"Hallo, griaß di!", wird man freundlich begrüßt, wenn man das Geschäft direkt an der Bundesstraße in Gams bei Hieflau betritt. "Adeg Lussmann", steht draußen über der Tür – Gründer und Inhaber des Geschäftes ist nämlich der 91-jährige Hermann Lussmann. Er steht gerade an der Kasse mit einem Weckerl und einer Packung Würstel. "Wenn sonst nix geht, kauf i ein", sagt er und lacht.

Lussmann ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger. "Das Wichtigste ist, dass es jemand ist, der die Nahversorgung auf jeden Fall weiter betreibt. Jemand anderem würde ich es nicht geben", meint er. Mittlerweile gebe es schon Interessenten. "Wenn es passt, würde ich das Geschäft schon morgen übergeben. Auf jeden Fall will ich es dieses Jahr noch über die Bühne bringen."

Gründung vor zwölf Jahren

Lussmann hat das Geschäft vor zwölf Jahren gegründet. "So etwas mit 79 zu machen, ist nichts Alltägliches. Aber hätte ich es nicht getan, hätte es keine Nahversorgung mehr gegeben", erzählt er.

Zwei Geschäfte habe es vorher gegeben - eines davon im Lussmann-Haus. 2010 sind die Betreiber beider Läden in Pension gegangen. Die Nahversorgung zu erhalten, war dem Gamser ein großes Anliegen, der Ort ist ihm wichtig: "Ich war ja fast 25 Jahre Bürgermeister."

All-in-one-Geschäft

Wenn man sich etwas umschaut, wird einem klar: Hier gibt es fast alles. Adeg Lussmann ist Lebensmittelladen, Postpartner, Bank und Trafik in einem. Lotto-Lose und Zigaretten hinter der Kasse, eine Wurst- und Käsetheke rechts daneben, Drogerieprodukte im Regal ums Eck. Die Verkaufsfläche könne sogar noch vergrößert werden. Durchquert man den Verkaufsraum, kommt man in ein Kaffeestüberl.

"Hier gibt es alles, was man für den alltäglichen Bedarf braucht", erklärt Lussmann. Das Angebot läuft über Adeg: "Das ist ja eigentlich eine Vereinigung von selbstständigen Kaufleuten." Lussmanns Großvater sei Mitbegründer von Adeg im Bezirk Liezen gewesen, erzählt er.

Treffpunkte für die Kaffeerunde

Lussmann geht nach hinten ins Kaffeestüberl, um sich einen Kaffee zu machen. Er ist flott unterwegs, das Alter kennt man ihm nicht an. Aber er sei heute etwas müde, erklärt er und wählt bei der Kaffeemaschine einen Cappuccino aus. Es ist 15 Uhr, das Stüberl ist leer. "Vormittags treffen sich hier oft die Damen zum Kaffeetrinken, die Herren kommen gegen 16 oder 17 Uhr", sagt er und schmunzelt.

Zwei Männer betreten das Kaffeestüberl und wollen sich ebenfalls einen Kaffee herunterlassen. Verkäuferin Ilse Stangl eilt herbei und hilft ihnen. Sie ist an diesem Tag alleine im Einsatz. Dass sie viel zu tun hat, scheint ihre Laune nicht zu trüben. "Es ist auch ein Anliegen von mir, dass Ilse und die beiden anderen Damen – Sieglinde und Margit – hierbleiben können. Das hat sich gut bewährt", sagt Lussmann.

Er selbst sei nicht im Verkauf, erzählt er. Sein Tagesablauf: Jeden Tag schauen, ob alles in Ordnung ist. "Ein bisschen wie der liebe Gott", scherzt er. Außerdem erledigt er Aufgaben, die wichtig für die Buchhaltung sind.

Die lange Tradition des Lussmann-Hauses

Bei einem Rundgang durch das Geschäft lohnt es sich auch, einen Blick nach oben zu werfen: Vor der Kasse ist ein Deckenstuck zu finden. Die Jahreszahl 1848 weist darauf hin, dass Lussmanns Vorfahren sich schon vor langer Zeit in das Haus "eingenistet" haben, wie er es beschreibt. "Es gab einen Arzt, der hieß auch Hermann Lussmann, der hat in seiner Pension das Gebäude erworben und ein Geschäft gegründet. Ich glaube, es war eine Apotheke."

Das Haus wurde über viele Generationen weitergegeben, um 1990 herum verpachtet und seit 2010 fungiert es als Lokalität für Adeg Lussmann. Wohnungen und eine Garage beinhaltet das Anwesen ebenso. "Ich habe 60 Jahre lang hier gelebt, ich bin sogar hier geboren." Der 91-Jährige hat ein Haus gegenüber des Geschäftes gebaut, in dem er nun wohnt.

"Wir sind zufrieden"

Am Ende des Besuches bei Hermann Lussmann ist klar: Er hängt an dem Geschäft. "Ich hab von Anfang an gewusst, dass es funktionieren wird", erklärt er. Und er scheint recht behalten zu haben: "Es wird gut angenommen, wir sind zufrieden. Finanziell können wir alles gut decken."

Durch Corona sei der Umsatz sogar gestiegen – "weil die Leute nicht mehr weggekommen sind". Andererseits sei die Landflucht groß. Lussmann denkt aber, dass diese langsam ein Ende finde: "Noch mehr dünnt sich die Region wahrscheinlich nicht aus." Für die Zukunft hofft er darauf, bald fixe Nachfolger zu finden.