Der eventuelle Wolfsriss in Mitterberg-St. Martin zu Beginn der Woche sorgt weiterhin für große Verunsicherung im Ennstal. Wie die Kleine Zeitung berichtete, wurden auf einer Weide zwischen mehreren Bauernhöfen drei Schafe mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer eines Wolfs. Besorgte Landwirte ziehen nun schon in Erwägung, das Vieh heuer nicht auf die Almen zu treiben.
Nun machen Fotos die Runde, die ein Reh ohne Kopf zeigen und die Gerüchte um einen eventuellen Wolfsriss weiter befeuern. Tatsächlich hat am Freitag ein Wanderer neben einem Güterweg in Pruggern eine tote Schmalgeiß (ein rund einjähriges weibliches Reh) ohne Kopf, mit "angefressener" Flanke entdeckt und der Polizei gemeldet.
"Schakal oder starker Fuchs"
Die Beamten verständigten den Bezirksjägermeister des Jagdbezirks Gröbming, Johann Trinker, dieser wiederum den Obmann der Jagdgesellschaft Pruggern, Peter Moser. Er machte sich gestern ein erstes Bild am Ort des Geschehens. "Da es sich um massive Gewalteinwirkung handelte, haben wir beschlossen, Rissbegutachter Wilfried Laubichler dazuzuholen", erklärt der Jäger, der im Fall des toten Rehs in Pruggern auch einen "Schakal oder starken Fuchs" als Täter nicht ausschließen würde. "Es braucht aber noch weitere Untersuchungen."
Der Liezener Amtstierarzt und Rissbegutachter Wilfried Laubichler nahm Freitagabend an Ort und Stelle DNA-Proben. Auf die Ergebnisse müsse man, so wie auch auf die beim eventuellen Wolfsriss in Mitterberg-St. Martin genommenen Proben, rund ein bis zwei Wochen warten. "Ob es sich um einen Wolf handelt, kann man noch nicht sagen. Ich würde auch einen Hund oder Fuchs nicht ausschließen", erklärt der Experte.
"Die Spuren sehen mehr nach Nagen und Beißen aus und nicht nach Reißen, wie es der Wolf macht, bei dem ja eine ganz andere Kraft dahinter ist." Nun heiße es einmal abwarten, so der Rissbegutachter, der vorschlägt, weiterhin aufmerksam zu sein, sich aber nicht zusätzlich durch ungeprüfte Nachrichten in den sozialen Medien verunsichern zu lassen.
Weitere Fälle
Im Laufe des Samstags tauchten noch weitere Fotos gerissener Rehe auf, unter anderem aus Michaelerberg. Amtstierarzt und Rissbegutachter Wilfried Laubichler wurde verständigt. Am Samstagabend konnte dieser Entwarnung geben, er hatte sich vor Ort ein Bild gemacht: "Aufgrund des Rissbildes kann ausgeschlossen werden, dass das Tier von einem Wolf erlegt worden ist."
Peter Kettner, Obmann der Landwirtschaftskammer Liezen, bittet unterdessen all jene, die mögliche Wolfsriss-Opfer finden, den Fundort auch richtig zu sichern. "Es ist wichtig, dass der Kadaver mit einer Folie bedeckt wird, damit keine anderen Tiere davon fressen, wie der Fuchs zum Beispiel. Nur so können wir zu eindeutigen Resultaten kommen."
Im Nachhall des jüngsten Risses in Mitterberg-St. Martin hat sich auch das Land Steiermark entschlossen, bald eine Verordnung zu schaffen, um Problemwölfe (wie in Kärnten oder Tirol möglich) entnehmen zu können.