Ein ungewöhnliches Verfahren stand gestern im Grazer Straflandesgericht vor der Richterbank. Ein Ehepaar musste sich verantworten, weil es ein vermögendes Opfer um 1,6 Millionen Euro erleichtert haben soll. Das Opfer, eine 61-jährige Frau, die aus einem bekannten Adelshaus stammt, soll dabei in ein Verwirrspiel mit Versicherungen gelockt worden sein.
Mit knapp 30 Jahren hatte die Adelige von ihrem Vater in der Schweiz 7,2 Millionen Euro geerbt. Das Geld war in der Schweiz angelegt. Als die Frau in die Steiermark zog, überredete ihr Versicherungsagent sie, das Geld zu seiner Versicherung zu transferieren. Dann trat die 53-jährige Schwester des Agenten mit ihrem gleichaltrigen Mann auf den Plan. Die beiden sollen das Geld von einem Depot ins nächste transferiert haben. „Es begann ein einmaliges, brillantes Verwirrspiel“, formulierte es ein Freund des Opfers, der die Sache aufdeckte.
Mehrere Zivilverfahren
Wie sich zeigte, bezahlte die Adelige jeden Monat doppelt: Die Frau überwies einerseits der Versicherung die Prämien für tatsächlich existierende Polizzen, andererseits noch einmal die gleiche Summe auf ein Konto der Angeklagten. Um ihr Treiben zu verschleiern, schärfte die Beschuldigte ihrem Opfer ein, die Post von der Versicherung immer ungeöffnet zu ihr zu bringen. Derzeit laufen mehrere Zivilverfahren, unter anderem gegen die Versicherung.
Die Frau wurde wegen schweren Betrugs zu viereinhalb Jahren Haft, ihr Mann wegen Geldwäsche zu einer teilbedingten Haft von zwei Jahren verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.