Sie blieben nicht nur zwei, drei Wochen. Die Grazer Bürger gönnten sich im 19. Jahrhundert den Badespaß an der Oberen Adria in Italien zuweilen von April bis September. Nicht umsonst verlegte ein Grazer Zahnarzt seine Praxis im Sommer nach Grado. Der Adel wiederum verbrachte seine Sommerfrische in Abbazia, dem heutigen Opatija in Kroatien.
Dabei war das Baden über Jahrhunderte hinweg verpönt. Zwar war es schon in der Antike populär gewesen, der christliche Einfluss sorgte jedoch für ein Ende des Vergnügens. In Europa gehörten Rutenhiebe zu einer gängigen Schwimmstrafe. Selbst in der Aufklärung waren Verbote allgegenwärtig, 1710 verhängte Graz etwa ein solches für das Baden in der Mur. Auslöser war, dass Burschen auf Höhe des heutigen Nikolaiplatzes in die Mur sprangen, während in der Nähe Wäscherinnen ihre Arbeit verrichteten. „Aus Sittlichkeitsgründen folgte das Verbot.“ Geschichten wie diese kennt Astrid Aschauer zur Genüge, ist sie doch als Historikerin im Grazer Museum für Geschichte neuerdings auch Bade-Expertin. Sie kuratierte die aktuelle Ausstellung „Die Steiermark geht baden“, die bis 25. August zu sehen ist (Sackstraße 16, Mi-So, 10 bis 17 Uhr).