Die Grazer Städtepartnerschaft mit dem russischen St. Petersburg hat man vor zwei Jahren aufgrund des Ukraine-Kriegs eingefroren. Nun gab die Stadt Graz bekannt, eine Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Stand Lwiw (deutscher Name: Lemberg) eingehen zu wollen. Das hat der Stadtsenat am Freitag einstimmig beschlossen.
Die westukrainische Stadt war in der Habsburgermonarchie Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien, auch zu Graz bestehen historische Beziehungen. In der Vergangenheit sei es wiederholt zu freundschaftlichen Kooperationen beider Städte gekommen, betont man bei der Stadt Graz.
Die Projektpartnerschaft ist auf drei Jahre angelegt. Schwerpunkte des Wissensaustauschs sind die Bereiche Kultur, Architektur, Stadtplanung sowie Weltkulturerbe (das historische Zentrum ist seit 1998 von der Unesco geschützt). In diesem Zeitraum soll auch die Art Library, das neue Kulturzentrum in der Altstadt von Lwiw, erbaut werden. Die Stadt Graz leistet dafür einen Beitrag von insgesamt 75.000 Euro aus den Ressortmitteln von Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), wie der Stadtsenat beschlossen hat. Dazu wird eine Vereinbarung zwischen der Grazer Bürgermeisterin und dem Bürgermeister von Lemberg, Andrij Sadowyj, unterzeichnet.
Die Unterstützung erfolgt auf einen dringlichen Antrag von Grünen-Gemeinderat David Ram hin. „Es ist gut, dass es neben der humanitären Unterstützung nun zu einer Vertiefung der Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet kommt“, betont Kahr – hätten doch rund 3000 Menschen aus der Ukraine, die durch den Angriff Russlands aus ihrem Land fliehen mussten, in Graz Zuflucht, manche von ihnen sogar eine neue Heimat gefunden. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) spricht von einem „Herzensanliegen“, die Menschen in der Ukraine als Menschenrechtsstadt zu unterstützen. Man setzte damit „ein wichtiges Zeichen der Solidarität und Verbundenheit – und auch ein Stückchen Normalität in Kriegszeiten“. Damit könnte man als Menschenrechtsstadt „der vom völkerrechtswidrigen Überfall Putins so geplagten Bevölkerung in Lwiw, die auch weitab von der Front nach wie vor der Angst und dem Schrecken des russischen Angriffskrieges ausgesetzt ist und nahezu täglich den Raketen- und Bombenterror fürchten muss, ein wenig Normalität und Zukunftsperspektive vermitteln“, ergänzt SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger.