Erst vor wenigen Tagen setzte man in Hallstatt (Oberösterreich) wieder ein Zeichen gegen den Massentourismus. Demonstrierende blockierten für 15 Minuten die Tunneleinfahrt in den Ort. „Die Auffassung, dass wir viel zu viel an Tagesgästen haben, vertritt jeder in Hallstatt“, sagt Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ). Er setzt aber auf Maßnahmen zur Re­g­le­men­tie­rung der Besucher.

Eintrittsgebühren, wie es sie in Venedig bereits gibt, seien derzeit noch kein Thema. „Aber natürlich muss man so etwas offen diskutieren. Wir versuchen seit einem halben Jahr Rechtsauskunft zu bekommen, ob wir das überhaupt dürfen.“ Aktuell pocht Scheutz aber auf eine Sperre der Zufahrtsstraße, sobald zu viele Touristen im Ort sind. Weil es eine Landesstraße ist, liegt das aber nicht in den Händen des Bürgermeisters. „Das wird ein mords Unterfangen, aber es muss das Ziel sein.“ Einheimische oder Durchreisende – schließlich handelt es sich auch um eine Durchzugsstraße in die Steiermark – dürfen freilich passieren.

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Schranken für Altaussee wurde Absage erteilt

Eine ähnliche Idee hatte im Vorjahr auch der Bürgermeister von Altaussee, Gerald Loitzl (ÖVP). Mit einer Schranke wollte er den Ort sperren, wenn er voll ist. „Diese Überlegung hat die Behörde aber abgelehnt“, sagt Loitzl nun. „Was die Tagesgäste betrifft, sind wir an manchen Tagen an der Grenze.“ Altaussee ist quasi eine Sackgasse. Um die Verkehrssituation zu entschärfen, wurde vor ein paar Jahren ein Parkleitsystem installiert, das manche aber ignorieren.

Um die Besucherströme zu steuern, hat sich die Gemeinde entschieden, keine zusätzlichen Parkplätze mehr zu errichten. „Wenn wir 200 Parkplätze mehr hätten, wären die auch voll“, sagt Loitzl.

Androsch: „Die Welle von Hallstatt ist schon da“

Läuft das Ausseerland Gefahr, zu Hallstatt 2.0 zu werden? „Das denke ich nicht, ich bin da optimistisch. Manche denken da anders drüber“, meint der Bürgermeister. So etwa Hannes Androsch, Salzbaron und Unternehmer. „Die Welle von Hallstatt braucht nicht überschwappen, sie ist schon da.“ Altaussee sei Teil des österreichischen und weltweiten Tourismus und sei auch von tagesbezogenem Übertourismus gekennzeichnet.

Hannes Androsch
Hannes Androsch © APA/GEORG HOCHMUTH

Androsch, der selbst für einige Gästemagnete in Altaussee verantwortlich ist, kritisiert vor allem die Tagestouristen. „Sie essen und trinken das Mitgebrachte. Das steht ihnen zu, aber sie schaffen keine Wertschöpfung.“ Hotelgäste – wie die des Mayrlife, das seiner Tochter gehört – allerdings schon. „Die Salzwelten und der Ausflugsberg Loser ziehen Tagestouristen an, aber die zahlen Eintritt“, führt er weiter aus.

Als Problem sieht er, dass bisher niemand eine Antwort habe, wie man Übertourismus managen könne. Der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und solle es auch bleiben. „Aber man wird sich über verschiedene Dinge den Kopf zerbrechen müssen.“

Franz Steinegger, Bürgermeister von Grundlsee
Franz Steinegger, Bürgermeister von Grundlsee © Martin Huber

„Solange Parkplätze frei sind, verträgt Grundlsee das“

Auch der Grundlsee hat in diesem Sommer viele Besucher angezogen. „Dass es voll ist, ist logisch. Wir haben den größten See der Steiermark und es ist Sommer, das gehört dazu“, sagt Bürgermeister Franz Steinegger (ÖVP). Einmal musste man in Gössl am Ende des Sees den Verkehr umleiten, weil dort keine Parkplätze mehr frei waren. „Wenn wir einen Hotspot haben, dann dort. Und da können wir die Gemeindestraße auch absperren.“

Im Corona-Jahr war Grundlsee einmal mit Gästen überfüllt
Im Corona-Jahr war Grundlsee einmal mit Gästen überfüllt © Christian Huemer

Als Maßstab für zu viele Gäste nimmt man die Parkplätze. „Solange noch welche frei sind, verträgt Grundlsee das.“ Im Corona-Jahr 2020 war der Ort dennoch einmal überfüllt: Wegen eines Clusters in St. Wolfgang wichen viele auf den Grundlsee aus. „Aber das war eine Extremsituation, das finden wir kaum vor.“