Sie sind ein beliebtes Fotomotiv und zieren zahlreiche Urlaubsbilder – die Ziegen am Spiegelsee auf der Reiteralm. Am vergangenen Sonntagnachmittag war es mit der Idylle allerdings vorbei. Zwei Hunde – nach Polizeiangaben ein deutscher und ein belgischer Schäferhund (Malinois) – haben eine Geiß, die ein Kitz geführt hat, beim nahe gelegenen Untersee ins Visier genommen und gehetzt. Die Geiß habe in weiterer Folge eingeschläfert werden müssen, ihr fünf Monate altes Kitz sei seither verschwunden, berichtet Besitzer Andreas Knauß.
"Die Hundebesitzer, es waren Tschechen, wollten sich aus dem Staub machen. Dank der Polizei und einiger Passanten sind sie aber noch erwischt worden", erzählt er.
Hundeverbot angedacht
Weil es in dem Gebiet schon früher zu Vorfällen gekommen ist, steht dort jetzt ein Hundeverbot im Raum – nicht das erste im oberen Ennstal (siehe Faktbox). Grundbesitzerin Sabrina Laubichler: "Es reicht endgültig. Wenn du die Leute auf die Leinenpflicht hinweist, wirst du entweder blöd angeredet oder sie leinen die Tiere zwei Meter weiter wieder ab." Sie wolle sich nun erkundigen, wie das Verbot durchgesetzt werden kann. "Wenn es machbar ist – wovon ich ausgehe – dann mache ich es", so Laubichler.
Vonseiten der zuständigen Gemeinde Schladming seien Leinenpflicht-Kontrollen versprochen worden, passiert sei allerdings nichts, kritisiert Landwirt Knauß. Es seien in dem betroffenen Gebiet auch Hinweistafeln angebracht, "die Leute leinen ihre Hunde aber trotzdem nicht an".
Bürgermeister Hermann Trinker bedauert den Vorfall und hofft, "dass die Halter ordentlich bestraft werden". Überall Kontrollen durchzuführen, sei technisch nicht machbar, sagt er. Der Schwerpunkt liege auf dem Untertal (Ortsteil Rohrmoos), wo ein Naturparkbetreuer aus dem Sölktal einmal und eine Sicherheitsfirma zweimal pro Woche unterwegs seien. Besonderes Augenmerk wird auf Wildcampen und die Einhaltung der Leinenpflicht gelegt. "Im Gemeindegebiet ist außerdem ein Wegekontrolleur unterwegs, der ebenfalls angehalten ist, auf die Leinenpflicht hinzuweisen."
Kiefer zertrümmert, Bisswunden an Kehle und Rücken
Nachdem sie aufgehalten wurden, hätten die tschechischen Hundebesitzer angegeben, wo die Ziege ungefähr zu finden sei. "Ich bin dann zu ihr aufgestiegen, habe auch den Tierarzt gerufen. Die Ziege war noch nicht tot – die Kehle war offen, die Halsschlagader aber nicht betroffen", sagt ihr Besitzer.
Der Arzt habe sich die Bisswunden vor Ort angeschaut, dem Tier Schmerzmittel und Antibiotika verabreicht und Knauß an einen Kollegen verwiesen. "Ohne Röntgen hat er nicht viel sagen können. Dabei hat sich später herausgestellt, dass der Kiefer komplett zertrümmert ist. Der Tierarzt hat die Ziege dann gleich eingeschläfert", sagt Knauß und ergänzt: "Das Kitz haben wir nicht mehr gefunden, wir wissen nicht, wo es ist."
Die Hundebesitzer wurden angezeigt, müssen laut Polizei auch mit "privatrechtlichen Forderungen des Besitzers rechnen".