Skigebiete stehen seit Jahren in Sachen Energieverbrauch und ökologischem Fußabdruck stark in der Kritik. Nun lassen die Planai-Bahnen mit einer weitreichenden Entscheidung aufhorchen: Sie stellen mit Jänner ihre gesamte Fahrzeugflotte auf Biokraftstoff um. Konkret werden alle 22 Pistengeräte auf der Planai, der Hochwurzen und am Galsterberg, ebenso wie die 36 Firmenfahrzeuge und 13 Planai-Busse mit „HVO100“-Treibstoff betrieben.
HVO ist die Abkürzung für „hydrierte Pflanzenöle“, die aus „Altölen, Pflanzenresten und auch Fischgrätenöl“ bestehen, erklärt Geschäftsführer Georg Bliem. Diese werden zu einem Kraftstoff verarbeitet, mit einer identischen Struktur wie Diesel, aber aus nachwachsenden Rohstoffen. In einem ersten Schritt schafften die Planai-Bahnen für das Jahr 2024 eine Million Liter palmölfreien HVO-Treibstoff an. Mit Lieferung im Jänner wird ausschließlich dieser dann aus den Tanks der hauseigenen Garagen in den Fuhrpark fließen. „Diesel ist damit Geschichte“, freut sich Bliem.
Im Testbetrieb 90 Prozent weniger Emissionen
Mit dem Umstieg auf alternative Kraftstoffe liebäugelt man im Schladminger Leitbetrieb schon länger. Von Dezember bis April dieses Jahres wurden deswegen innerhalb einer Testreihe zwei baugleiche Pistengeräte - eines mit Diesel und eines mit HVO100-Treibstoff - im normalen Betrieb gegenübergestellt. Für eine wissenschaftlich korrekte Durchführung holte sich das Unternehmen Thomas Klein Consulting zusammen mit der TU Graz an Bord.
„Die Ergebnisse waren sensationell: Die Treibhausgasemissionen konnte im Vergleich zum Einsatz von herkömmlichem Diesel um rund 90 Prozent reduziert werden, ohne dabei an Effektivität zu verlieren“, so der Planai-Chef. Zudem sei sogar etwas weniger Treibstoff notwendig, als zuvor. Was den Umstieg laut Bliem zusätzlich erleichterte: Der Biokraftstoff funktioniert mit den bereits in den Fahrzeugen eingebauten Motoren, zusätzliche Service- und Wartungskosten fallen weg.
Teurer, aber nachhaltiger
Nach den guten Ergebnissen der Studien gab der sinkende Preis der Biokraftstoffe im Herbst den letztendlich Anstoß für das Diesel-Aus in Schladming. Zwar koste eine Million Liter HVO100 noch immer rund 150.000 Euro mehr als Diesel, „das ist es uns aber wert“, sagt Bliem. Sei der Umstieg doch ein sehr wichtiger Schritt zum großen Ziel, „die Planai-Hochwurzen-Bahnen klimaneutral zu machen und zum nachhaltigsten Skiunternehmen Österreichs zu werden“.
Erst November ersetzte die Planai ihre gesamte Fahrzeug-Flotte mit neuen Dieselautos, was für Kritik sorgte. Mit dem Umstieg auf den Biokraftstoff sei man schneller nachhaltig, als das mit E-Autos der Fall gewesen wäre, argumentiert Bliem. „HVO spart ab dem ersten Tanken 90 Prozent Emissionen. Mit einem E-Auto muss man 60.000 Kilometer fahren, damit unter dem Strich ein grünes Ergebnis herauskommt.“
Bei der Entscheidung für den HVO100-Treibstoff wolle man in den kommenden Jahren konsequent weitermachen, „wir schauen aber natürlich schon auf die Börse und die preisliche Entwicklung.“ Neben den Planai-Bahnen arbeiten übrigens auch die Skigebiete Snow Space Salzburg (Flachau, Wagrain und St. Johann) sowie das Kitzsteinhorn dieses Jahr mit HVO-befüllten Pistengeräten.