In der Silvesternacht brannte es im „Stern“. Obwohl die Rettungskräfte rasch vor Ort waren, kam für eine 21-Jährige jede Hilfe zu spät. Was ist seither passiert?

Vor dem Lokal scheint die Zeit stillzustehen. Auf dem Gehsteig in der Sporgasse stehen immer noch Fotos, Kerzen und Blumen, links dahinter wirbt eine Tafel für ein Cocktailangebot, rechts ist Mobiliar aus dem „Stern“ übereinander gestapelt. Die Homepage der Bar wurde deaktiviert, auf der schwarzen Internetseite samt Foto einer brennenden Kerze drückt man „tiefstes Beileid und unsere Anteilnahme“ aus. Indes laufen die Ermittlungen der Polizei weiterhin auf Hochtouren. Neben dem Lokalbesitzer wurden auch viele Augenzeugen bereits einvernommen. „Die Befragung einiger Opfer gehen aber noch weiter, das war ja aufgrund der Schwere der Verletzungen lange nicht möglich“, erklärt Dietmar Radauer, Leiter der Brandermittlung beim Landeskriminalamt.

Wie arbeiten hier Brandermittler zwischen Schutt und Asche?

 „Im ,Stern‘ sind Unmengen an Kunststoff verbrannt, dabei entwickelt sich richtig grauslicher, schwarzer Rauch. Nur wenige Atemzüge führen zur Bewusstlosigkeit“, erklärte Radauer der Kleinen Zeitung kurz nach der Tragödie. In der Zwischenzeit wurde der Vorfall gleichsam nachgestellt: Dass dieser fatalerweise ausgerechnet beim Eingang der Bar seinen Ausgang nahm, sei schon lange gewiss. Bei der Frage aber, was genau Feuer gefangen hat und auch wie, bemühten Ermittler das Labor. „Dort wurde Material zum Brennen gebracht, das vergleichbar ist mit jenen Dingen, die damals im Lokal tatsächlich betroffen waren. Die Ergebnisse dieser Versuche liegen aber noch nicht vor“, so Radauer. Zudem wurden Daten, Fotos und Videos von zahlreichen Handys ausgewertet.

Wie geht es den Brandopfern?

Laut LKH-Pressestelle liege eine Person noch auf der Intensivstation, „der Zustand der Patientin hat sich aber Gott sei Dank wesentlich gebessert“. Zwei weitere Personen befinden sich noch auf der Normalstation und können im Idealfall am Ende dieser Woche nach Hause entlassen werden.

„Perfekte Rettungskette“: Für junge Frau kam dennoch jede Hilfe zu spät
„Perfekte Rettungskette“: Für junge Frau kam dennoch jede Hilfe zu spät © Leser-Reporter / Lr Winkler

Wie blicken Lokalgäste auf die Ereignisse zurück?

„Ich habe intuitiv von außen die Fenster mit Sesseln eingeschlagen, um Menschen retten zu können“, erzählte Thomas Weinhandl im ORF nach der Katastrophe. Seine Frau Silvia ergänzte: „Du hörst Leute schreien, siehst die Flammen und denkst dir nur: Um Gottes willen, wie viele sind da noch drin?“ Knapp einen Monat später fragte die Kleine Zeitung nach, wie es ihnen heute gut. „Man versucht, das zu verarbeiten. Und ich glaube, das gelingt uns“, so Silvia Weinhandl. „Was passiert ist, ist unfassbar tragisch, ich bin froh, dass wir heil rausgekommen sind. Jetzt aber schaue ich bewusst nach vorne, ich werde ja auch bald Mama, wir bekommen ein Mädchen. Ich war ja in der Silvesternacht im fünften Monat schwanger.“

Welche Lehren zieht die Grazer Behörde aus der Tragödie?

Größere Lokale in der Grazer Innenstadt, die zum Fortgehen einladen, werden erneut aufgesucht und überprüft. Darauf haben sich der Stadtrat Günter Riegler (ÖVP) und die Leiterin der Bau- und Anlagenbehörde, Doris Jurschitsch, verständigt. Parallel erinnert Jurschitsch an die Eigenverantwortung der Wirte: So sind diese laut Paragraf 82b der Gewerbeordnung verpflichtet, alle fünf Jahre zu überprüfen, ob ihre Anlage noch dem Genehmigungsbescheid entspricht – gerade bei der „Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen“.