Am 23. April 1471 wurden das Äußere und Innere Murtor in Graz geschlossen. Die Vesperglocken läuteten, der Legende nach, entgegen der Vereinbarung, viel zu früh. Andreas Baumkircher, Andreas Greißenegg, Baumkirchers Schwiegersohn Hans von Stubenberg, sein Schreiber Jakob und der Kellermeister Halbwecker saßen auf ihren Pferden. Konnten weder vor noch zurück. Da tauchte die Stadtwache auf, ein Priester, und ein Henker. Baumkircher und der Greißenegger wurden an Ort und Stelle enthauptet, die anderen lediglich festgenommen.
Die Geschichte von der Hinrichtung der beiden ging längst in die Sagenwelt der Landeshauptstadt ein. Weil Kaiser Friedrich III. seine Schulden an die angeheuerten Söldner nicht zahlen konnte, war es zur Fehde gekommen. Um sie zu beenden, hatte der Kaiser die Gegner zu Verhandlungen nach Graz gelockt. Minuten später rollten zwei Köpfe über die Murgasse. Die Baumkircher-Fehde war beendet.
Doch diesmal geht es nicht um den Namensgeber der Fehde, sondern um das zweite Opfer der Hinrichtung, Andreas von Greißenegg (1425-1471). Dieser war ein Mann, der sich große Verdienste im Land erarbeitet bzw. erkämpft hatte. Er war Erbkämmerer in Kärnten und nahm 1446 an einem Aufgebot gegen die Ungarn teil. Es war der Beginn der Ungarnkriege zwischen dem damals noch deutschen König Friedrich III. und dem Ungarnkönig Mathias Corvinus, die bis 1490 dauern sollten.
1458/59 heiratete Greißenegg Margarethe Hanau-Laun, die Haupterbin der Familie Hanau-Laun, und kam so zu Besitztümern im Kainach- und Pibertal. Dazu gehörte das heutige Schloss Greißenegg, das im südlichen Teil der Stadt Voitsberg am rechten Ufer der Kainach auf einem Ausläufer des Kowaldrückens steht. Außerdem erhielt der Greißenegger die Burgen Hauenstein und Obervoitsberg, die Aufsicht über alle von Piber abhängigen Kirchen sowie die hohe und niedrige Jagd rund um Voitsberg und im Södinger Wald. Außerdem erwarb er die Herrschaft Lankowitz.
Dann eine weitere Heldentat: Zusammen mit Andreas Baumkircher kam der Greißenegger im Jahr 1462 Kaiser Friedrich III. zu Hilfe, als dieser in der Hofburg von den Wienern belagert wurde. Zunehmend geriet der Kaiser aber unter Druck. Der Adel forderte stärkere Verteidigungsmaßnahmen gegen die Ungarn und die drohende Türkengefahr. Teile des Adels formten einen Bund zur Verteidigung des Landes, der aber vom Kaiser missbilligt wurde. Der Kaiser entzog Greißenegger wegen seiner Beteiligung an diesem Bund die Lehen über die Herrschaften Eibiswald und Klam und löste die Pachtverträge für die Besitzungen im Kainach- und Pibertal auf. Als es im selben Jahr zur von Andreas Baumkircher ausgerufenen Baumkircher Fehde gegen den Kaiser kam, wurde diese allerdings nicht (!) von Greißenegger unterstützt.
Am 28. Oktober 1469 gehörte er stattdessen zu den Adeligen, die in Judenburg beschlossen, den obersteirischen Landsturm zu organisieren und das Land im Namen Kaiser Friedrichs III. gegen die Angriffe Baumkirchners zu verteidigen. Am 3. Dezember 1469 wurde in Voitsberg von den Landständen jedoch eine Versammlung abgehalten, als deren Urheber der Kaiser die Greißenegger verdächtigte. Als es 1470 zu einem Frieden zwischen Baumkircher und dem Kaiser kam, wurde zur Deckung der Kriegskosten eine allgemeine Landsteuer eingeführt, die unter anderem von Andreas Greißenegger eingetrieben wurde.
Es schien für ihn dann allgemein wieder besser zu laufen: Der Kaiser verlieh auf seine Bitten hin Köflach die Marktrechte. Weiters belehnte er ihn mit Gütern in Kainach und am Kalchberg und verlieh ihm das Bergbaurecht auf Eisenerz in Salla. Dennoch blieb der Kaiser argwöhnisch, er hielt den Greißenegger für gefährlich, da dieser durch Heirat mit Andreas Baumkircher verwandt war. Und dann lud er beide im Jahr 1471 zu einer Aussprache unter Zusicherung von freiem Geleit nach Graz.
Ob die Geschichte wirklich so stimmt oder nicht (manche meinen ja, Baumkircher habe zuvor ein Attentat auf den Kaiser geplant) sei dahingestellt. Faktum ist, dass beide hingerichtet wurden. Greißenegger soll laut Überlieferungen im Kreuzgang des Grazer Franziskanerklosters bestattet worden sein. Der Großteil seiner Güter wurde von Friedrich III. sofort eingezogen. So fiel das Schloss Unter-Voitsberg 1472 an Hans Ramung. Auf Ramung folgten 1478 Andreas von Teufenbach und 1479 Konrad von Holleneck. Was der Kaiser aber nicht tilgen konnte, war die Erinnerung an den Adeligen. 1489 wurde die Burg erstmals als "Gschlos auf dem Greysenegk" und als "gschloss Greisseneckh vnder Voitsberg" genannt. Bis heute lebt sein Name fort, im weithin bekannten Schloss Greißenegg, das heute von der jetztigen Besitzerin Sylvia Steirer als beliebtes Hochzeitsschloss samt Weinschenke geführt wird.