"Es gibt nichts, was nicht auf einem Herz oder Schild Platz hätte", schmunzelt Barbara Stüger. Die Unternehmerin aus Bad Aussee hat sich der Holzbrandtechnik, im Fachjargon Pyrografie, verschrieben. Was manche mit einem Lötkolben als Hobby machen, läuft bei der ausgebildeten Grafikerin auf professionellem Niveau.
Mit Brenngeräten gestaltet sie Bretter, Holzrindenschilder oder auch Schützenscheiben nach individuellen Wünschen ihrer Kunden. Viele kennen sie auch von Kirtagen oder Jahrmärkten, auf denen sie Widmungen direkt auf Herzen aus Holz brennt.
Ursprung war der Altausseer Kirtag
Begonnen hat alles vor 60 Jahren am Altausseer Kirtag. "Schon damals gab es eine Frau im schwarzen 'Kloth-Kleid', die bemalte und mit Sprüchen versehene Kirschholzherzen zum Verkauf angeboten hat", weiß Stüger. Ihre Mutter Vroni hatte diese Tradition schließlich fortgeführt. "Seit 25 Jahren bin ich nun aktiv", sagt die Bad Ausseerin.
Und sie hat aus punktuellen "Auftritten" den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt: Vor acht Jahren eröffnete sie ihr erstes Geschäft in Bad Aussee. Eine fixe Adresse für originelle Geschenkideen und lustige Sprüche. "Ich liebe dich", "Prinzessin" und "Lausdirndl" gehören zu den häufigsten Motiven. Aber auch "Grandscherm", "Zwiderwurzn" und "Heit nit" seien sehr beliebt.
Als Frau in einer Männerdomäne
Der Anfang als Unternehmerin sei nicht einfach gewesen, sagt Stüger. Nicht zuletzt, weil Holz eine Männerdomäne sei. "Manche haben mich als Frau einfach nicht akzeptiert", erinnert sie sich an eine "Lieferung", bei der ein Tischler immer wieder "den Chef" sprechen wollte. "Das bin ich, hab ich ihm erklärt. Geglaubt hat er mir's erst, als ich das Geld auf den Tisch gelegt habe."
Wirtschaftlich ist sie – unterstützt von Ehemann Peter Schönauer, ihrer Mutter und mittlerweile drei Beschäftigten – durchaus erfolgreich. Jetzt wurde sogar eine zweite Filiale eröffnet – in Hallstatt. Und Stüger wird samt Team auch immer wieder direkt gebucht. Etwa zum dritten Mal in Folge schon beim Jägerball, auch beim Bauernbundball war sie schon. "Da gestalten ich und mein Team innerhalb von fünf Stunden schon einmal mehr als tausend Herzen."
"Wir spüren die Teuerung"
Wobei es Höhen und Tiefen gibt. "Corona war eine schwierige Zeit für uns und jetzt spüren wir die Teuerung. Den Leuten bleibt einfach weniger Geld übrig und dann wird bei Geschenken gespart." Früher seien schon einmal 70 Euro für ein größeres Präsent ausgegeben worden. "Heute sind es vielleicht 40 Euro, aber klar, wenn der Leasingvertrag des Autos plötzlich um 120 Euro mehr kostet, dann ist es schwierig", spielt sie auf die Zinserhöhungen an.
Innovativ und investitionsfreudig bleibt die Frau mit künstlerischer Ader dennoch: So hat man erst kürzlich einen neuen Laser-Cutter angeschafft. Jetzt werden vom Tortentopper bis zum Willkommensloop in kürzester Zeit kreative Motive geschnitten. Außerdem kann die Maschine auch Fotoporträts auf Holz brennen. Im Online-Shop kann man etwa schmökern, was gestalterisch möglich ist.