Ein Einkauf in der Grimming-Drogerie in Irdning ist jedes Mal eine kleine Zeitreise. Die Einrichtung hat sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert, auch das Sortiment scheint keinem allzu großen Wandel unterworfen. Und mittendrin Ingrid Mirtl, die schon so lange im Geschäft steht, dass sie für viele bereits ebenso zum Interieur gehört wie die Warenregale, der Verkaufstresen oder die bunt gesprenkelten Terrazzo-Bodenfliesen.
Nun aber möchte Mirtl in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Und „wohlverdienter Ruhestand“ ist hier keine leere Floskel, sondern eine mehr als gerechtfertigte Redewendung, ist die Irdningerin doch bereits 80 Jahre alt. Doch bevor sie den Gang in die Pension antreten kann, gilt es, einen Nachfolger für den Traditionsbetrieb zu finden, denn zusperren will sie diesen nicht. „Weil wenn ich das Geschäft zusperre – so was kommt nie wieder.“
Auch Gemeinde liegt Übernahme am Herzen
Eine Weiterführung wünscht man sich auch bei der Marktgemeinde Irdning-Donnersbachtal. Verständlich, möchte man doch am Hauptplatz keinen weiteren Leerstand haben. Es gebe auch die Möglichkeit, eine Reihe von Förderungen – vom Miet- und Pachtzuschuss bis hin zur Jungunternehmerförderung – in Anspruch zu nehmen, informiert der für die Ortsentwicklung zuständige Vizebürgermeister Gerhard Zamberger.
Welche Anforderungen muss ein Nachfolger erfüllen? „Ideal wäre natürlich eine Drogistenausbildung“, meint Mirtl, „denn dann könnte das Geschäft auch weiter als Drogerie geführt werden.“ Ansonsten müsste man zum Beispiel ein Reformgeschäft daraus machen. Ein ausgeprägtes Interesse an Heilkräutern und an natürlichen Gesundheitsmitteln müsse aber natürlich auch dafür vorhanden sein.
Familienbetrieb seit stolzen 76 Jahren
Das Geschäft sei 1948 von ihrer Mutter gegründet worden, erzählt Mirtl. Diese hatte bereits zuvor eine Drogerie in Leoben geleitet, als deren Geschäftsführer jedoch aus dem Krieg heimkehrte, musste sie gehen. „Und dann hat sie sich gedacht, jetzt mache ich mich selbstständig und ist mit dem Fahrrad ins Ennstal gefahren.“ Sie landete schlussendlich in Irdning, wo sie als neue Konkurrenz zwar nicht wirklich herzliche Aufnahme erfahren, sich mit der Zeit aber eingelebt habe.
„Ich hab die Drogerie dann 1968 übernommen“, fährt Mirtl fort. Im Geschäft stehe sie aber schon deutlich länger, merkt sie an, nämlich seit ihrer Lehre, die sie auch bereits im Familienbetrieb absolviert habe. Zehn Jahre nach der Übernahme trat Irmgard Rüscher ihre Ausbildung zur Drogistin an und blieb der Grimming-Drogerie 45 Jahre, bis zu ihrer Pensionierung im August des Vorjahres, als Mitarbeiterin treu.
„Der Schlecker ist vorher pleite gegangen“
Dass es Mirtls Betrieb seit über 70 Jahren gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Weil die großen Drogerieketten kleine Einzelhandelsdrogerien massiv unter Druck setzen, ist deren Zahl in jüngerer Vergangenheit stark zurückgegangen. Nachdem in Rottenmann vor einiger Zeit die Stadtdrogerie Markus zugesperrt hat, ist die Grimming-Drogerie in der Zwischenzeit die einzige im Bezirk. An ihr haben sich die großen Ketten die Zähne ausgebissen – selbst in doppelter Überzahl.
Es habe in Irdning einmal gleich zwei Schlecker-Filialen gegeben, an jedem Ortsende eine. „Die haben geglaubt, sie können mich eliminieren. Das ist aber nicht gelungen, der Schlecker ist vorher pleite gegangen“, erzählt die Drogistin nicht ohne Genugtuung. Der Unterschied zwischen einer Drogerie wie der ihren und großen Ketten? Vor allem das Sortiment – „Ich hab über 200 Heilkräuter, offene Ware, das hat der DM nicht.“ – und die Ausbildung der Mitarbeiter.