Drei Tage lang wurde intensiv nach dem Schriftsteller und Senner der Grafenbergalm, Bodo Hell, gesucht – der Einsatz der Rettungskräfte blieb aber ohne Erfolg: Von dem gebürtigen Salzburger fehlt im Dachsteingebiet weiterhin jede Spur. Am heutigen Mittwoch machten sich auf steirischer Seite zwölf Mann der Bergrettung Haus im Ennstal, auf oberösterreichischer eine Hubschrauberbesatzung sowie ein Alpinpolizist und ein Bergretter noch einmal auf in das weitläufige Massiv. Einige Plätze im Gelände werden abgesucht, dann jedoch endet die Suche nach dem Literaten.
Neue Anhaltspunkte, neue Suche
Wiederaufgenommen wird sie, „wenn sich neue Anhaltspunkte ergeben“, sagt Christoph Preimesberger, Landesleiter der Bergrettung Oberösterreich. Und: In kleineren Gruppen werde weiter nach dem Literaten gesucht. Will heißen: „Im Zuge von Übungen oder Touren, bei denen Bergretter unterwegs sind, werden die Augen weiterhin offen gehalten“, führt der Landesleiter aus.
Die Auswertung von Mobilfunkdaten und weitere Zeugenaussagen haben dazu geführt, dass am Dienstag der primäre Suchbereich auf das Gebiet des östlichen Speikberges/Hirschberges eingeschränkt werden konnte. Allerdings ist „das Gelände immer noch mehrere Quadratkilometer groß und wegen Latschenfeldern, Dolinen und Felsstufen sehr schwierig abzusuchen“. Kurz vor 18 Uhr wurden die Suchmannschaften schließlich abgezogen.
Die Polizei entscheidet
Die Entscheidung, eine Suchaktion zu unterbrechen beziehungsweise vorerst einzustellen, treffe immer die Polizei, sagt Enrico Radaelli, Sprecher der steirischen Bergrettung. Das passiere, wenn „keine neuen alpinpolizeilichen Erkenntnisse mehr vorliegen. Ergeben sich neue Sachverhalte, wird weitergesucht“. Die Einsatzleitung liege immer bei der Exekutive, Grundlage für eine Suchaktion sei eine Abgängigkeitsanzeige. Im Fall Hell hatte ein Bekannter am vergangenen Sonntag eine solche erstattet, nachdem er die Hütte des Schriftstellers leer vorgefunden hatte.
Nachbesprechungen und Peer-System
Wie geht es Bergrettern mit der Gewissheit, dass jemand am Berg vermisst wird, aber nicht gefunden werden kann? „Natürlich sind Einsätze, die ein gutes Ende nehmen, für uns die schöneren Erlebnisse. Wenn das Einsatzstichwort ,Suchaktion‘ aufscheint, wissen wir aber auch, dass das anders ausgehen kann“, so Radaelli. Darüber hinaus sei „die Bergrettung geprägt von Kameradschaft. Nachbesprechungen sind ein fixer Bestandteil unserer Arbeit - das hilft in solchen Situationen ungemein“, erklärt der Sprecher.
Dem pflichtet Karo Scheb vom Alpinen Rettungsdienst Gesäuse bei. Die Bergrettung sei österreichweit außerdem gerade dabei, ein internes Peer-System aufzubauen, sagt sie. Dabei werden Bergretterinnen und Bergretter eigens geschult, um Kameraden nach belastenden Einsätzen beistehen zu können. Scheb ist eine von ihnen. „Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wissen darum, dass es keine Schwäche ist, Emotionen zu haben und dass es jemanden gibt, mit dem man reden kann.“
Einigkeit herrscht bei beiden auch in einer Sache: „Mitglieder von Einsatzorganisationen kommen gut mit außergewöhnlichen Situationen klar - wir lernen damit umzugehen.“ Und: „Wer einer Einsatzorganisation beitritt, ist sich bewusst, dass er dabei auch mit dem Tod konfrontiert wird.“