Hätten Sie sich jemals gedacht, in den Vereinigten Staaten von Amerika Fußball zu spielen?
DANIEL ROYER: Natürlich hat man nicht als erstes die USA im Kopf, wenn es um Fußball geht. Da gibt es unzählige andere Länder, die eher in Frage kommen. Andererseits ist heutzutage alles normal und ich bin froh, dass ich den Schritt gegangen bin. Es war die richtige Entscheidung. Die Rahmenbedingungen sind großartig.
Das heißt, Sie fühlen sich in den Staaten auch schon zu Hause?
Ja, ich fühle mich sehr wohl in Amerika. Ich kann sehr gut mit der amerikanischen Lebenseinstellung. Mir gefällt auch die Kombination aus hoher Professionalität und Lockerheit. Natürlich muss man aber sagen, dass es auch stark davon abhängt, wo man in Amerika ist. Nicht alles ist gut, aber nicht alles ist schlecht – eigentlich so wie überall.
Sie befinden sich derzeit in Top-Form: Können Sie eigentlich vor die Haustüre gehen oder werden sie erkannt?
Also das mit dem Privatleben ist überhaupt kein Problem. Ja, man erkennt die Fußballer von Red Bull New York, aber mehr in Jersey City, wo ich auch wohne, also praktisch gegenüber von Manhattan, weniger in New York City. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass der Klub aus New Jersey kommt und auch das Stadion dort steht.
Wo liegen eigentlich die größten Unterschiede zwischen dem Fußballsport in Europa und dem in den USA?
Meine Tage hier dauern extrem lange. Es gibt so gut wie vor jedem Training Videoanalysen und danach sehr intensive Einheiten, die einem alles abverlangen. Du musst hier generell sehr belastbar sein.
Warum ist das so?
Alleine wenn ich an die Auswärtsspiele denke. Wir haben in der abgelaufenen Saison zum Beispiel nur zu vier Auswärtsspielen mit dem Bus fahren können, der Rest wird geflogen. Dazu kommen die Zeitumstellungen. Das sind enorme Strapazen, für die Amerikaner an sich aber normal. Das ist in den großen vier Sportarten, American Football, Baseball, Eishockey und Basketball nicht anders. Aber es ist natürlich eine Umgewöhnung.
Wie sieht es mit dem Stellenwert des Fußballs in den Staaten aus?
Ich würde sagen, es entwickelt sich gut. Die Amerikaner wissen aber natürlich auch sehr gut, wie sie den Sport vermarkten müssen.
Sie sind in Schladming aufgewachsen, haben es in Österreich zum Fußball-Profi geschafft. Bekommen Sie etwas vom heimischen Fußball mit?
Die österreichische Liga verfolge ich klarerweise, aber eben nur via Facebook. Was anderes ist nicht möglich wegen der Zeitverschiebung. Ich weiß auch, was bei meinem Heimatverein Schladming passiert.
Vermissen Sie die Heimat?
Ich komme so gut wie nie nachhause, weil wir praktisch keine Pause haben. Ich bin aber mit meiner Familie und Freunden in regem Kontakt. Da bietet die digitale Welt unzählige Möglichkeiten.
Wird Daniel Royer wieder nach Österreich zurückkehren?
Daran denke ich derzeit überhaupt nicht. Die volle Konzentration liegt auf Red Bull New York. Der Vertrag hier läuft im November aus, es gibt aber eine Option. Und dann schauen wir, was sich ergibt. Jetzt möchte ich mit New York aber so viel wie möglich erreichen.
Sind Sie eigentlich ein Sommermensch?
Ich bin definitiv ein Sommermensch, wobei die Temperaturunterschiede in den USA zum Teil schon hart an der Grenze sind. Du spielst bei Schneefall und dann plötzlich bei 25 Grad mehr in der prallen Hitze.