„Wohin soll die erste Reise gehen?“, fragt Verkaufsleiterin Miriam Deller die beiden Kunden aus Deutschland, die voller Vorfreude vor ihr stehen. „Skandinavien“, antwortet das junge Pärchen, das sich bei einer Messe für ein Expeditionsfahrzeug der Firma Krug Expedition entschieden hat und nun in Schladming ist, um es abzuholen. Nächstes Jahr will man dann eventuell die Panamericana in Angriff nehmen. Ein typisches Vorgehen, erzählt Deller später. Die meisten würden „klein“ anfangen, dann gehe es oft nach Amerika oder Afrika. „Viele haben auch den Wunsch, den Osten zu erkunden“, merkt Geschäftsführer Slawa Knorr an. „Das ist im Moment aber leider schwierig.“

Firmensitz seit sieben Jahren in Schladming

Krug Expedition sei von Viktor Ermolov, der ursprünglich in der Bauindustrie tätig war, gegründet worden, erzählt Knorr. „Als er vor rund 20 Jahren aus der Ukraine nach Österreich gekommen ist, hat er sich ein Expeditionsfahrzeug von einem unserer Mitbewerber gekauft und festgestellt, dass manches nicht optimal gelöst ist.“ Im Bestreben, es besser zu machen, habe er dann beschlossen, selbst eines zu bauen.

Für den Prototyp ließ er sich Zeit und setzte von Anfang an – etwa beim Zwischenrahmen oder den Kabinen – auf die Expertise von Schlüsselpartnern. 2011 war es dann so weit: Das erste Fahrzeug war fertig. In Schladming ansässig ist das Unternehmen seit 2017, seit 2020 leitet Slawa Knorr dessen Geschicke. Der gebürtige Kasache hat in Deutschland Fahrzeugtechnik studiert und zuvor 13 Jahre lang bei Bosch gearbeitet.

Slawa Knorr leitet die Geschicke des Unternehmens seit knapp vier Jahren
Slawa Knorr leitet die Geschicke des Unternehmens seit knapp vier Jahren © Alexander Tempel

Mit modularem Konzept zum Marktführer

„Bei Expeditionsfahrzeugen auf Lkw-Basis sind wir mittlerweile der größte Hersteller in Europa“, erzählt Knorr. „2023 haben wir 37 Stück produziert.“ Ausschlaggebend dafür: das modulare Konzept. Während die Konkurrenz meist individuell baut, gibt es bei Krug Serienkabinen mit unterschiedlichen Grundrissen und Längen, in denen stets eine Reihe von Grundmodulen zum Einsatz kommt. „So können wir schneller und kostengünstiger produzieren.“

Mehr als 25 Serienkabinen, die auf beinahe jedes Fahrgestell montiert werden können, stehen zur Auswahl. „Der Kunde kann sein eigenes Chassis bringen oder wir bieten ihm eines an“, so der Geschäftsführer. Mit den Modellen Rhino und Rhino XL gibt es aber auch Komplettlösungen, bei denen das Chassis – ein Mercedes-Benz Artego oder Arcos – serienmäßig mit dabei ist. „Im kleinen Stückzahlbereich bauen wir außerdem auch individuelle Projekte.“

Von Hochzeiten und Kriegen

Früher wurden die Kabinen ausschließlich in der Ukraine produziert, für Vertrieb und „Hochzeit“ – die Zusammenführung von Kabine und Chassis – war Schladming zuständig. Mittlerweile wurde der Innenausbau der Rhino-Kabinen in die Obersteiermark verlegt. In der Ukraine beschäftigt man rund 100, in der Planaistadt etwa 30 Mitarbeiter. Der Krieg in der Ukraine habe sich zum Glück nur am Rande auf die in Tscherkassy angesiedelte Produktion ausgewirkt, sagt Knorr. „Es gibt dort keine kriegerischen Aktivitäten, aber es werden Leute eingezogen.“ Das habe sich bisher zwar in Grenzen gehalten, treffe einen aber natürlich auf persönlicher Ebene.

Kunden aus aller Welt, aber nur wenige aus Österreich

„Ein Rhino kostet etwa 360.000 Euro. Bei den Dreiachsern geht es bis 800.000 Euro“, so Knorr auf die Preisfrage. Die Kunden? Oft erfolgreiche Unternehmer kurz vor der Pension. Aber nicht ausschließlich, es gebe durchaus auch junge Pärchen oder Familien, die sich damit einen Lebenstraum verwirklichen. Aus welchen Ländern? Aus aller Welt, Hauptmärkte seien jedoch Deutschland und die Schweiz. Käufer aus Österreich seien aufgrund der hierzulande hohen NoVA, die aus 360.000 Euro weit über 400.000 macht, hingegen sehr selten.