Um Punkt 16 Uhr waren die Auszählungsergebnisse aus dem Bezirk Liezen da, und wie erwartet ist die FPÖ als klarer Sieger hervorgegangen: Insgesamt errang die Partei rund um Spitzenkandidat Mario Kunasek 42,64 Prozent der Stimmen. Die besten Resultate mit über 50 Prozent der Stimmen fuhren die Blauen in folgenden Gemeinden ein: Rottenmann (63,23 Prozent), Trieben (53,13 Prozent), Ramsau (51,13 Prozent), Lassing (51,08 Prozent) und Schladming (51,00 Prozent).
Das Leitspital wurde dabei zum ausschlaggebenden Wahlfaktor, gehören doch gerade die beiden Krankenhaus-Standorte Rottenmann und Schladming zu den neuen FPÖ-Hochburgen.
BISS: „Wir sind sehr, sehr glücklich“
In Rottenmann gab es für die FPÖ mit einem Plus von 35,42 Prozentpunkten im Vergleich zur Landtagswahl 2019 den größten Stimmenzuwachs in der gesamten Steiermark, gefolgt von den Gemeinden Trieben mit 32,60 Prozentpunkten und Selzthal mit 31,01 Prozentpunkten. Weiters liegen Lassing (+28,99 Prozentpunkte), Michaelerberg-Pruggern (+28,61 Prozentpunkte) und Gaishorn (28,01 Prozentpunkte) im Steiermark-Ranking auf den Plätzen vier, fünf und sieben.
Große Freude herrscht an diesem Abend in Rottenmann: „Es war durchaus damit zu rechnen, dass ÖVP und SPÖ stark verlieren, dass es so stark ausfällt und die ÖVP nonexistent ist – damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Bürgermeister Günter Gangl um 17 Uhr. Obwohl er für die ÖVP als Ortschef fungiert, fügt er hinzu: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich über das Ergebnis traurig wäre. Ich habe in erster Linie die Interessen Rottenmanns zu vertreten.“
Ihm zur Seite steht Helmut Gassner von der Bürgerinitiative BISS: „Gewaltig, wir sind sehr, sehr glücklich“, sagt auch er. „Unsere Arbeit der letzten sieben Jahre hat Früchte getragen. Wir sind sicher, dass jetzt die Stopptaste gedrückt wird und Rottenmann zum Leitspital wird.“
ÖVP auf Platz zwei
Weit abgeschlagen hinter der FPÖ landete die ÖVP mit 22,35 Prozent auf dem zweiten Platz, es folgen die SPÖ (19,97 Prozent), die Neos (6,56 Prozent), die Grünen (4,61 Prozent) und die KPÖ (3,87 Prozent). Am meisten verloren hat die ÖVP in Michaelerberg-Pruggern mit 22,79 Prozentpunkten, steiermarkweit ist das der zweitgrößte Verlust. In Ramsau am Dachstein musste sich die Partei von 20,14 Prozentpunkten und in Lassing von 20,13 Prozentpunkten verabschieden.
Ein Abschneiden, das im ÖVP-Bezirksbüro in Liezen eigentlich niemanden überrascht, dann aber trotzdem für Betroffenheit sorgt. Gut 20 Personen haben sich in der Nikolaus-Dumba-Straße zum gemeinsamen Hochrechnungsschauen versammelt. „Eins ist klar, hoch gewinnen wir es nicht mehr“, regiert kurz vor 16 Uhr noch Galgenhumor. Als dann die Ergebnisse eintrudeln, vergeht den Anwesenden aber auch letzterer. Das starke Abschneiden der Freiheitlichen wird unter anderem mit einem „Bist du deppat!“ kommentiert.
„So in dem Ausmaß habe ich das nicht erwartet“, kommentiert Armin Forstner, der türkise Spitzenkandidat des Bezirks, das Ergebnis. „Natürlich, die letzten Monate ist schon immer propagiert worden, dass die Blauen gewinnen werden, aber den Abstand habe ich nicht so groß eingeschätzt.“ „Aber“, fährt der Bezirksparteiobmann, Landtagsabgeordnete und Bürgermeister von St. Gallen fort, „es ist gewählt worden, das Ergebnis ist so, mit dem müssen wir jetzt weiterarbeiten.“
Die größten Einbußen
Die SPÖ hat in Trieben mit 20,65 Prozentpunkten und in Rottenmann mit 19,82 Prozentpunkten nicht nur im Bezirk, sondern in der ganzen Steiermark die größten Einbußen zu verzeichnen. In ihrer einstigen Hochburg Selzthal gab es für die Partei ein Minus von 17,61 Prozentpunkten – das ist steiermarkweit der vierthöchste Verlust.
Bezirk Liezen wird blau
Der Bezirk Liezen verliert damit seine Zweiteilung und wird blau. Nur in der Leitspital-Gemeinde Stainach-Pürgg (40,3 Prozent) bleibt die ÖVP vorne, ebenso im benachbarten Wörschach (42,1 Prozent) und St. Gallen (36,5 Prozent), der Gemeinde des Landtagsabgeordneten Armin Forstner.
Die SPÖ kann sich noch in den traditionell roten Gemeinden Wildalpen (47,6 Prozent), Landl (39,4 Prozent) und Altenmarkt bei St. Gallen (47,7 Prozent) am ersten Platz halten. Die Wahlbeteiligung lag im Bezirk Liezen bei 69,60 Prozent.
60.409 Wahlberechtigte
Im Bezirk Liezen gab es 60.409 Wahlberechtigte. Im Vergleich zum letzten weiß-grünen Urnengang im Jahr 2019 sank die Zahl damit um 1400 Personen. Viele machten auch von der Möglichkeit der Stimmabgabe per Wahlkarte Gebrauch. Steiermarkweit wurden 191.452 Wahlkarten ausgestellt, im Bezirk Liezen 14.798 – beinahe doppelt beziehungsweise mehr als doppelt so viele wie vor fünf Jahren.
Insgesamt neun Parteien traten bei der Wahl an, drei davon aber nur in einem Wahlkreis. ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, KPÖ und Neos stellten sich steiermarkweit dem Votum. Der Wahlkreis 4, die Obersteiermark mit den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag, Leoben, Murau und Murtal sowie Liezen führte den St. Gallener Bürgermeister Armin Forstner (ÖVP) auf Listenplatz zwei, für die SPÖ ging die Bad Ausseerin Michaela Grubesa als Nummer fünf ins Rennen. Die Freiheitlichen führten Bezirksparteiobmann Albert Royer aus Mitterberg-Sankt Martin auf Platz vier, die Grünen Lambert Schönleitner aus Hall bei Admont auf Platz zwei.
Rückblick auf die Landtagswahl 2019
Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren sicherte sich die ÖVP mit 36,1 Prozent den Sieg. Die SPÖ landete mit 32,7 Prozent auf Platz zwei. Die FPÖ erreichte 16,7 Prozent, die Grünen 7,6, die KPÖ 5,8 und die Neos 4,5. Ähnlich die Reihung im Bezirk, nur dass hier die Neos vor der KPÖ lagen. Parteifarblich präsentierte sich der Bezirk zweigeteilt: die Gemeinden im Westen türkis, jene im Osten, mit Ausnahme von St. Gallen, wo die ÖVP gewann, rot.