Die fieberhafte Suche nach Bodo Hell, Schriftsteller und Senner auf der Grafenbergalm, ist auch am Montag weitergegangen. Wie berichtet, gibt es seit Freitag keinen Kontakt mehr zu dem Wiener. Ein Bekannter, der am Sonntag auf der Alm war, hat die Hütte leer vorgefunden. Wieder zurück im Tal setzte er die Rettungskette in Gang. Die Suchaktion, die daraufhin sofort eingeleitet wurde und an der sich rund 100 Einsatzkräfte beteiligten, blieb ohne Erfolg.
Am Montag in der Früh wurde sie wieder aufgenommen. „Nachdem die Federführung am Sonntag auf steirischer Seite lag, haben jetzt die Oberösterreicher übernommen“, erklärte Enrico Radaelli, Sprecher der Bergrettung Steiermark, am Vormittag. Während die Bergrettung auf oberösterreichischer Seite etwa 30 Kräfte stellte, beteiligten sich rund 60 Mitglieder der Ortsstellen Haus im Ennstal, Ramsau am Dachstein, Schladming und Ausseerland an der Suche.
Auch Teams der Lawinen- und Suchhundestaffel waren wieder im Einsatz, ebenso wie die Besatzungen von zwei Polizei- und einem Bundesheer-Hubschrauber. „Es wird alles Menschenmögliche versucht, um den Vermissten zu finden - am Boden und aus der Luft“, so Radaelli.
Am Montagnachmittag war der Einsatz nach wie vor im Gange. „Es wird jetzt aber damit begonnen, die Bergretter aus den entlegenen Suchgebieten zurück ins Tal zu fliegen“, berichtete Radaelli gegen 15.30 Uhr. Aus Sicherheitsgründen, weil sich Gewitter anbahnten. Am frühen Abend werde eine Lagebesprechung abgehalten, um „die Maßnahmen für morgen (Dienstag, Anm.) zu treffen“.
Vermisster wollte seine Kühe suchen
Wie die Polizei Oberösterreich berichtet, wollte der 81-Jährige - zur Identität wurden seitens der Exekutive weiterhin keine genaueren Angaben gemacht - im Dachsteingebiet zwischen der Grafenbergalm und dem Heilbronnerkreuz in Oberösterreich nach Vieh suchen, das unter seiner Obhut steht. „Die letzte verlässliche Zeugenwahrnehmung war am Freitag, 9. August, um 10.59 Uhr“, heißt es. Wanderern gegenüber habe er angegeben, nach seinen Kühen Ausschau halten zu wollen.
Das war das letzte Mal, dass Hell gesehen worden ist, auf seinem Handy war er danach nicht mehr zu erreichen. „Im Zuge der weiteren Erhebungen wurde bekannt, dass sich der Wiener zuletzt im Gebiet des Loskoppen und des Heilbronnerkreuzes bewegt haben dürfte“, so die Polizei.
Seit 1979 im Sommer auf der Alm
Der Literat, der die restliche Zeit des Jahres in Wien lebt, nennt die Grafenbergalm seit 45 Jahren im Sommer sein Zuhause. Dort oben, auf 1780 Metern Seehöhe, hütet der gebürtige Salzburger das Vieh von Bauern aus der Region. „Als ich damals begann, rechnete keiner damit, dass ich lange bleibe. Heute fragen die Bauern mich, wie dies und das funktioniert“, erzählte er anlässlich seines 29. Sommers auf der Alm, die im Norden der Marktgemeinde Haus im Ennstal liegt.
Von Juni bis September ist der Schriftsteller Jahr für Jahr auf der Alm, führt dort ein karges Leben. Die Tage auf der Höh‘ beginnen früh, bestehen dann aus „gehen, suchen, finden“, wie Hell einst ebenfalls erzählte. Das Gebiet rund um die Alm kennt er wie seine Westentasche. Und sei daher auch oft auf weniger bekannten Wegen unterwegs, was die Suche zusätzlich erschwere, so die Bergrettung Oberösterreich.