Sie könne sich noch genau daran erinnern, wie alles begonnen habe, erzählt Birgit Schmiedberger. Ihr Mann Matthias habe ihr eines Tages am Küchentisch aus heiterem Himmel eröffnet: „Ich baue meine eigene Brauerei.“ Eine Ankündigung, die sie im ersten Moment nicht ernst genommen habe. „Ja, freilich“, so ihre Antwort. Er aber hatte zu diesem Zeitpunkt schon den fertigen Plan im Kopf. Und so wird am Hof der Familie in Gamsforst seit vier Jahren Bier gebraut. „Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, wie Birgit angesichts der Lage auf 850 Meter Seehöhe und sieben Kilometer oberhalb von Gams schmunzelnd bemerkt.
Was Matthias zur Gründung von Forstauers Hofbräu – der Name leitet sich vom Vulgonamen des Hofs ab – veranlasst habe: „Ich trinke einfach gerne Bier.“ Außerdem seien am Hof wichtige Voraussetzungen bereits gegeben gewesen: ausreichend Platz, Wasser aus einer nahen Quelle und Strom aus Eigenproduktion. Das Brauen habe er sich „im Prinzip selbst beigebracht“, berichtet er. „Ich habe Kurse belegt, anderen Brauern über die Schulter geschaut, ganz viele Bücher gelesen und mich so einfach in die Materie hineingearbeitet.“ Seine Frau Birgit zeichnet unter anderem für das Marketing verantwortlich.
„Hab heute ein India Pale Ale genauso gern wie ein Märzen“
Früher, so Matthias, habe auch er hauptsächlich die industriellen Standardbiere getrunken. Mittlerweile sei er für viele Geschmäcker offen. „Ich hab heute ein India Pale Ale genauso gern wie ein klassisches Märzen oder ein böhmisches Pils.“ Und sein persönlicher Geschmack spiegelt sich auch im Angebot von Forstauers Hofbräu wider. Neben einem Märzen, dem Xeisbier, findet sich dort beispielsweise auch ein Kellerpilsner oder ein dunkles Irish Steirish Drought Stout – „Schwarz wie die Seele meiner Frau“, wie es am Etikett augenzwinkernd heißt.
Sechs Sorten umfasst das aktuelle Angebot, insgesamt hat man sich schon an acht verschiedene Bierstile herangewagt. Und Nummer neun ist bereits in Planung. Auf Wunsch seiner Frau wird Matthias ein India Pale Ale brauen. „Die Hopfenbrise“, verrät Birgit schon einmal den Namen. „Das Rezept und die Etiketten gibt es bereits“, fügt ihr Mann hinzu, produziert wird es aus Kapazitätsgründen aber erst im Winter. Denn vorher steht noch das Bockbier für Weihnachten am Programm. „Das werden wir schon Ende August einbrauen, weil es eine längere Lagerzeit hat“, erklärt Matthias.
Mit zwei „roten Damen“ bei der Staatsmeisterschaft erfolgreich
Besonders stolz ist man am Forstauerhof derzeit auf die zwei „roten Damen“ im Sortiment, mit denen man im Juni bei der Austrian Beer Challenge in Linz, der Staatsmeisterschaft der Biere, reüssierte. „Mit unserer Red Lady, ein Wiener Lager, haben wir den zweiten Platz gemacht, mit der Red Milf, ein Alt, den vierten“, berichtet man stolz. Kleiner Wermutstropfen für alle, die das Vizestaatsmeisterbier nun gerne verkosten würden: Die Red Lady ist aktuell ausverkauft.
Chili oder Schokolade kommen nicht in den Gerstensaft
Bei Forstauers Hofbräu wird mit Hopfen aus dem Mühlviertel und Malz aus der Steiermark biologisch sowie dank Strom aus dem eigenen Wasserkraftwerk auch CO2-neutral produziert. Und nach dem Reinheitsgebot. „Es gibt tausende verschiedene Hopfensorten, so viele Malzsorten und auch mit der Temperaturführung kann man viel machen. Da muss ich keinen Himbeersaft hineingeben, keinen Chili, keine Schokolade“, so Matthias.
Erhältlich von Schladming über Graz bis Wien
Ungefähr 50. 000 Liter werden jährlich gebraut. „Wir beliefern damit Kunden von Schladming über Graz bis Wien“, erzählt Matthias. Neben der Gastronomie, wo in erster Linie das Märzen gefragt sei, beliefere man auch den Einzelhandel, darunter viele Bioläden, wo sich alle Bierstile sehr gut verkaufen würden. „Und wir sind auch heuer wieder auf unterschiedlichen Craftbeer-Festivals unterwegs“, ergänzt das Brauerehepaar noch.