Auch wenn die Ausseer heuer mit dem Sommersbergsee ein Kasperltheater der Sonderklasse gehabt haben, dauert es auch dort noch mehrere Monate, bis die närrische Zeit wirklich beginnt. Für jene, denen das zu lange ist, hat man im Kammerhofmuseum vorgesorgt: Dort wurde die jüngste Sonderausstellung zum Thema „Fasching“ eröffnet. Herzstück der Schau ist ein sogenannter „Faschingbrief-Wurlitzer“. Die Faschingbriefe sind eine Art Kabarett bzw. Gilde, die – jeweils zur Faschingszeit – von verschiedenen Gruppen vor Publikum aufgeführt werden. In der Regel besingen oder spielen Laien dabei Kuriositäten oder Pannen aus dem öffentlichen Leben, die sich im vergangenen Jahr zugetragen haben.

Diese Art des Schauspiels wurde erst in den 1930er- und 40er-Jahren im Ausseerland etabliert. Im Laufe der Jahrzehnte wurden viele Auftritte auf Video festgehalten – die besten davon gibt es nun in der Wurlitzer-Box zum Nachhören und Nachschauen. „Wir haben uns bemüht, eine Auswahl aus älteren und jüngeren Faschingbriefen auszusuchen“, erklärt Museumsleiterin Sieglinde Köberl. Von „Edi Deublers Transvestiten-Schau“ über einen Frank-Stronach-Verriss zum Thema Landessausstellung gibt es verschiedenste Einblicke in die Ausseer Geschichte.

Ansonsten wird das präsentiert, was man im Ausseer Fasching ohnehin zu sehen bekommt: Trommelweiber, Flinserl, Pless und vieles mehr. „Interessant dabei ist, dass sich die Faschingsbräuche über die Jahre gar nicht so sehr verändert haben“, erklärt Köberl. Wenn man sich alte Aufnahmen ansehe, merke man erst, wie ursprünglich die Bräuche durch all die Jahre geblieben sind. Präsentiert werden in der Ausstellung alle „Figuren“ des Faschings, die zu Jahresbeginn auch in das immaterielle Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen wurden.

Rund 5000 Personen besuchen übrigens jährlich das Kammerhofmuseum, das diverse Sonder- und Dauerausstellungen anbietet. Geöffnet ist noch bis Ende Oktober.