Gerade erst gab es einen Konzertabend im Rahmen der Diagonale, heute kommt die experimentelle Metalband Saugbagger, am Mittwoch trifft sich wieder der Grazer Impro Klub zum improvisierten Musizieren, am Donnerstag treten die beiden Gitarristen Raoul Eden (Frankreich) und Eric Arn (USA) auf. Drei Konzerte finden praktisch jede Woche im Café Wolf in der Annenstraße statt, macht in etwa 100 Mal Subkulturprogramm pro Jahr. Ein beträchtliches Angebot, für das Thomas Maitz und Michael Stoiser, die das Café neben ihren Vollzeitjobs als Hobby betreiben, bei der Stadt, beim Land und beim Bund um Programmförderung angesucht haben. „Angesucht haben wir um jeweils rund 13.000 bis 14.000 Euro, was Gagen, Hotelübernachtungen, Bewerbung und sonstige Kosten decken würde“, sagt Maitz.
Bis jetzt hat man das Programm aus den Einnahmen der Gastronomie (eine KG, während das Kulturprogramm als GAZ – Verein zur Förderung generationsübergreifender Kulturarbeit – organisiert wird) querfinanziert. Maitz und Stoiser betreiben das Café, ein herrlich altmodisches kleines Espresso zwischen dem früheren „Gummineger“ und einer Änderungsschneiderei, als Hobby, geöffnet ist daher auch nur von Dienstag bis Donnerstag. Der Eintritt ist stets frei, die Gagen für die Musikerinnen und Musiker bekommen diese großteils aus einem Hut, der nach der Show herumgereicht wird. Entstanden ist über die letzten sieben Jahre ein Ort, wie man ihn in den größten Metropolen nicht findet: Klein und fein, mit einer großen Portion Herz und Retro-Charme, und völlig frei von aufgesetzter Hipness. Dem Café, das Anfang der 1930er als eine der allerersten Espresso-Bars in Graz eröffnete, hat die Band Pandora‘s Kleine Schwester sogar in Form eines Songs („Im Wolf“) ein Denkmal gesetzt, der Grazer Rapper Estragon8020 drehte sein Video zu „Vodka Makava“ hier. Nicht zu vergessen der Sampler, der vor drei Jahren auf Vinyl erschienen ist.
Statt der erhofften 42.000 kamen nur 2.500 Euro
Nachdem das Kulturprogramm über die Jahre immer umfassender wurde, hat man nach der Pandemie begonnen, Förderansuchen zu stellen. Bekommen hat man bislang aber nur etwas von der Stadt Graz – 2500 Euro, gerade einmal genug, um etwas mehr als einen Monat Programm abzudecken.
Während die Absage des Landes Steiermark eher aus formalen Gründen erfolgte – laut Schreiben könne „keine Förderungsempfehlung ausgesprochen werden (...), da einerseits kein aussagekräftiges Programm vorliegt und andererseits keine Künstler*innengagen veranschlagt wurden“ – schmerzt die Absage des Bundesministeriums Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport besonders. Der Antrag sei dem Musikbeirat zur Begutachtung vorgelegt worden, heißt es da. Gefördert würden vom Bund „insbesondere Vorhaben, die sich durch innovative, zeitgenössische und experimentelle Formen auszeichnen“ – diese Kriterien würden „nicht in ausreichendem Maße erfüllt“, formuliert man eine Absage, schickt aber eine Liste von Beiratsmitgliedern mit, die man zu Vorstellungen einladen könnte, um ihnen „einen Eindruck Ihrer künstlerischen Arbeit“ vermitteln zu können.
Bitte um Spenden
Eine Argumentation, die sich Maitz (wie wohl auch die meisten Stammgäste) nicht ganz nachvollziehen kann – „vielleicht liegt es auch daran, dass man uns für einen Barbetrieb mit etwas Musikunterhaltung hält“, mutmaßt er. Aufgeben will er nach der Absagenflut aber nicht ganz: „Wir möchten uns und unser Konzept auf jeden Fall jetzt bei den Ämtern persönlich vorstellen“, hofft er noch auf besseres Verständnis seitens der Fördergeber. Daneben bittet man aber auch um Spenden und wirbt um Mitglieder für den Verein, um das Kulturprogramm aufrechterhalten zu können.
Bedroht sei das Café Wolf zwar nicht, den erhalten wolle man den Ort natürlich auch weiterhin. Doch das Kulturangebot spiele eine wichtige Rolle, man habe schließlich einen Ort geschaffen, den es so in Graz – und wohl auch weit darüber hinaus – sonst nicht gebe. Und: „Wenn wir das nicht machen können, interessiert es uns auch nicht mehr“, so Maitz frustriert.