Hochsaison herrscht momentan an den Seen im steirischen Salzkammergut. Der Grundlsee, größter See der Steiermark, und der Altausseer See locken mit ihrer Schifffahrt viele Gäste in die Region. „Die Schifffahrt-Unternehmen haben eine sehr große Bedeutung für den Tourismus“, sagt Pamela Binder, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Ausseerland-Salzkammergut. „Wir könnten es uns ohne Schifffahrt nicht mehr vorstellen, sie gehört zum Sommertourismus dazu.“

Die Schifffahrt Grundlsee, seit 2015 im Besitz der „Tauroa GmbH“ aus dem Hause Mateschitz, gibt es seit 145 Jahren. „Sie hat eine sehr lange Tradition“, sagt Astrid Eder, Kapitänin und Marketingleiterin. Die Übernahme sei wichtig gewesen, wäre die Schifffahrt sonst womöglich „eingeschlafen“, sagt Betriebsleiter Thomas Hönegger.

Astrid Eder, Schiffführerin am Grundlsee
Astrid Eder, Schiffführerin am Grundlsee © Martin Huber

Zwischen April und Oktober werden 55.000 Leute transportiert, viele davon mit dem Flaggschiff, der MS Rudolf. „Sie ist 1903 gebaut worden, ist also die älteste Bewohnerin Grundlsees“, sagt Eder und lacht. Die MS Traun und die MS Gössl sind etwas kleiner, zudem gehören noch kleinere Plätten zur Flotte.

Umweltschutz in der Schifffahrt

Die Schiffahrt in Altaussee gehört der „Stern Schifffahrt GmbH“ mit Sitz im oberösterreichischen Gmunden. Auch am Altausseer See kann man mit der Plätte fahren – so wie es 2015 Daniel Craig als James Bond für den Film „Spectre“ getan hat. Besonders stolz ist man aber auf das erste Solarschiff Österreichs. Über 35 Quadratmeter Solarmodule verfügt es. „Das zahlt in die Nachhaltigkeit im Tourismus ein“, sagt Binder.

Anlieferung des ersten Solarschiffs Österreichs vor einigen Jahren
Anlieferung des ersten Solarschiffs Österreichs vor einigen Jahren © Christian Huemer

Auf Nachhaltigkeit achtet man auch am Grundlsee: Die Linienschiffe Rudolf und Traun wurden vor sieben Jahren in der Schweiz generalsaniert, der historische Zustand wurde aber beibehalten, weiß Hönegger. „Da steckt auch ein Umweltgedanke dahinter“, sagt Eder dazu. Beide Schiffe fahren mit dieselelektrischem Antrieb. „Das ist irrsinnig sparsam. Die Rudolf wiegt 24 Tonnen und transportiert bis zu 60 Personen. In einer Betriebsstunde, in der sie einmal den See hin und retour überquert, braucht sie im Schnitt 4,5 Liter.“

Thomas Hönegger, Betriebsleiter der Schifffahrt Grundlsee, als im April 2017 die beiden generalsanierten Flaggschiffe zurückgebracht wurden
Thomas Hönegger, Betriebsleiter der Schifffahrt Grundlsee, als im April 2017 die beiden generalsanierten Flaggschiffe zurückgebracht wurden © Martin Huber

Touristen fasziniert vom „Mythos Toplitzsee“

Sparen aufgrund der Teuerungen die Leute bei solchen Aktivitäten? Nein, die Besucherzahlen seien sogar steigend, sagt Hönegger. Die Preise seien schließlich human. Die meisten Besucher seien Touristen, aber zu 90 Prozent aus Österreich. „Wenn ein Ausflugsziel so stark mit einem Ort verknüpft ist, ist die Preissensibilität nicht so hoch“, ergänzt er.

Für den Tourismus ist die Drei-Seen-Tour besonders wichtig. Über den Grundlsee und Toplitzsee geht es zum Kammersee, der zu Fuß nicht erreichbar ist. Besonders interessant sei für die Gäste die Natur dort. „Die ist sehr unberührt – dadurch, dass man da sonst nicht hinkommt“, erklärt Eder. Aber auch der „Mythos Toplitzsee“ fasziniere die Leute: Geschichten zufolge befindet sich dort ein „Schatz“, die Nazis sollen Kisten mit Gold dort versenkt haben. Bisher wurde nichts gefunden.

Der Kammersee ist nur erreichbar, indem man den Toplitzsee mit dem Boot überquert und dann noch ein Stück zu Fuß geht
Der Kammersee ist nur erreichbar, indem man den Toplitzsee mit dem Boot überquert und dann noch ein Stück zu Fuß geht © Astrid Eder

„Keine Männerdomäne mehr“

Das Sonderprogramm mit Nacht- oder Themenfahrten am Grundlsee sei ebenfalls sehr beliebt, sagt Eder. Auch für Feiern oder Hochzeiten kann ein Schiff gebucht werden. Meist habe man lokale Musiker und regionale Schmankerl mit an Bord. „Wir arbeiten etwa mit der Fischerei Ausseerland zusammen oder den Bauern in Gößl (Ortsteil von Grundlsee, Anm.). Damit wir die Spezialitäten anbieten können, die wir ohnehin in der Region haben.“

Im Sommer habe man 19 Mitarbeiter, sagt Eder – auch Studierende, die einen Sommerjob machen. „Vom Alter und vom Geschlecht her ist es komplett bunt gemischt, die Schifffahrt ist keine Männerdomäne mehr.“