Es ist Samstag, der 21. Mai. In der katholischen Kirche in der obersteirischen Marktgemeinde Gröbming ist gerade die Firmung im Gange. "Ein paar Reihen vor uns ist eine Frau plötzlich nach rechts gekippt und auf den Mittelgang gefallen", sagt Johann Brandstätter aus Pruggern. "Wir haben einen Rumpler gehört und erst gedacht, die Dame ist einfach aus der Bank gefallen. Dann haben wir gesehen, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein ist", berichtet Marlene Schlüßlmayr. Sie geht, gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Mann, zu der Frau, Brandstätter läuft ebenfalls zu ihr. "Es sind von allen Seiten mehrere Leute gekommen", erläutert er. "Wir haben dann Atmung und Puls kontrolliert – und nichts gefunden." Während die einen die Rettung alarmieren, starten Schlüßlmayr, Brandstätter und eine weitere Frau die Erste-Hilfe-Maßnahmen. 

Schon kurze Zeit später, "nach ein bis zwei Minuten", erlangt die 84 Jahre alte Frau das Bewusstsein wieder. "Sie ist dann wieder verfallen, und wir haben weitergemacht. Das Ganze ist zwei-, dreimal so gegangen. Dann ist auch die Rettung schon gekommen", so Schlüßlmayr. Das Rote Kreuz übernimmt, die Dame wird ins Auto eingeladen und zur nahe gelegenen Ortsstelle gebracht. Dort wartet die Crew eines Rettungshubschraubers, die die Frau ins Krankenhaus nach Rottenmann bringt. Die Ärzte stellen später fest, dass sie einen Lungeninfarkt erlitten hat.

"Sie war schwach, aber wieder da"

"Es hat mich so gefreut, als sie kurz die Augen aufgemacht hat. Man hat zwar gesehen, dass sie schwach ist, aber sie war wieder da", sagt Schlüßlmayr. Es sei überraschend für sie selbst gewesen, dass "ich so wahnsinnig gelassen war". Sie habe gewusst, dass alles gut gehen werde. Vor etwa einem Monat sei in der Ordination, in der sie arbeitet, eine Notfallschulung abgehalten worden – "das hat mir Sicherheit gegeben", berichtet die Mitterbergerin. "Auch das Rundherum hat gepasst", in der Kirche habe Ruhe geherrscht, niemand sei in Hektik oder Panik verfallen.

"1000 Mal bedankt"

Beide – Schlüßlmayr und Brandstätter – erhalten zwei Tage später einen Anruf von der Nichte der Dame. "Sie hat sich 1000 Mal bedankt, gesagt, dass wir ihrer Tante das Leben gerettet haben und sie jetzt stabil ist", freut sich Erstere und ergänzt: "Die Verwandten haben gar nicht mitgekriegt, um wen es sich handelt – weil die Dame gesundheitlich sehr gut beieinander ist, haben sie auch nicht damit gerechnet, dass sie das sein könnte."

"Dass ich helfe, war für mich ganz selbstverständlich. Es hat mich aber verwundert, dass jemand anruft. Ein 'Danke' hörst du selten – und jetzt macht sich jemand sogar die Arbeit und recherchiert, wer die Helfer gewesen sind", sagt Brandstätter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Pruggern. "Und natürlich habe ich mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass wir es hingebracht haben."