zu einem Stück, bei dem es eigentlich um den Joanneumring ging, wollte man ebenfalls die Koalition zu einem „Fahrrad raus“ für die Schmiedgasse bringen. Denn auch die ÖVP hatte in der Vergangenheit die Schmiedgasse und die Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern zum Thema gemacht. Die ÖVP blieb aber mit ihrem Vorstoß in der Minderheit.
Nach der Abstimmung über seinen Antrag jubilierte jedenfalls Pascuttini: „Großer Erfolg – fahrradfreie Schmiedgasse nach jahrelangem Kämpfen endlich umgesetzt!“
Noch nicht umgesetzt, formal wurde eine Prüfung beauftragt – mit dem Ziel der radfreien Schmiedgasse
Moment, rief danach sinngemäß Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), die das Ansinnen nun umsetzen muss. Sie habe ja bereits bei der Präsentation der Pläne für das neue Neutorviertel gesagt, eine Neuregelung für die Schmiedgasse prüfen zu lassen. Und genau das sei nun auch beschlossen worden. Der formale Beschluss lautet tatsächlich: „Bürgermeister-Stellvertreterin Judith Schwentner wird ersucht, [...] bis zur erfolgten Umsetzung der Begegnungszone in der Raubergasse und des Radwegs entlang des Joanneumrings im Jahr 2025 eine fahrradfreie Schmiedgasse zu prüfen.“
In der ersten Version war noch von „schnellstmöglich, aber spätestens bis 2025“ die Rede, das hat Pascuttini aber nach Verhandlungen mit den drei Koalitionsparteien aber wieder gestrichen. Sonst hätte er keine Zustimmung erhalten. „Konstruktive Oppositionspolitik“, nennt das Pascuttini.
Künftig vielleicht in der Nacht durch die Schmiedgasse radeln
Am Ende schließt Schwentner auch nicht aus, dass ähnlich wie in der Herrengasse auch die Schmiedgasse in der Nacht für Radfahrer freigegeben wird. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Klar ist, dass damit unter der Führung der linken Koalition binnen kurzer Zeit zwei Entscheidungen getroffen wurden, die in der Rad-Community nicht nur gut ankommen. Denn schon ab Sommerbeginn wird das Franziskanerviertel exklusiv für Fußgänger reserviert sein. Das war für viele Radfahrer trotz der Pflastersteine ein gern gewählte Route. Aber auch dort gilt: Mit der dann fertigen großen Neutorgasse und der gestern eröffneten Fahrradstraße in der kleinen Neutorgasse wird man die Radfahrer aus dem Viertel verbannen.