„Der Zuspruch der Jugend entwickelte sich zögernd, schwoll aber schließlich zu einer Flut an“, schrieb Karl-Heinz Herper, später SPÖ-Kulturstadtrat, im Jänner 1977 in der Kleinen Zeitung. Anlass für den Bericht über das fünfte Jubiläum im „Haus der Jugend“. Und: „Fast an jedem Tag ist nun etwas los in der Orpheumgasse 8.“ Spätestens seit den frühen Siebziger Jahren ist das Orpheum ein Ort für Rock, Pop und Jazz, Kabarett und Comedy, als Bühne ist die Adresse allerdings schon weitaus älter: Feiert man heuer doch bereits 125 (!) Jahre Live-Kultur im Haus. Ab 1899 war an dieser Adresse nämlich das Grazer Varieté Orpheum zu finden, das nach einem Gemeinderatsbeschluss 1896 ein Gegengewicht zur „gehobenen Kunst“ in Oper und Schauspielhaus bilden sollte – ein „Haus für die niederen Künste“ auf der rechten Murseite. Davor hatten sich auf dem Grundstück ein Arme-Leute-Gottesacker befunden, auf dem vor allem Pestopfer begraben worden waren, später standen hier ein Gasthaus und eine Puntigamer-Bierhalle. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus durch Bombenangriffe zerstört, im 1950 errichteten Neubau waren in den Fünfzigern und Sechzigern erst ein Kabarett, dann ein Kino untergebracht.