21 von 29 Bürgermeister des Bezirkes Liezen unterstützen bereits eine Petition, mit der ein Bekenntnis zum geplanten Leitspital und den Gesundheits- und Facharztzentren an den bestehenden Krankenhausstandorten abgegeben wird. „Damit die Menschen des Bezirks Liezen auch zukünftig von einer modernen, umfassenden und flächendeckenden Gesundheitsversorgung profitieren können, ist ein Umdenken und eine Strukturanpassung der derzeitigen Situation notwendig“, heißt es in der Petition.
Forderungen an die Landespolitik sind etwa „eine umfangreiche fachärztliche Ausrichtungen in den Disziplinen Kinder- und Jugendheilkunde sowie Neurologie im neuen Leispital“, die Sicherstellung der flächendeckenden Notarztversorgung im gesamten Bezirk, zusätzliche Primärversorgungseinheiten, speziell in den peripheren Gebieten des Bezirks, die Nachnutzung der bestehenden Krankenhäuser in Rottenmann, Schladming und Bad Aussee im Gesundheitssektor sowie eine Arbeitsplatzgarantie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der bestehenden Spitäler des Bezirks.
Bei einem Pressegespräch am Montag haben die Bürgermeister Herbert Gugganig (Irdning-Donnersbachtal, VP), Bernhard Moser (Landl, SP), Roland Raninger (Stainach-Pürgg, VP), Fritz Zefferer (Mitterberg-Sankt Martin, SP) die Petition präsentiert und untermauert, warum ihnen eine gute Zukunft der Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen am Herzen liegt: „Bisher sind bei uns im Bezirk vor allem die Gegner des Regionalen Gesundheitsplans organisiert in Erscheinung getreten. Wir wollen zeigen, dass es eine breite Unterstützung dafür gibt, wenn es darum geht, eine moderne Gesundheitsversorgung für die Zukunft sicherzustellen. Deshalb wollen wir für mehr Information sorgen, denn das ist das Wichtigste, wenn es um das sensible Thema Gesundheitsversorgung geht, wo bereits so viel Verunsicherung besteht. Zu mehr fachkundiger Information wollen wir mit den Expertinnen und Experten weiter beitragen“, so die Bürgermeister.
Renate Skledar, steirische Patienten- und Pflegeombudsfrau: „Am neuen Leitspital in Liezen führt kein Weg vorbei. Wer etwas anderes behauptet, weiß es nicht besser oder handelt aus anderen Motiven. Alle Verantwortlichen untermauern, dass das medizinische Leistungsspektrum und die Fallzahlen in den bestehenden Strukturen nicht mehr heutigen Anforderungen entsprechen. Analysen bestehender Systeme, wo man sich nach Mindestfallzahlen richtet zeigen, dass sich die Vorgaben von Mindestfallzahlen positiv auf die Behandlungsqualität, die Komplikationsrate und auch auf eine geringere Sterblichkeit auswirken. Es geht schlechtweg nicht mehr, dass man drei kleine Spitäler in einem Bezirk wie Liezen erhält. Denn zusätzlich zum bereits bestehenden Mangel an Personal, wird kein Arzt mehr in eines dieser Krankenhäuser gehen, weil es eine berufliche Sackgasse ist.“
Gerhard Melzer, ärztlicher Leiter des Spitalsverbundes Rottenmann-Bad Aussee: „Das neue Leitspital ist ja ein Spital für die nächsten Jahrzehnte. Und genau dafür müssen wir uns rüsten. Wir müssen dem medizinischen Fortschritt Rechnung tragen und neue Strukturen aufbauen. Es geht gar nicht anders, dazu gibt es keine Alternative. Die drei bestehenden Standorte in dieser Form aufrechtzuerhalten würde auf die Dauer nicht nur keine Vorteile, sondern Nachteile bringen. Es geht so nicht weiter. Das neue Leitspital und die Gesundheits- und Facharztzentren, die es auch in Rottenmann geben wird, sichern gemeinsam eine moderne gute Gesundheitsversorgung für den Bezirk Liezen. Deshalb macht es mich schon nachdenklich, wenn von mancher Seite unterstellt wird, wir Ärzte würden für diese Pläne eintreten, weil wir uns davon persönliche Vorteile erwarten würden, oder weil es jemand angeordnet hätte. Man sollte bei aller Emotionalität nicht das Vertrauen verlieren, dass wir Ärzte uns immer um das Beste für unsere Patienten bemühen werden. Und das ist auch hier nicht anders.“
Karl Wohak, ärztlicher Leiter der Klinik Diakonissen Schladming: „Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um auch künftig die Diensträder für den Klinikbetrieb sicherstellen zu können. Nur mit einem Leitspital kann das klinische Angebot in der Region auch künftig aufrecht erhalten bleiben. Wir haben derzeit schon Schwierigkeiten, genügend Fachpersonal in den einzelnen Bereichen zu finden, erschwerend kommt noch das neue EU-Arbeitszeitgesetz der Ärzte ab dem Jahr 2021 hinzu, dass einen Mehrbedarf an Ärzten − bedingt durch die Kürzung der maximalen wöchentlichen Arbeitszeit − erfordert. In Schladming wird es weiterhin ein Ambulatorium sowie orthopädische und unfallchirurgische Eingriffe in Form einer Tagesklinik geben, um auch den besonderen Anforderungen aus dem touristischen Umfeld gerecht zu werden. Eine wohnortnahe Versorgung wird durch die entstehenden Gesundheits- und Facharztzentren sowie durch den hausärztlichen Dienst weiterhin sichergestellt werden können. In Verbindung mit einer gut funktionierenden Notfall- und breiten ambulanten Versorgung vor Ort in Schladming können die medizinischen Anforderungen der Zukunft bestens erfüllt werden.“
Johannes Koinig, stellvertretender Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark ging vor allem auf die Gesundheitsversorgung an den aktuellen Spitalsstandorten ein: „In Bad Aussee, Rottenmann und Schladming werden Gesundheits- und Facharztzentren entstehen. Zusätzlich sind an den Standorten in Admont und Liezen Gesundheitszentren und im Raum Eisenwurzen (Landl, Altenmarkt, St.Gallen) ein Primärversorgungs-Netzwerk geplant. In den Gesundheitszentren arbeitet ein Team aus Allgemeinmedizinern (Hausärzten), diplomierte Pflege und je nach lokalem Bedarf weitere Gesundheits- und Sozialberufe (wie Psychologen, Ernährungsberater, …) zusammen. Die Gesundheitszentren sind erste Kontaktstellen in der medizinischen Grundversorgung und zugänglich für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Sie bieten ein breites medizinisches Angebot von der Versorgung akuter Gesundheitsprobleme, über die Versorgung von Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes mellitus bis hin zu gesundheitsfördernden Angeboten. Natürlich gibt es auch Hausbesuche. Die Gesundheitszentren werden durch Fachärzte ergänzt oder arbeiten eng mit diesen bzw. den vorgesehenen Facharztzentren zusammen. Die geplanten Facharztzentren im Bezirk Liezen werden ebenfalls ein breites medizinisches Angebot aufweisen und die ärztliche Versorgung der Patientinnen und Patienten bestens gewährleisten. Die bestehenden Notarztstützpunkte wird es weiterhin geben. Gemeinsam mit einer gut abgestimmten Notfallversorgung wird die Versorgung auch in extremen Wetterlagen gesichert sein. Gerade die Gesundheitszentren in Eisenerz und Mariazell, wo es früher ja auch ein Spital gegeben hat, haben das erst im letzten Winter unter Beweist gestellt – sie konnten während der angespannten Schnee-Situation Anfang Jänner eine sehr gute Versorgung sicherstellen. Wir sehen in den bestehenden Gesundheitszentren ganz generell, dass die Leistungen so umfassend ausgelegt sind, dass ein sehr hoher Prozentsatz aller Kranken-Behandlungsbedarfe lokal abgedeckt werden kann und im Notfall eine Erstbehandlung samt Stabilisierung möglich ist.
„Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirkes auf, bei der Volksbefragung am 7. April mit ‚JA‘ zu stimmen. Uns geht es aber nicht vorrangig um diese von FPÖ und KPÖ initiierte Befragung. Die Diskussion wird weitergehen müssen, egal wie die Befragung ausgeht. Denn wie die Struktur der Spitäler im Bezirk aktuell ist, kann es nicht bleiben. Deshalb wollen wir nicht nur bis zum 7. April, sondern weit darüber hinaus für eine breite und objektive Information eintreten, um die geschürten Ängste und Befürchtungen abzubauen. Denn die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen liegt uns am Herzen“, so Gugganig, Moser, Raninger und Zefferer.