Nach dem abermaligen Scheitern der KV-Verhandlungen im Handel kam es Montagfrüh zu neuen Arbeitnehmer-Protesten, zum Teil auch im öffentlichen Raum. Zwischen 7.30 und 9.30 Uhr wurden Streiks im Grazer Norden und vor dem Gewerbepark Ansfelden (Oberösterreich) durchgeführt. Konkret haben in Graz die Angestellten von zehn Supermarkt-Filialen (Billa, Billa+ Hofer, Lidl, Spar) für zwei Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Sie versammelten sich in Andritz vor dem Einkaufszentrum Nord und auf der umliegenden Wiener Straße und Weinzöttlstraße.
Teilweise konnten die Arbeitgeber Angestellte aus anderen Filialen abziehen, um sie in die Streikfiliale zu bringen. Dieser „Notdienst an der Kassa“ ist heute in manchen Filialen gelungen – in anderen nicht. Heike Heinisser, Geschäftsführerin vom Shopping Center Nord, sagt, dass der Einkauf und das Shoppen bei ihnen durchgehend möglich waren. Christian Jammerbund, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) Steiermark, sagt dazu: „Das ist eine Eigenart in der Handelsbranche. Bei den Metallern wär das nicht denkbar, dass Arbeiter von woanders hergenommen werden.“
Jammerbund hofft, dass „sich jetzt die vernünftigen Stimmen der Sozialpartnerschaft zu Wort melden“, damit es noch vor Weihnachten zu einem Abschluss kommt. Bis jetzt gab es nur Warnstreiks, um „keine Tür zu der Arbeitgeberseite zuzuschlagen“. Er kündigt an, dass auch am Dienstag und Mittwoch wieder Aktionen geplant sind.
Rekordfrequenzzahlen
Ein Klingeln lag am dritten Einkaufssamstag unterdessen über der Grazer Innenstadt. Es war allerdings nicht das Christkind, das sich mit vorweihnachtlichem Gebimmel bemerkbar machte. Es waren die Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer, die sich ihren Weg durch die Innenstadt bahnten, wo vorweihnachtliches Gewusel herrschte.
Dass es im Stadtzentrum „brummte“, belegen die neuesten Frequenzzahlen, die wie üblich durch die Auswertung anonymisierter Handydaten erhoben wurden. Citymanagerin Verena Hölzlsauer kann einen neuerlichen Rekord vermelden. Schon der zweite Einkaufssamstag hielt einen Spitzenwert bereit. Mit 94.690 Besuchern wurde der nun am dritten Einkaufssamstag noch einmal übertroffen. Man verzeichnete den Tag mit den meisten Besuchern in der Innenstadt seit Beginn der Frequenzmessungen im Jahr 2017.
Auch Kosten sind gestiegen
Gab es vor einer Woche trotz Topfrequenz bei den Umsätzen noch Luft nach oben, haben die nun nachgezogen. „Das Haus war voll und es wurde auch viel gekauft“, zog Kastner-&-Öhler-Vorstand Martin Wäg nach dem Wochenende Bilanz. Kälte und Schnee in den Bergen haben dafür gesorgt, dass Wintersportartikel und Winterbekleidung auf den Einkaufslisten stehen. Dieser „Booster“ kommt gerade recht, nachdem die Steirer am nasskalten ersten Einkaufssamstag noch nicht so richtig in Kauflaune waren. Für die letzte Vorweihnachtswoche ist Wäg vorsichtig optimistisch, räumt allerdings auch ein: „Man muss unter dem Strich natürlich einrechnen, dass auch die Kosten gestiegen sind.“
Eine Rekordfrequenz vermeldet mit der Shoppingcity Seiersberg auch das größte Einkaufszentrum der Steiermark. „Das geht eigentlich seit dem Black Friday so“, erklärt Marketingleiter Marco Toth. Endgültige Umsatzzahlen werden erst im Jänner vorliegen, er geht allerdings teils von einem Plus von 15 bis 20 Prozent aus. „Da kann eigentlich nichts mehr schieflaufen“, erklärt er zum heurigen Weihnachtsgeschäft.
„Mit dem Sonnenschein kommen die Leute“
In den Bezirken scheint ebenfalls die Lust am Einkaufen zurück zu sein. „Mit dem Sonnenschein kommen auch die Leute“, freut sich Nadine Schleifer, Centerleiterin des WEZ Bärnbach, über viele Besucher. Die schwere finanzielle Lage vieler sei allerdings schon bemerkbar. „Das Überbeschenken, was wir hier kannten, hat komplett aufgehört. Die Leute kaufen bewusster ein“, hält sie fest. „Unsere Parkplätze sind voll“, erzählt auch Maria Prims, Centermanagerin im Eli in Liezen, wo man mit den aktuellen Besucherzahlen zufrieden ist. Etwas schleichend ist man aufgrund der Schneeverhältnisse im LCS in Leoben in die Vorweihnachtszeit gestartet. „Mit dem besseren Wetter verbesserte sich auch das Einkaufsverhalten der Besucher“, freut sich Centermanager Christian Trampus.
Hoffen auf die Late Shopper
Den Überblick hat der steirische WKO-Handelsobmann Gerhard Wohlmuth. „Die Umsätze passen in den Einkaufszentren und in der Grazer Innenstadt. Luft nach oben ist noch in den Bezirksstädten“, erklärt er. Was ihn für die kommende Woche optimistisch stimmt: „Kurz vor Weihnachten kommen die Late Shopper, die erfahrungsgemäß eher mehr Geld ausgeben“, so Wohlmuth. Die Grundstimmung in der Bevölkerung sei außerdem positiver als zuletzt, was sich auch auf die Kauflust auswirke. Dass es diese Woche keine Einigung bei den Kollektivverträgen für den Handel gab, bedauert Wohlmuth. Protestaktionen wurden von der Gewerkschaft für kommende Woche angekündigt.