Videospiele erfreuen sich in Österreich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Medium auseinanderzusetzen und es nicht gleich zu verteufeln, sagt der Grazer Psychologe Jürgen Plechinger. Oft werden die Debatten nämlich an falschen Stellen geführt. Auch beim Thema Suchtpotenzial sei es wichtig, sich genauer damit zu beschäftigen, weiß Plechinger. Der Psychologe hat im Zuge seiner Arbeit immer wieder mit Jugendlichen zu tun, die an Videospielsucht leiden. Das Alter seiner Patienten: zehn bis 21 Jahre.

Seit 2005 ist Plechinger in diesem Bereich tätig. Dabei ist ihm aufgefallen, dass das Thema Videospiele erst seit ein paar Jahren öfter bei seinen Patienten problematische Ausmaße annimmt. „Ich habe zurzeit sieben junge Menschen in regelmäßiger Betreuung und bei fünf bis sechs ist das Spielen ein Thema. Bei drei ist es definitiv der Mittelpunkt“, erzählt Plechinger. Teilweise zehn bis zwölf Stunden am Tag würden Jugendliche an der Spielkonsole bzw. am Computer verbringen. Bei seinen anderen Patienten geht es auch bereits „in die Richtung“.

Eingeschränktes Sozialleben

Die Auswirkungen der Spielsucht bemerkt der Psychologe meist beim gemeinsamen Spaziergang. „‚Walk and Talk’ nenne ich das. Da ist man mitten im Leben und sieht erst die sozialen Defizite richtig.“ Soziale Phobie sei eine Folge von Videospielsucht, erklärt Plechinger. Selbst alltägliche Dinge werden dann oft zum Hindernis: „Zum Beispiel das In-die-Schule-Gehen oder die Lehre wird zum Problem. Auch Sozialkontakte sind massiv eingeschränkt.“

Jürgen Plechinger arbeitet seit 15 Jahren als Psychologe mit jungen Menschen zusammen
Jürgen Plechinger arbeitet seit 15 Jahren als Psychologe mit jungen Menschen zusammen © Privat

Eltern in der Verantwortung

Für Plechinger gibt es zwei wichtige Punkte, um eine Videospielsucht zu verhindern. Zum einen die Zeit. „Das ist für mich die Nummer eins. Als Elternteil sollst du dir Zeit nehmen und Verständnis für den jungen Menschen zeigen.“ Zum anderen ist für den Grazer das Nachfragen wichtig. „Man muss auch verstehen, was das Kind macht und auch warum es das macht.“ Erst dann könne man einen „Ersatz“ finden beziehungsweise einen Weg, um die Nutzung der Videospiele in einen gesunden Rahmen zu bringen oder es gar nicht in einen ungesunden Bereich zu bringen. „Man darf Videospiele nicht verteufeln, sondern muss Spielende ernst nehmen.“

„Kommunikation ist wichtig“, meint Plechinger. Zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, aber auch zwischen den Erwachsenen selber. „Man muss sich einig sein, welchen Weg man geht, sonst hat das Kind keine Orientierung.“ Von strikten Verboten rät der Psychologe ab.