Halbzeit heißt es mittlerweile bei der Kulturhauptstadt. Denn das Jahr, in dem das Salzkammergut den Titel trägt, ist zur Hälfte vorbei. Im Vorhinein regte sich viel Kritik zu den Plänen. Aber wie sieht es aktuell aus – wird das Angebot angenommen und hat sich die Stimmung gewandelt?

„Sie ist nach wie vor zweigeteilt“, sagt Franz Steinegger, Bürgermeister von Grundlsee (ÖVP). Er setzt sich viel mit der Kulturhauptstadt auseinander und gilt als Befürworter. „Es gibt definitiv eine Fan-Gruppe.“ Die Leute seien neugierig. Aufführungen seien durchwegs alle ausverkauft, sagt Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt.

Leute werden weiter zweigeteilt sein

„Es gibt aber auch eine zweite Gruppe, die nichts damit anfangen kann und das Programm ablehnt. Die Leute sagen, wir brauchen das nicht.“ Diese beiden Gruppen würden weiterhin gespalten bleiben, denkt Steinegger. „Die Diskussionen waren vielfältig, anstrengend, aber wichtig: Sie hinterlassen fruchtbare Spuren“, sagt Schweeger.

Diese Kontroverse will die Kleine Zeitung am Mittwoch, 26. Juni, im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung aufgreifen. Im Restaurant Berndl in Altaussee debattieren ab 17 Uhr Elisabeth Schweeger, Dietmar Dunner vom Kulturverein E.I.K.E.-Forum, der einige Kulturhauptstadt-Projekte umsetzt, und Hans Fuchs, Kultur-Kenner und Kritiker der Kulturhauptstadt. Die Gäste sind zum Mitdiskutieren eingeladen. Eine kostenlose Anmeldung unter diesem Link ist erforderlich.

„Wer sich weniger befasst, sieht nur die kontroversen Projekte“, sagt Steinegger. So sorgte zuletzt beim Narzissenfest die Eröffnung des „Narzissenpost“-Projektes für Diskussionen: Ein Mann in Leinengewand verbrannte Stroh im Bad Ausseer Kurpark. Ebenfalls viel diskutiert ist der „Pudertanz“ bei der Eröffnungsfeier in Bad Ischl, wo Menschen nackt tanzten und sich mit Puder bestäubten. Und auch mit der rosa Skulptur im Bad Ausseer Kurpark sind nicht alle einverstanden, denn nicht jeder versteht den Hintergrund.

„Fülle an kleinen, nicht so lauten Projekten“

Steinegger ist aber der Überzeugung, dass alle, die genauer hinschauen, die „Fülle an kleinen, nicht so lauten Projekten“ sehen. Er denkt dabei etwa an die Ausstellungen. Sie sind einige der Leuchtturm-Projekte im Ausseerland, ist sich Schweeger sicher– die Comic-Ausstellung über die Geschichte des Salzabbaus in Altaussee, jene über den Berliner Kunsthändler und Profiteur Wolfgang Gurlitt in Bad Aussee und die Zeitreise-Fotografien in Grundlsee. „Aber auch die Åhnlroas-Ausstellung in Bad Aussee ist – so klein sie auch ist – sehr stark“, sagt Steinegger. Zu sehen sind „extrem schöne Portraits alter Menschen“, die anregen, das Thema Alter zu reflektieren.

Und auch der Bildungs- und Jugendbereich werde intensiv gefördert, sagt Steinegger. Damit meint er etwa den „Kultur-Mittwoch“ in den Schulen. „Aber auch bei den Poesie-Automaten in den drei Ausseerland-Gemeinden haben Jugendliche mitgeholfen. Wenn du dir ein Gedicht runterziehst, weißt nicht, was du kriegst – es könnte von einem Schüler oder von einem Nobelpreisträger sein.“

Wochenend-Programm

Auch aktuell finden einige Kulturhauptstadt-Projekte statt. So tritt etwa am Sonntag Hubert von Goisern im Kurhaus in Bad Aussee auf. Am Samstag ist in Grundlsee das „Volxfest“ im Gasthof Veit. Nachmittags werden dort Spiele gespielt, etwa der „Heimatschnapser“, verraten Simon Mayer und Irene Egger. Später wird dann gemeinsam getanzt und musiziert.

Tanzgruppen führen gemeinsam eine neue Version des alten Polsterltanzes auf. Um diesen zu rekonstruieren, haben die Verantwortlichen nach Archivmaterial gesucht und im Altersheim mit älteren Leuten über ihre Erinnerungen darüber geredet. Außerdem wird die süditalienische Partyband Banda Adriatica auftreten und die weltgrößte Lederhose in Szene gesetzt.