Pflanzliches Schnitzel? Bratwurst aus Pilzen? Hühnerfilet auf Sojabasis? Alles längst ein gewohnter Anblick in den Kühlvitrinen. Fleischersatzprodukte, was man auch immer von ihnen halten mag, haben mittlerweile eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Original erreicht, der Markt wächst so stark wie die Kreativität der Erzeuger. Aber nun ein Steak? Die Schweizer Firma „planted.“ hat sich an den heiligen Gral der Fleischgerichte gewagt und ein Steak auf pflanzlicher Basis erzeugt. Dafür wird ein aus Bohnen, Reis und Soja gewonnenes Mehl extrudiert (gepresst) und für 36 Stunden fermentiert. Seit Neuestem gibt es das Steak exklusiv in den Filialen von „Le Burger“, in der Steiermark also in Graz und Seiersberg, wo wir das Steak auch verkosten durften*.
Ein veganes Steak ist immer „medium rare“
Auf der Karte liest sich das Angebot um 22 Euro so: „Pflanzliches Steak. Zart und saftig aus Soja, Reis und Bohnen. 100 % natürliche Zutaten. Grillgemüse. Vegan Chive Sauce“. Eine weitere Variante wird als Burger um 22,70 Euro angeboten. Einen großen Unterschied gibt es schon beim Bestellen: Unterschiedliche Garstufen – also von „englisch“ bis „well done“ – werden nicht angeboten. Ein veganes „Steak“ ist immer „medium rare“, lernen wir.
Serviert wird uns die pflanzliche Neuigkeit flott und die Optik ist schon einmal nicht schlecht: Das „Steak“ wird auf einem Bett von Grillgemüse und mit einem großen Fleischmesser serviert, die vegane Schnittlauchsauce kommt extra dazu in einem Schälchen. Beim schnellen Hinschauen sieht es wirklich wie ein saftiges Stück Fleisch aus, mit einer leichten Kruste vom Grill und auch einer Struktur, die den Fleischfasern sehr nahekommen. Also nix wie anschneiden – und da gibt es sogar einen kleinen Überraschungseffekt, das „Fleischstück“ blutet sogar leicht. Blut wurde und wird für dieses Essen freilich keines vergossen, es handelt sich um Rohnen-Saft, der benutzt wurde, um die Farbe des Fleisches zu imitieren. Erst beim sehr genauen Hinschauen ist die Struktur schon eine andere, die allerdings kaum mit etwas anderem vergleichbar ist, irgendwo zwischen einem Stück Gebäck, mit dem man einen roten Saft aufgetunkt hat, und einem exotischen Pilz.
Wie alle Ersatzprodukte stark gewürzt
Und geschmacklich? Wie so ziemlich alle anderen Fleischimitat-Produkte ist auch das „planted.steak“ stark überwürzt. Rosmarin dominiert, aber auch Paprika und ein paar Röstaromen schmeckt man heraus. Wer den puren Fleischgeschmack sucht, der findet ihn hier natürlich nicht. Wer das Ganze aber kombiniert mit dem – übrigens tollen – Grillgemüse und der frischen Schnittlauchsauce kostet, der ist tatsächlich verblüffend nahe an einem echten Steak dran. Nicht verkostet haben wir den Burger, bei dem der Effekt noch wesentlich besser funktionieren dürfte – spielt doch das Fleisch hier nicht mehr die Hauptrolle.
Das Produkt kommt laut Herstellern ohne Zusatzstoffe und verbrauche bei der Herstellung im Vergleich zum tierischen Pendant 97 Prozent weniger CO₂-Emissionen pro Kilogramm, der Wasserverbrauch sinke um 81 Prozent. „Während des Forschungs- und Entwicklungsprozesses haben wir mit mehr als 50 Gastronomen und Gastronominnen zusammengearbeitet“, wird Lukas Böni, Mitgründer und Geschäftsleitungsmitglied von Planted in einer Aussendung zitiert. Er ist überzeugt, ein Produkt entwickeln zu haben, „das in puncto Geschmack, Textur, Verarbeitung und Geschmackserlebnis unvergleichlich ist“.
Für eingefleischte Vegetarier fast zu echt
Und unser Fazit? Wer das „falsche Fleisch“ ganz genau unter die Lupe nimmt, der wird natürlich feststellen, dass das ein ganz anderes Produkt ist, auch ist es natürlich sehr starke gewürzt, um von der Tatsache abzulenken, dass es sich in Wahrheit zugespitzt gesagt um einen Klumpen gereiftes und gefärbtes Gemüsemehl handelt. Trotzdem: Die Nachahmung ist ganz erstaunlich, in Kombination mit den Beilagen ist es auf jeden Fall ein Gericht, das auch Fleisch-Tigerinnen und -Tiger überzeugen kann. Vor allem aber alle, die sich das Fleisch-Essen aus ethischen und klimatechnischen Gründen verkneifen – für „eingefleischte“ Vegetarierinnen und Vegetarier ist es vielleicht sogar zu nah am echten Produkt.
* Hinweis: Die Verkostung erfolgte auf Einladung von Le Burger.