Sieben Milliarden Erwerbsarbeitsstunden stehen in Österreich pro Jahr 8,7 Milliarden unbezahlter Sorgearbeit gegenüber. „Und das ist nur die Arbeit, die in der Kernfamilie und in den Haushalten geleistet wird“, nennt Elke Edlinger vom Bündnis „fair sorgen“ die Zahlen der Statistik Austria zur Care-Arbeit. 90 Minuten sind es täglich, die Frauen mehr im Privatbereich arbeiten, auf ein durchschnittliches Lebensalter gerechnet kommen so fünf ganze Jahre zusammen.
Das Thema „Frauen und (ihre) Sorgen“ stellt man heuer in Graz in den Fokus für den „Frauen-März“ rund um den Weltfrauentag am 8. März, da das Sorgen und das Sich-Kümmern traditionell noch immer als Aufgabe der Frauen betrachtet wird – und das zu ihrem Nachteil. „Viele Frauen haben mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen“, sagt Bürgermeisterin und Frauenreferentin Elke Kahr (KPÖ) dazu. Die Hauptgründe: Einerseits arbeiten viele in traditionell schlechter bezahlten, „typisch“ weiblichen Berufsfeldern, andererseits sorgen die Betreuungs- und Sorgepflichten dafür, dass die Frauen nicht Vollzeit arbeiten können beziehungsweise konnten und als Pensionistinnen eine geringe Pension erhalten. Die Median-Frauenpension lag Im Jahr 2022 bei brutto 1313 Euro im Monat – „heißt 50 Prozent der Frauen in Österreich haben eine Pension, die unter diesem Betrag liegt“, sagt Edlinger. Zum Vergleich: Die Median-Männerpension lag bei 2229 Euro im Monat. könne also nicht sagen, dass es Privatsache sei, wie die Sorgearbeit in einer Familie aufgeteilt wird, denn: „Wer unbezahlt arbeitet, wird bei uns bestraft.“
Doris Kirschner, Leiterin des Referats für Frauen & Gleichstellung, machte bei der Pressekonferenz auf das umfassende Beratungs- und Hilfsangebot der Stadt aufmerksam, das nur mit dem Engagement zahlreicher Fraueninitiativen und –einrichtungen möglich ist. Noch relativ neu ist die Aktion „Stopp Gewalt“ mit Stopp-Tafeln, die auf Hilfsangebote für von Gewalt betroffenen Frauen hinweisen. Diese sind derzeit auch auf den Infoscreens im Citypark zu sehen.
„We Care“ ist das Thema der Großdemonstration zum Weltfrauentag
„We care! Wenn wir streiken, steht die Welt still!“ ist auch das in acht Sprachen verfasste Motto der Demonstration zum feministischen Kampftag am 8. März mit Treffpunkt am Grazer Karmeliterplatz. Der Marsch führt ausgehend vom Karmeliterplatz über den Glacis, Eisernes Tor und Herrengasse zum Hauptplatz. Redebeiträge sind zu den Themenbereichen Care-Arbeit, Frauen & Behinderung sowie Frauen & Obdachlosigkeit geplant, auch ein Opfer häuslicher Gewalt wird auf der Bühne sprechen. Das Motto „We care“ sei nicht nur als Forderung nach mehr geteilter Verantwortung in der Carearbeit und besseren Bedingungen zu verstehen, erklärte Lisa Rücker vom Bündnis 0803: „Es geht aber auch um unsere Sorge um eine immer mehr von Gewalt und Krieg geprägten Gesellschaft. Wir brauchen eine fürsorglichere Gesellschaft.“ Das Bündnis koordiniert die traditionelle Frauendemo am 8. März, aber auch den ganzen Monat über zahlreiche Veranstaltungen, die mittlerweile in der gesamten Steiermark stattfinden. „Das gibt es so nur in unserem Bundesland“, ist Rücker stolz.
Das Programm ist äußerst breit und geht von originellen queerfeministischen Veranstaltungen wie einem „nicht-binären Häkelnachmittag“, „FrauenStadtSpaziergängen“ zu sexuell anzüglichen „Catcalls“ oder dem Leben von Afroösterreicherinnen, einem Frauenrechte-Kaffee, Filmabenden und Genderlesungen bis hin zur Langen Nacht zum internationalen Frauen*tag im Schauspielhaus, die alleine schon fast 20 Programmpunkte umfasst.