Gemeinsame Presskommuniqués bringen selten mehr Klarheit. So auch am Tag nach der Demonstration für die Chirurgie in Bad Aussee.

In einer Aussendung, die die Bürgermeister und Vizebürgermeister des Steirischen Salzkammergutes (auch Bad Mitterndorf) unterfertigt haben, wird die Kürzung mehr oder weniger hingenommen.

Anders beim Forum Pro-LKH. Das siebenköpfige Gremium, das derzeit an einem Webauftritt feilt, steht nach wie vor für den Vollerhalt. "Eine Fünf-Tages-Station ist inakzeptabel. Wir bitten und fordern die Kages, insbesondere auch Aufsichtsratsvorsitzenden Günter Dörflinger auf, eine Spezialisierung in Bad Aussee zu etablieren, die die Fallzahlen in die Höhe bringt."

"Wir sind dialog- und kampfbereit"

Damit, so hofft man, soll die Chirurgie so ausgelastet werden, dass sie auch für Operationen sieben Tage in der Woche geöffnet haben kann. Nachsatz: "Dafür sind wir dialog- und kampfbereit."

In dem gemeinsamen Schreiben der Bürgermeister verweist man hingegen auf den Rechnungshofbericht vom Oktober 2020. Dort werde festgehalten, "dass bis dato die Auflagen der Betriebsbewilligung nicht erfüllt werden können, ohne dass sich die Kages-Leitung einem enormen Haftungsrisiko aussetzt."

Vollchirurgie "nicht zu bewerkstelligen"

Man stimmt überein: "Aufgrund des – nicht nur regionalen – Personalmangels kann eine Weiterführung der chirurgischen Leistungen an sieben Tagen in der Woche nicht bewerkstelligt werden. Nur die Neustrukturierung ermöglicht es, die chirurgischen Leistungen und die Betriebsbewilligung zu erhalten."

Unterschiedliche Deutungshoheit

Und dann steht da der Satz: "Die Neustrukturierung darf keine Verschlechterung bringen – weder für Bevölkerung noch Bedienstete." Die Deutungshoheit darüber, was das nun konkret heißt, sieht vermutlich unterschiedlich aus.

Die Bürgermeister folgen jedenfalls der Kages-Schlussfolgerung: "Der chirurgische Ambulanzbetrieb wird 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche aufrecht bleiben. An den Operationstagen Montag bis Freitag werden weiterhin die Eingriffe laut OP-Katalog wie in bisheriger Form durchgeführt."

Einig ist man sich auch darüber, dass verstärkt Ärzte für das Ausseerland gesucht werden sollen.

"Nichts in Stein gemeißelt"

Altaussees Bürgermeister Gerald Loitzl ergänzt: "Die Presseaussendung ist quasi ein Status quo über das, was wir im Gespräch mit Kages-Chef Gerhard Stark und Aufsichtsratsvorsitzendem Günter Dörflinger nach der Demonstration besprochen haben. Da ist nichts in Stein gemeißelt."

Noch habe es auch keine Möglichkeit gegeben, sich mit dem Forum Pro-LKH abzustimmen. "Wir wollen mit ihnen einen Schulterschluss herstellen", so Loitzl, der meint: "Wir sind nicht am Gängelband der Politik, wir sind ausschließlich der Bevölkerung verpflichtet."

Nach Personalaufstockung wieder Vollchirurgie

Die Bad Ausseer Stadträtin Alexandra Steinwidder von den Grünen sagt, dass es zu wenig Personal gebe, sei ein "systemimmanentes Problem der Landespolitik". Was mir in dem Bürgermeisterbrief fehlt: "Es steht nirgendwo, dass es – sobald der örtliche Ärztemangel behoben wurde – eine Rückkehr zum Vollbetrieb gibt. Das fordern wir!"