Das Entsetzen über den Zustand des Dachsteins war im heurigen Sommer vielen Besuchern ins Gesicht geschrieben. Die große Hitze und Regen bis auf 3500 Höhenmeter ließen Gletscherspalten noch und nöcher aufklaffen, von einer Begehung des Hohen Dachsteins ohne Bergführer wurde dringend abgeraten. Man könne dem Gletscher erste Reihe fußfrei beim Sterben zusehen, so der einhellige Tenor.
Besonders dramatisch ist die Situation an den Stützen der Schlepplifte am Dachsteinplateau. Als traurige Überbleibsel ragen sie in die Höhe, links und rechts geht es steil hinab, zudem reicht der Fels bereits bis zu den bestehenden Trassen. Nun zogen die Planaibahnen die Reißleine: "Es wird dieses Jahr keinen Herbst- und auch keinen Winterskilauf auf dem Dachstein geben", bestätigt Geschäftsführer Georg Bliem das Ergebnis einer Mitarbeiterbesprechung vom Montag.
Endgültiges Ende des Skilaufs?
"Es fehlen rund fünf Meter Schnee. Wir müssten die Stützen um fünf Meter versetzen und die Gletscherspalten auf den Pisten schließen." Auch wenn der Herbstskilauf im Oktober und November die wirtschaftlich stärkste Zeit sei, "können wir das nicht verantworten. Es geht hier nicht nur um die wirtschaftliche Verantwortung, sondern auch jene gegenüber der Natur", so Bliem.
Hat man damit das Ende des Skilaufs am Dachstein besiegelt? "Wir werden das Thema im Frühjahr erneut evaluieren. Aber eine neue Eiszeit wird wohl nicht so schnell kommen", will sich der Planai-Chef nicht endgültig festlegen. Im gleichen Atemzug betont er: "Die Pendelbahn auf den Dachstein ist voll im Betrieb, Ende nächster Woche geht der Loipenbetrieb los. Auch die Skitourenüberquerungen werden möglich sein."
Grüne fordern Neuausrichtung
Eine Botschaft, die den steirischen Grünen gar nicht gefällt: "Wir fordern einen Neustart für einen nachhaltigen Tourismus am Dachstein", sagt Tourismussprecher Lambert Schönleitner. "Es geht keinesfalls darum, den Tourismus komplett abzudrehen. Wir müssen aber angesichts des fortschreitenden Klimawandels auf Qualität statt Masse setzen."
Das Ende des Skiliftbetriebes sei dabei ein erster wichtiger Schritt. Als Nächstes auf der grünen Abschussliste: der Eispalast. "Es kann nicht sein, dass die Eishöhle und die Kunsteis-Figuren mit enormem Energieaufwand gekühlt werden. Diese Peinlichkeit muss rasch ein Ende finden", findet Schönleitner harte Worte. Man werde dazu eine parlamentarische Anfrage an Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl einbringen.
Weitere Gästebeschränkung nicht notwendig
Das sieht der Planai-Chef anders: "Wir haben beim Eispalast nach der Kritik im vergangenen Jahr nochmals nachgebessert. Mit einem eigenen Schleusensystem am Eingang kühlen wir die Gäste de facto selbst herunter und brauchen dadurch viel weniger Energie." Außerdem werden nur mehr 40 Gäste gleichzeitig eingelassen. "Wir arbeiten hier viel nachhaltiger als die meisten Eispaläste in Europa."
Die von Schönleitner ebenso geforderte weitere Beschränkung der Tagesgästezahl sei laut Bliem nicht notwendig: Die maximal möglichen 2500 Personen erreiche man "nur an acht Tagen im Jahr". Gerade im Winter seien es eher 700 bis 800 täglich.
Was aber nicht heiße, dass man sich mit der "neuen Realität" am Dachstein nicht beschäftige, so der Planai-Chef. Ab November wird ein Strategieprozess zur Zukunft des Dachsteins gestartet, die bereits in Planung befindliche neue Bergstation mit integrierter Fotovoltaik-Anlage soll den Betrieb energieautark machen. "Wir tun hier sehr viel. Ich habe ein gutes Gewissen", schließt er.