In der Nacht auf den heutigen Dienstag ist in Liezen ein Großbrand in einem Geschäfts- und Wohnhaus in der Ausseer Straße ausgebrochen. Das Feuer hatte seinen Ursprung im Erdgeschoß. Als die Feuerwehr eintraf, schlugen die Flammen bereits aus den Geschäftsräumlichkeiten entlang der Fassade zu den angrenzenden Wohnungen hoch.
„Aufgrund des schnellen Eingreifens ist aber verhindert worden, dass das Feuer auf die Fassaden und das Gebäude daneben übergreift“, erzählt man bei der Feuerwehr Liezen-Stadt. „Der Schaden ist groß, keine Frage. Aber ein noch größerer wurde verhindert.“
„Die Leute wurden aus dem Schlaf gerissen“
Die Personen in dem Gebäude konnten sich alle selbstständig ins Freie retten, heißt es. Es wurde niemand vermisst. Die Polizei gibt an, dass nach bisherigen Erkenntnissen auch niemand verletzt wurde.
Die Betroffenen, darunter auch Kinder, konnten während der Löscharbeiten im Liezener Pfarrhof warten. Das erzählt Bürgermeisterin Andrea Heinrich, die selbst vor Ort war. „Die Leute waren schockiert, sie sind mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden.“ Ob sie wieder zurück in ihre Wohnungen können, müssen jetzt Statiker abklären. Unterdessen sind sie zum Teil bei Verwandten oder Bekannten untergebracht, andere hingegen in einem Hotel in Liezen.
Vierstündiger Kampf gegen das Feuer
Einsatzkräfte der Feuerwehren Liezen-Stadt, Pyhrn und Weißenbach bei Liezen errichteten die Wasserversorgung. Dieses Wasser bezog man unter anderem aus dem 200 Meter entfernten Pyhrnbach. In dieser Phase wurden noch die Feuerwehren Selzthal und Wörschach nachalarmiert.
Insgesamt standen 95 Feuerwehrleute im Einsatz. „Es war doch sehr heftig“, sagt Bereichsfeuerwehrkommandant Reinhold Binder. Etwa vier Stunden nach der Alarmierung war das Feuer besiegt.
Ermittlungen laufen
Die Polizei ermittelt zur Brandursache. Seit den frühen Morgenstunden sind die Brandermittler des Bezirkes sowie des steirischen Landeskriminalamtes im Einsatz. Hinzugezogen worden ist auch ein Statiker, um den Beamten ein gefahrloses Arbeiten zu ermöglichen. „Die Ermittlungen laufen, wie bei solchen Dingen üblich, in alle Richtungen. Kategorisch ausgeschlossen wird gar nichts, sämtliche Spuren und Hinweise werden ausgewertet“, sagt Polizeisprecher Markus Lamb.
Nachsicherungsarbeiten dauerten am Vormittag noch an. Die Ausseer Straße wurde deshalb für den öffentlichen Verkehr zur Gänze gesperrt.
Tattoostudio und Barber-Shop betroffen
„Erschüttert“ verbleiben Lisa Schmidt und Jörg Peter Mayer vom Tattoostudio „Hoamat Ink“. Dieses brannte ebenso wie der danebenliegende Barber-Shop ab. „Wir haben vor, bald an einem anderen Standort wiederzueröffnen. Die Arbeiten hier können sich monatelang hinziehen“, sagen sie. Für sie ist eine schnelle Lösung wichtig.
Debatte um Videos im Netz
Noch in der Nacht landeten Videos von dem Brand im Netz – in den Kommentaren wurde fleißig diskutiert, ob das denn gerechtfertigt sei. „Sowas lässt sich nicht vermeiden“, sagt Heinrich dazu. Manch jemand kommentiert, die Filmer hätten doch lieber helfen sollen. Davon rät Kommandant Binder dringend ab.
„Die Leute haben von Brandbekämpfung keine Ahnung, sie haben keine Ausbildung“, sagt er. Bei so einem Brand mit dem Feuerlöscher hinzugehen, mache keinen Sinn. Im Gegenteil: „Man würde sich dabei in irrsinnige Gefahr bringen. Schließlich fliegen da die Eternitplatten herum, beim gegenüberliegenden Haus haben sie die Fenster zerstört.“
Binder merkt jedoch an, dass die Betroffenen es vielleicht nicht gut finden, wenn ihr brennendes Haus überall im Netz ist. „Das ist halt eine moralische Frage.“ Schaulustige hätte es dafür keine gegeben, heißt es von der Feuerwehr Liezen-Stadt – schließlich sei der Brand ja mitten in der Nacht gewesen.