Heute Vormittag wird am Landesgericht Graz der Prozess wegen der Böllerexplosion in Kapfenstein im Jahr 2014 fortgesetzt. Der Prozessbeginn hat sich dabei aber wegen eines "Zwischenfalls" um mindestens eine Stunde verzögert, die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Der Hauptangeklagte war nicht erschienen, auch von den sechs Zeugen war nur einer anwesend.

Erst zum Beginn des Verfahrens wurde der Grund für die Verzögerung von der Richterin genannt: Es soll in der Früh ein Brandanschlag auf die Autos des Hauptangeklagten vereitelt worden sein. Ein offener Kanister mit abgebrannter Zündschnur wurde zwischen den beiden Wagen von ihm und seiner Frau gefunden. Am Asphalt fanden sich Brandspuren, der Kanister ist aber nicht explodiert.

Der Hauptangeklagte sagte selbst unter Tränen aus, er hätte so etwas niemals selbst inszeniert: "Meine Kinder sind in dem Haus!". Der Angeklagte vermutete, der Täter komme selbst aus der Pyrotechnik-Szene. Die Frau des Angeklagten sei zudem vor einiger Zeit beim Einkaufen in Gleichenberg von einem Mann mit dem Handy fotografiert worden.

"War mir als Bastler bekannt"

Nachdem sich im Gericht die Aufregung um den missglückten Anschlag auf den Hauptangeklagten gelegt hatte, konnte der Prozess gegen 11.00 Uhr doch noch planmäßig beginnen. Ein Zeuge, der mit Feuerwerkskörpern aller Art handelte, gab an, er habe beim Erstbeschuldigten nie etwas gekauft: "Er war mir als Bastler bekannt", erklärte er seine Vorbehalte.

Keine Ladekabel oder Pinzetten

Beim Eintritt in den Verhandlungssaal wurden alle Personen strengstens kontrolliert, nicht einmal Handyladekabel oder Pinzetten durften mitgenommen werden. Der Raum selbst wurde von Sprengstoffexperten durchsucht, erst dann wurde der Prozess tatsächlich begonnen. Zunächst wollte einer der Beschuldigten eine Aussage machen. Was den Mann so erboste, war, dass der Hauptangeklagte Knallkörper billiger verkaufte, als er das Material dafür bei ihm bezogen hatte. "Ich hätte ihn sofort angezeigt, wenn ich das gewusste hätte", wiederholte er mehrmals. Richterin Barbara Schwarz versuchte ihm zu erklären, dass es hier nicht um die Verkaufspraxen des 33-Jährigen gehe, sondern um illegale Produktion.

"Probeschießen" war nur eine Hausmesse

Ein anderer Zeuge, der sich erst nach einiger Zeit daran erinnerte, dass er sein angeblich stillgelegtes Pyrofachgeschäft kurz vor Jahresende doch wieder habe aufleben lassen, hatte vom 33-Jährigen Ware angeboten bekommen. Er kaufte aber nichts: "Er war mir als Bastler bekannt", schilderte der Zeuge. Er verwehrte sich auch dagegen, dass er zu "Probeschießen" geladen habe. "Das war eine Hausmesse, und wir haben nur Attrappen gehabt", beschrieb er. "Wozu", fragte die Richterin. "Um zu zeigen, wie gefährlich diese Sachen sind", lautete die Antwort.

Doch kein Urteil morgen

Die Ausführungen des Sprengstoffexperten wurden für den Nachmittag erwartet. Da einige Zeugen krank sind, kündigte die Richterin bereits am Mittwoch eine Verschiebung des für Donnerstag geplanten Urteils an.

Zwei Personen, Vater und Sohn, starben bei der Explosion in einer nicht genehmigten Produktionsstätte auf einem Bauernhof. Acht Personen waren in dem Prozess, der im Oktober begonnen hat, angeklagt. Einer hat bereits eine Verurteilung wegen Falschaussage ausgefasst.