Es sorgte schon vor einigen Wochen für etwas Unruhe: Die Diakonissen-Klinik in Schladming musste Wartezeiten für Operationen verlängern, weil es nach dem Verrechnungssystem „zu viel“ Leistung erbringen würde. Jetzt zu Jahresende ist es fix.
Der Hintergrund: Laut „leistungsorientierter Krankenanstaltungenfinanzierung“ (LKF) ist jede Behandlung eine bestimmte Punktezahl wert. Diese heißen LKF-Punkte. Die Spitäler bekommen jedes Jahr ein Budget an LKF-Punkten. Das wird auf Grundlage von Erfahrungen aus der Vergangenheit kalkuliert.
Diese Kalkulation stimmt aber nicht immer mit den realen Leistungen überein. Denn das Modell fürs nächste Jahr wird immer schon im Sommer davor fertiggestellt. Heuer liege man ein Prozent über Plan, das entspricht wenigen Hunderttausend Euro. „Man kann nicht genau vorhersagen, wie das Jahr ausfallen wird“, sagt Hannes Stickler, Verwaltungsleiter des Schladminger Spitals.
Man muss regulieren
Weil Schladming eben mehr Leistungen als vorgesehen erbracht hat, griff man steuernd ein, erklärt er. „Theoretisch kann man eine bestimmte Anzahl von Eingriffen pro Monat planen und wenn einer mehr ist, muss man ihn in den nächsten Monat verschieben. Aber wir bewegen uns da im Bereich von ein, zwei bis wenigen Wochen.“ Kein Patient müsste länger warten als im Österreich-Schnitt. Ungesteuert angewandte Medizin würde sich in Österreich mit den vorhandenen Gesundheitsmitteln gar nicht machen lassen.
In dieselbe Kerbe schlägt Michael Koren, Geschäftsführer des steirischen Gesundheitsfonds. „Man kann nicht sagen: ‚Tut, was ihr wollt.‘ Man muss schon ein Reglement einziehen und schauen, was im jeweiligen Spital medizinisch notwendig ist. Zum Beispiel hat man in manchen Regionen mehr Diabetesfälle als in anderen.“
Gewisse Limitationen dienen auch dazu, die Chirurgie zu reflektieren, sagt Stickler noch. „Chirurgen operieren halt gerne. Aber es gibt ja noch die andere Richtung, die sagt, gewisse Dinge könne man auch konservativ behandeln“, führt er aus.
Spitäler bleiben nicht auf Kosten sitzen
Wenn Spitäler wie das in Schladming die kalkulierten Leistungen überschreiten würden, würden sie aber nicht auf den Kosten sitzen bleiben, sagt Koren. Dafür gebe es die Möglichkeit einer sogenannten Nachbedeckung.
Wenn die Häuser merken, dass es sich nicht ausgeht, können sie das im Vorfeld in Aussicht stellen. Dieses Geld wird dann reserviert und, sobald es den tatsächlichen Nachweis gibt, ausbezahlt. „Da wird dann geschaut, ob wirklich alles passt und ob es nachvollziehbar ist“, sagt Koren. Betroffen sind auch die Spitäler in Vorau (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) und die GGZ Graz.
Die Differenz sei bisher immer ausbezahlt worden und werde sie auch heuer, sagt Stickler. „Aber auch nur, weil wir gesteuert und die Leistungen wenig reduziert haben. Das würde nicht in jeder Höhe gehen, irgendwo gibt es eine Grenze. Aber das ist ein normaler Vorgang.“
Andere Spitäler leisten zu wenig
In den anderen Spitälern im Bezirk Liezen – in Bad Aussee und Rottenmann – wurden noch nie zu viel LKF-Punkte verbraucht, sagt Koren. „Eher im Gegenteil: Es wurden zu wenig Leistungen erbracht, das vorgegebene Budget aber trotzdem ausbezahlt. Schließlich haben die Häuser ja trotzdem die Personalkosten.“