Ein Meer aus Uniformierten vor der Lassinger Kirche: Rund 100 Polizeikräfte samt interner Krisenunterstützung kamen am Dienstag in die Heimatgemeinde ihres verstorbenen Kollegen, um ihn zu verabschieden. Neben den Beamten waren auch Hunderte Trauergäste vor Ort – so viele, dass sie nicht mehr alle in die Kirche passten und dem Trauergottesdienst draußen über Lautsprecher folgen mussten.

Acht Tage ist es her, dass der 59 Jahre alte Postenkommandant auf der Polizeiinspektion Trieben von seinem 46-jährigen Kollegen erschossen wurde. "Er verlässt wie viele Male sein Haus in Lassing, um seinen Dienst anzutreten. Er macht die Haustüre zu und niemand, kein Mensch, denkt daran, dass er sie nie wieder öffnen wird." Mit diesen Worten begann Jagdfreund Wolfgang Mündler seine Ansprache über den Verstorbenen.

Kollegen sind betroffen

"Wenn man ihn um Hilfe gefragt hat, war er da", berichtete er. Als er ihm zum Schluss ein letztes Weidmannsheil aussprach, brach seine Stimme. Er war nicht der einzige, der tief berührt zu sein schien: Ein Polizist wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen, ein anderer biss sich auf die Unterlippe.

"Wenn man im Bezirk gemeinsam Dienst macht, entstehen schließlich Freundschaften. Da geht man dann auch mal gemeinsam wandern oder auf ein, zwei Bier", erklärte Polizeisprecher Heimo Kohlbacher die Betroffenheit.

Drei tödliche Schüsse

Unbegreiflich für viele die Todesumstände: Der 59-Jährige war erst knapp ein halbes Jahr zuvor Chef der Triebener Inspektion geworden. An seinem Todestag stellte er einen jüngeren Kollegen wegen eines nicht protokollierten Arbeitsunfalles zur Rede.

Der Kommandant wollte den Vorfall weitermelden, sein Untergebener verließ für etwa zehn Minuten das Zimmer. Dann kam er zurück und hat nachgefragt, ob man den Vorfall nicht anders regeln könne. Nachdem der Kommandant verneinte, fielen vier Schüsse – drei trafen ihn tödlich. So weit die Erhebungen.

"Ohne Sinn aus unserer Mitte gerissen"

Der Lassinger Pfarrer Adrian Aileni weiß: "Seine drei Töchter begeisterte er für den Polizeiberuf. Jetzt wurde er aus unserer Mitte gerissen – ohne Sinn." Der Geistliche war bei der Messe gemeinsam mit dem Triebener Pfarrer und dem Polizeiseelsorger vertreten.

Die letzte Ehre erwiesen dem 59-Jährigen auch Innenminister Gerhard Karner, Landeshauptmann Christopher Drexler und Landespolizeidirektor Gerald Ortner. Letzterer hielt ebenfalls eine Ansprache beim Gottesdienst: "Es gibt Situationen, die uns ohne Worte zurücklassen. Ein Schicksalsschlag wie dieser lässt uns zweifeln am Sinn und der Gerechtigkeit des Lebens."

"Nie vergessen"

Er bezeichnete den Kommandanten als hilfsbereit, bescheiden und loyal. "Er scheute sich nicht, Verantwortung zu übernehmen. Er führte die Polizeiinspektion Trieben in umsichtiger Weise. Wir werden ihn vermissen und niemals vergessen."

Dieser Meinung ist auch Lassinger Bürgermeister Engelbert Schaunitzer: "Das heute ist zwar eine Art Abschluss, aber wir werden nie vergessen. Immer, wenn man bei seinem Haus vorbeifährt, wird man wieder daran denken", sagte er gegenüber der Kleinen Zeitung.

Drexler hielt keine Ansprache beim Gottesdienst, ebenso wenig wie Karner. "Es war kein offizieller Auftritt als Minister, sondern ein Trauerbesuch", erklärt Kohlbacher die Hintergründe. Nach dem zirka einstündigen Gottesdienst wurde der Sarg – musikalisch begleitet von der steirischen Polizeimusik – weggebracht. Der Verstorbene wird eingeäschert.