Auf der Homepage des Chianina-Hofs steht der Satz "Wir sind so richtige Bauern." Und dann: "Gut, das ist wohl gelogen." Also wie jetzt?
Nino Sifkovits: Wir sind mit den Werten, die wir vermitteln wollen, natürlich so richtige Bauern. Aber das Image von Bauern ist in bisschen in die Jahre gekommen – Bauer wird sogar als Schimpfwort verwendet, was sehr schade ist, denn der Beruf ist sehr wichtig. Vielleicht bringen wir junge Leute wieder dazu, Bauern zu sein.
Cheyenne Ochsenknecht: Wir gehen auch gerne einmal feiern oder auf Konzerte oder schick essen, wenn es die Zeit erlaubt, und wenn wir jemanden haben, der auf die Tiere schaut. Wir sind in zwei Welten zu Hause.
Nino, du bist am Hof aufgewachsen – aber wie ist dir mit diesem ganz anderen Leben am Anfang gegangen, Cheyenne?
Cheyenne: Was viele nicht wissen, ist, dass wir eigentlich wegen mir hier sind – ohne mich wäre Nino vermutlich noch immer in Berlin. Damals, als ich mit Mavie hochschwanger war, da hat er mir die Entscheidung überlassen. Er meinte: Entweder bleiben wir in der Wohnung in Berlin bei meinen Eltern oder wir ziehen nach Österreich auf den Hof, wo das Kind schön mit Garten und Haus und Tieren groß wird. Da hab ich gesagt, ich will sofort nach Dobl. Wir sind Hals über Kopf hierhergezogen, haben oben alles renoviert. Ich hatte gar keine Eingewöhnung. Ich bin direkt ins kalte Wasser geworfen worden. Ich habe aber nie gesagt, dass ich wieder zurück will.
Nino: Sie hat sich extrem schnell eingewöhnt. Der große Unterschied ist halt, dass es immer etwas zu tun gibt. Du könntest endlos arbeiten.
Wie wurde die Entscheidung, hierherzuziehen, in deiner Familie aufgenommen?
Cheyenne: Dadurch, dass wir eigentlich schon immer alle irgendwo getrennt gewohnt haben und ich schon mit 15 alleine woanders gewohnt habe, war das eigentlich gar kein Thema. Für meine Mama war es bisschen blöd – wir haben zuerst mehr als ein Jahr lang beide mit ihr zusammen gewohnt, dann eine Straße weiter. Und Nino hat dort als Barista gearbeitet. Jetzt hat sie hier oben ganz oben am Dachboden ihr Zimmer, sie ist mindestens einmal im Monat hier – eigentlich sind alle jetzt immer hier, nur mein Papa weniger. Sie hat gerade jetzt beruflich ihre beste Zeit und will deshalb nicht aus Berlin weg, aber ich glaube, mit dem Alter wird sie herkommen. Die hat hier schon ihren Supermarkt, ihren Bäcker – irgendwann kommt sie bestimmt hierher. Sie will auch immer die Stallarbeit machen, dabei sollte sie das gesundheitlich nicht unbedingt.
Nino: Sie ist selber am Land aufgewachsen, irgendwann zieht es dich dann wieder zurück.
Habt ihr mittlerweile viele gemeinsame Freunde hier?
Cheyenne: Ich hatte in Deutschland nicht so wirklich einen Freundeskreis, sondern nur meine beste Freundin, mit der bin ich auch immer noch eng befreundet. Hier habe ich jetzt Freunde, die alle schon verheiratet sind und Kinder haben, alle ganz normal. Früher mal waren wir zusammen feiern und feiern wir gemeinsam am Kindergeburtstag. Ich fühle mich hier wie im Urlaub, es ist alles so entspannt – und das gelbe Haus erinnert mich sehr an die Toskana. Das war auch das Ziel von Gerald, meinem Schwiegerpapa, die Rinder kommen ja auch aus der Toskana.
Ihr habt eine große Baustelle am Hof, um welches Projekt handelt es sich da?
Nino: Wir bauen einen neuen, moderneren Stall für die Rinder – da geht es auch um Arbeitserleichterung.
Cheyenne: Wir sagen immer, wir bauen Luxushotels für die Tiere. Jetzt wohnen sie noch in großen Apartments, jetzt ziehen Sie ein Luxusresort.
Geht es dabei auch um eine Vergrößerung?
Nino: Wir haben ja vor zweieinhalb Jahren erst begonnen und haben sehr viel erreicht für eine Branche, die eigentlich still steht und nicht weiterkommt. Egal, wo du hinschaust im Supermarkt – Fleisch ist immer das Billigste. Da haben wir viel erreicht – deshalb alles Schritt für Schritt.
Cheyenne: Wir haben nicht gedacht, dass wir als Marke so schnell wachsen. Ich bin seit drei Jahren hier und dann schon Stall gebaut, das hätte ich mir nie erträumt. Das ist schon richtig cool, dass es so schnell gewachsen ist.
Nino: Wir werden respektiert, aber manchmal auch belächelt, weil alle aufhören und wir jetzt neu bauen. Im Ort hier sind wir die Letzten, die noch Weidehaltung betreiben.
Helfen euch Dinge wie Cheyennes Bekanntheit und die Popularität mit der Serie dabei, den Hof und die Marke zu entwickeln?
Nino: Durch die Serie haben wir keinen Umsatzboost. Auf Instagram haben wir durch Cheyenne natürlich schon eine große Reichweite bekommen, für die Vermarktung hat das aber keine großen Auswirkungen. Das wollten wir auch nie – wir wollten das nie auf den Namen aufbauen, die Qualität sollte für sich sprechen. Deshalb sind wir auch froh, dass vor allem Leute kommen, die eine gewisse Qualität suchen. Das ist auch nachhaltiger.
Und der Cheyenne-Faktor?
Nino: Wir hatten schon Leute da, die etwas gekauft haben, damit sie die Cheyenne sehen – das merke ich im Vornherein, da ist sie dann zufällig nicht da. Das mag ich nicht – schließlich sterben Lebewesen für das Fleisch.
Cheyenne, du hast in einer Story auf Instagram erwähnt, dass du bald die Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin machst?
Cheyenne: Ja, ab November. Ich will noch mehr über Tierhaltung und Zucht lernen, dazu kommt in der Ausbildung noch Ackerbau und Gemüse. Alleine, weil der Nino diese Ausbildung nicht hat, will ich das machen – und ihm zeigen, dass ich das Leben hier auch wirklich will.
Geht es dir auch darum, dass du als Landwirtin ernst genommen wirst?
Cheyenne: Ich weiß schon viel, aber ich will noch mehr wissen. Am Anfang hat es mich ein bisschen genervt, dass alle das Bild von mir haben, dass ich geschminkt und mit gemachten Nägeln in den Stall gehe. Viele denken immer noch, dass ich hier gar nichts mache. Oder dass ich den Nino hier durchfüttere und wir alle nur von mir leben.
Nino: Sie wird dadurch schon auch ganz anders wahrgenommen werden.
Cheyenne, gibt es noch den Plan, die österreichische Staatsbürgerschaft zu bekommen?
Cheyenne: Ja, ich muss aber sechs Jahre hier wohnen, egal ob du verheiratet bist oder du Kinder hast. Jetzt habe ich erst die Hälfte davon.
Und wie läuft es mit dem Steirisch verstehen und reden?
Cheyenne: Ich komme ja eigentlich aus Bayern, aus München. Ich verstehe es extrem gut – außer die, die extrem bellen.
Wie hat sich das mit den Sky-Serien überhaupt ergeben?
Nino: Bei der ersten Serie war es eine Idee der Familie. Durch die Pandemie mussten wir dann sehr viel hier am Hof drehen, weil nur hier alle zusammenkommen durften – so bin ich dann dazugekommen, und das hat offenbar gut gepasst. Bei der zweiten Serie war es dann umgekehrt – da hat der Sender uns gefragt. Sie haben offenbar nach einem Landwirtschafts-Format gesucht. Wir hatten auch Lust darauf, viel von uns und unserer Landwirtschaft preiszugeben.
Was wird man in eurer eigenen Serie "Unser Hof" zu sehen bekommen?
Nino: Im Vergleich zu den Höfen in "Clarkson’s Farm" in England oder "Farm Rebellion" auf Disney+ stehen wir wieder für einen ganz anderen Teil der Landwirtschaft. Wir zeigen aber auch andere Bauern, wir haben einen Betrieb in der Obersteiermark besucht, waren Traktor-Testen beim Gady, Cheyenne ist mit meinem Papa zu einer Schäferei nach Norddeutschland gereist. Wir zeigen viele coole Sachen, die man als innovativer Landwirt machen kann.
Das heißt, es wird nicht "nur" eine Dokusoap über euer Leben, sondern auch viel um landwirtschaftliche Inhalte?
Nino: Es ist natürlich auch unterhaltsam, aber wir zeigen ganz viel Informatives. Das war mir auch wichtig, dass es nicht nur eine Gaudi ist.
Wie oft schafft ihr es, eine Pause vom Hof zu machen?
Cheyenne: Jeden Abend – ab dem Abendessen beginnt die Freizeit, dann sitzen wir auch am Sofa wie alle anderen und schauen unser Trash TV. Oder jeder an seinem Handy und wir reden nicht miteinander – ganz normal.
Nino: Ab und zu versuchen wir auch wegzufahren – da gibt es glücklicherweise meine Eltern, die auf den Hof schauen können.
Was möchtet ihr euren Kindern fürs Leben mitgeben?
Cheyenne: Dinge wie gute Manieren, oder dass jeder Mensch gleich viel wert ist – das habe ich auch von meinen Eltern auch mitbekommen. Und natürlich auch die Hof-Werte, der Stellenwert der Tiere. Natürlich würden wir uns wünschen, dass eines der Kinder das auch später mal weiterführt. Die Mavie liebt die Tiere jedenfalls, die ist jeden Tag draußen. Aber wenn sie nicht wollen, zwingen wir sie bestimmt nicht.