„Heig‘n muasst, wonn‘s sche is.“ Dieser Ausspruch trifft die Familie Percht in gleich zweierlei Hinsicht. Denn bei ihren Mitgliedern handelt es sich nicht nur um Landwirte im klassischen Sinn - nebst Schafzucht haben sie sich am Michaelerberg dem Anbau und der Verarbeitung von Kräutern verschrieben. Auch in dieser Sache ist eines wesentlich: Für die Ernte braucht es sonnige und trockene Tage. Sind die Kräuter nass, „verlieren sie in der Trocknungsanlage ihre Inhaltsstoffe“, erklärt Andrea Percht. Und so haben sich gerade die vergangenen Tage überaus arbeitsreich gestaltet. Ernten, Trocknen, Herstellung der Produkte - „und das Vollgas“, sagen Andrea und Schwiegermutter Christiane lachend dieselben Worte.

Am Kräuterbauernhof steckt man mitten in der Hochsaison. „Heuer ist alles ein bisserl früher dran“, sagt Christiane Percht, während sie Blütenblätter abzupft. „Wenn du in den Garten gehst, ist jetzt fast schon Herbst. Schau dir die Goldmelisse an, da kommt jetzt nicht mehr viel.“

Jeden Mittwoch erhalten Besucher im Rahmen von Führungen Einblicke in die Welt der Kräuter - und dürfen dabei auch den beeindruckenden Ausblick genießen
Jeden Mittwoch erhalten Besucher im Rahmen von Führungen Einblicke in die Welt der Kräuter - und dürfen dabei auch den beeindruckenden Ausblick genießen © David Stocker

600 Quadratmeter, mehr als 300 Kräuter

Der Garten, das sind 600 Quadratmeter Anbaufläche, auf der mehr als 300 Heil- und Gewürzkräuter sprießen. Und das auf 1250 Metern Seehöhe. Den Titel „höchstgelegener Kräuterbauernhof Österreichs“ hat das Anwesen vor Jahren bekommen - „nach unserem Wissensstand sind wir das immer noch“, sagen die Perchts. Vorteil der Höhenlage: „Unsere Kräuter sind Wind und Wetter ausgesetzt. Das macht sie widerstandsfähiger.“

Ein Teil der Anbaufläche des Kräuterbauernhofs
Ein Teil der Anbaufläche des Kräuterbauernhofs © Kräuterbauernhof Percht

Neben den gängigen Arten gibt es hier auch solche, die man sonst eher nicht so leicht findet, verschiedene Salbei- oder Minzsorten beispielsweise. Die Gewächse kommen aus der Versuchsanstalt für Spezialkulturen in Wies. „Die Anstalt ist eine große Hilfe, unterstützt viele Kräuterbauern. Vor allem auch, weil man schauen will, wie die Pflanzen wachsen - gerade bei uns heroben“, sagt Andrea Percht.

Ein Teil von dem, was am Kräuterbauernhof verarbeitet wird, kommt auch aus der Wildsammlung. Birkenblätter oder Löwenzahn etwa. „Das sind Sachen, die man nicht extra anbauen muss, weil sie ohnehin überall zu finden sind“, erklärt das Duo.

Tees, Sirupe, Kräutersalz und Spirituosen haben die Kräuterbauern im Angebot - erstere sind die Verkaufsschlager
Tees, Sirupe, Kräutersalz und Spirituosen haben die Kräuterbauern im Angebot - erstere sind die Verkaufsschlager © Adrien Pasch

Tees, Salz oder Sirupe

Aus der Ernte entstehen Tees, Kräutersalz, Sirupe und Spirituosen. Verkauft werden die Erzeugnisse am Hof selbst, in den Regionalregalen in Pruggern und Ardning, im Gröbminger Bauernladen oder am Bauernmarkt in Schladming. Für Kunden, die weiter entfernt sind, verschickt man die Produkte. „Weltweit“, wie Andrea Percht ergänzt. „Wir haben schon Packerln nach Kanada oder Südafrika versendet.“

Vor fast vier Jahrzehnten angefangen

Die Antwort auf die Frage, wann alles begonnen hat, kommt wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund von Christiane Percht: „Vor 36 Jahren.“ Auslöser war eine ernste Erkrankung. „Da habe ich dann geschaut, was helfen könnte. Und mit der Zeit sind es immer mehr Kräuter geworden, die ich angebaut habe.“ Etliche Kurse habe sie außerdem besucht, sagt Percht.

Christiane Percht beim Verkaufsstand am Schladminger Bauernmarkt
Christiane Percht beim Verkaufsstand am Schladminger Bauernmarkt © Adrien Pasch

Schwiegertochter Andrea hat vor ihrem Eintritt in die Familie „nichts mit der Materie zu tun gehabt“. Christiane hat im Lauf der Jahre ihr Wissen an sie weitergegeben, auch Andrea hat diverse Ausbildungen durchlaufen. Sind sie jetzt „ausgelernt“? Beide schütteln den Kopf: „Nein, da gibt es einfach zu viel.“

„Jeder macht es auf seine Art“

Und der Mitbewerb? „Da nimmt man sich gegenseitig sehr wenig weg. Ganz einfach, weil jeder es auf seine Art macht. Der Kunde kauft im Grunde ja Lebensmittel, deshalb ist es eine Persönlichkeits-, eine Vertrauenssache“, sagt Christiane Percht.

Bei den Perchts sind es sieben Persönlichkeiten, denn die ganze Familie hilft mit - von den Großeltern Christiane und Jakob über Sohn Andreas und Gattin Andrea bis hin zu deren Kindern Jakob (13), Luisa (11) und Josef (7). Eingebunden werden auch Freunde, die vorbeischauen - „darum kommt uns keiner mehr besuchen“, scherzt Andreas.