Aufgeregtes Hundegebell, heitere Gespräche unter den umstehenden Männern. In diese Geräuschkulisse mischt sich ein lauter werdendes, unverwechselbares Knattern. Es verkündet die Ankunft einer Alouette III aus Aigen im Ennstal, die als kleiner Punkt am vom Saharastaub eingetrübten Himmel auftaucht und rasch näherkommt. Einer der rotbejackten Männer löst sich aus der Gruppe, entfernt sich ein Stück und kniet nieder, um dem Hubschrauber seinen Landeplatz zu weisen. Die Maschine setzt auf, die Rotoren drehen sich immer langsamer, bevor sie endgültig stoppen.
Es ist Freitag, früher Vormittag. Auf der Tauplitzalm haben sich ganz in der Nähe des Hollhaus-Parkplatzes 25 Mitglieder der Such- und Lawinenhundestaffel Steiermark eingefunden. Kurz bevor der Hubschrauber eingetroffen ist, hat Staffel-Referent Norbert Pichler das Wort ergriffen und die Anwesenden zum Flugtag begrüßt. Dann erläutert er den Ablauf der folgenden Stunden. „Die Maschine kommt um 9 Uhr, wird abgestellt, die Crew übernimmt die Einweisung. Später geht’s hinauf auf den Berg, danach fahren wir mit den Tourenski ab und absolvieren das Fliegen an der Winde."
Die Crew erklärt
Die Türen des Hubschraubers öffnen sich, ihm entsteigt die Crew, angeführt von Udo Koller, Pilot und Kommandant des Fliegerhorstes in Aigen. Nach der Begrüßung und einem kurzen Austausch mit einigen Bergrettern, erläutert der Oberstleutnant, worauf es bei der Annäherung an den Hubschrauber zu achten gilt. „Man geht immer von vorne oder von der Seite an die Maschine heran – hinten im Bereich des Heckrotors wird's gefährlich, und die Crew sieht nicht, was dort passiert“, erläutert der Kasernenkommandant.
Danach sind Bordtechniker und Flugretter am Zug. Sie erklären, wie das richtige Einsteigen in das Fluggerät und der Transport an der Seilwinde hängend funktionieren. Zur Wiederholung, denn die heute Anwesenden sind allesamt „alte Hasen“, was Hubschrauberflüge angeht. Lediglich vier vierbeinige Retter absolvieren heute ihre ersten Flüge.
„Wir bekommen bei Einsätzen oft Unterstützung von Hubschraubern. Die Hunde müssen Lärm und Wind, der von den Maschinen ausgeht, dann natürlich gewöhnt sein. Das Bundesheer ist für uns ein unerlässlicher Partner, die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend“, erläutert Lawinenhunde-Referent Pichler. Der erste Punkt auf der Tagesordnung ist ein Flug im Innenraum. Doch zuvor werden die Tourenski der Einsatzkräfte in den Hubschrauber geladen. Ein Bergretter steigt ebenfalls mit ein – er und das Equipment werden zum ersten Zielpunkt gebracht.
Erst Hund, dann Herrl
"Teilt's euch ein in Zweierteams, schaut's, dass die Hunde zusammenkommen, die sich gut vertragen", lautet die Anweisung Pichlers in der Zwischenzeit. Nach wenigen Minuten ist der Hubschrauber zurück. Die ersten beiden Retter knien am Landeplatz, die Köpfe eingezogen, die Hunde neben sich, der Einweiser hebt beide Arme in die Luft. Dann geht alles ganz schnell: Die Maschine setzt auf, zuerst wird jeweils der Hund hineinmanövriert, danach folgt das Herrl. Die Tür schließt sich, der Hubschrauber hebt ab. Der Platz ist spärlich, die Vierbeiner bleiben dennoch gelassen. Hoch über dem Skigebiet geht's zum Sammelpunkt am Großen Tragl.
Wie angekündigt folgt die Abfahrt mit den Tourenskiern, die Hunde laufen nebenher. Und dann wird’s noch einmal richtig spannend. Der Hubschrauber fliegt an, schwebt in der Luft, während das Windenseil abgelassen wird. Der Flugretter, der zuvor bei den Hundeführern abgesetzt worden ist, greift am Boden beim Einhängen der Karabiner unter die Arme. Im Anschluss wird der Crew per Handzeichen Bereitschaft signalisiert und schon schweben Vierbeiner und Hundeführer dem Hubschrauber entgegen. Von jedem Mensch-Hund-Team wird in weiterer Folge ein kurzer Flug außen am Hubschrauber absolviert.
Gegen 15 Uhr – gut sechs Stunden nach seinem Beginn – ist der Flugtag vorbei. Alles ist reibungslos abgelaufen, unter den Blicken der Hundeführer entschwindet der Hubschrauber Richtung Aigen. Und die Retter selbst schreiten zur Nachbesprechung.