Eigentlich habe die klassische Hierarchie die Form einer Eistüte, sagt Klaus Purkarthofer. Ausgerechnet er als Eisproduzent hat sich von dieser Eistüte verabschiedet, und bei Weitem nicht nur das.

Der Chef der Fernitzer Eismanufaktur Purkarthofer ist dabei, seine Firma von Grund auf umzukrempeln – von einem konventionellen zu einem sinnorientierten Betrieb. "Nur eine Viertagewoche einzuführen, wäre mir viel zu wenig gewesen", erzählt er.

Aber der Reihe nach. Im November 2019 kam sein erstes Kind zur Welt, nicht lange davor hatte sein Vater, der Seniorchef der gleichnamigen Konditorei, einen schweren Unfall im Lokal gehabt. "Damals habe ich gemerkt, der nächste Schritt muss ein radikaler sein", sagt Purkarthofer. Zunächst war dies die Schließung der Konditorei, die seit 2022 von Josef Winkler weitergeführt wird.

Der Konditormeister begann, sein Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu machen, schuf die Eislinie "Gelato for Future" aus Zutaten aus der Region und aus regenerativer Biolandwirtschaft. Für ihn begann aber auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem großen Themenkomplex "New Work". Er verschlang Bücher, sah sich Dokus an, fragte sich, wie Firmen auch anders funktionieren können – etwa als Kollektiv, wie manche Start-ups mittlerweile. "Das hat mich sehr inspiriert."

Klares Ziel war es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen – er wollte ein Team formen, das an einer gemeinsamen Vision arbeitet und Solidarität lebt. Die Menschen stärken und ermächtigen. Und selber aufhören, gierig zu sein.

Die hierarchische "Eistüte" ist in den letzten eineinhalb Jahren und nach vielen Einzelgesprächen zu Wünschen, Fähigkeiten und Arbeitsmodellen ("Moneymaker" oder mehr Lebensqualität?) eine ziemlich flache geworden. Kleine Teams behandeln selbstorganisiert Themen und entscheiden viel mehr mit.

Einer der radikalsten Schritte war freilich der, die Mitarbeiter – 25 sind es zum Saisonhöhepunkt im Sommer, 8 mit Ganzjahresanstellung – selbst ihre Löhne gestalten zu lassen. Sie erhielten Einblick in die Bilanzen und überlegten ausgehend von der Einstufung im Kollektivvertrag mit Parametern wie Arbeitsausmaß, Effizienz und Rollen, was sie verdienen sollen. Dieses "In-Wert-Setzen", wie Purkarthofer es nennt, habe für durchaus emotionale Momente gesorgt, sei aber ein sehr wertschätzender Prozess gewesen. An dessen Ende ein Schritt stand, den sich wohl die meisten Firmenchefs nicht setzen trauen würden. "Doch alles andere wäre verlogen: Natürlich entschieden die Mitarbeiter auch, was ich als Chef verdienen soll", sagt er. Rechtlich würde ihm der gesamte Gewinn zustehen, nun ist es ein Betrag, der an den Gewinn geknüpft ist.

Was das aufwendige Projekt – das noch weitere Schritte umfasst – der Firma bringt? "Wir schlagen viele Fliegen mit einer Klappe", sagt er: Der Erfüllungsgrad im Team sei viel höher. Und ohne gierig sein zu wollen: "Vielleicht sind wir sogar profitabler. Die Arbeitsmotivation ist jedenfalls besser, es gibt weniger Krankenstände."