Die Bundesregierung nahm dieser Tage ja das AMS samt Vorstandsduo ins Kreuzfeuer, verordnete Einsparungen bei Projekbudgets und zitiert die Vorstände nach Ostern zum Rapport. Auch die Arbeiterkammer geriet schon Ende des Vorjahres ja massiv ins Visier von Türkis-Blau. Auch hier stellte die Regierung vor allem die Effizienzfrage und zwischenzeitlich gar die Pflichtmitgliedschaft infrage. Der steirische Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl und AK-Direktor Wolfgang Bartosch legten als Antwort auf die Kritik gestern die steirische AK-Leistungsbilanz 2017 vor. 63 Millionen Euro hat man für die Pflichtmitglieder bei Arbeitgebern und Institutionen erkämpft.

Damit habe man Arbeitnehmern mehr Geld erkämpft, als alle Pflichtmitglieder im Jahr an Beiträgen zahlen. "Diese liegen nämlich in der Höhe von 61,2 Millionen Euro", sagt Bartosch bei einem Pressegespräch am Mittwoch. AK-Präsident Pesserl wittert hinter die Kritik das eigentliche Vorhaben, die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen zu schwächen: "Wir sind sehr effizient und sparsam und arbeiten stets daran hier noch besser zu werden. Aber die Regierung soll uns einmal jene Bereiche nennen, wo wir es nicht sind." Jedenfalls seien die durchschnittlich 6,91 Euro, die die Mitglieder als Kammerumlage monatlich bezahlen, ein gut angelegtes Geld, wie der Beratungs- und Vertretungserfolg 2017 zeige. "Mehr als 226.000 Auskünfte haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vorjahr erteilt", das ist macht noch weit mehr aus, als der monetäre Erfolg, den wir im Detail beziffern können", so Bartosch.

Die Prozesse vor dem Arbeitsgericht

Allein vor dem Arbeitsgericht holte die AK 12,3 Millionen Euro heraus. Von dieser Summe, die den betroffenen AK-Mitgliedern ohne Eingreifen der AK vorenthalten worden wären, wurden knapp fünf Millionen im Vergleichsweg erreicht. Rund 7,3 Millionen Euro mussten in 1.427 Klagen vor Gericht erstritten werden. Die Hitliste der Streitgründe führen unverändert laufende Löhne und Gehälter an, gefolgt von Sonderzahlungen, Urlaubsersatzleistungen und Überstunden. An der Spitze der Problembranchen standen auch 2017 das Gastgewerbe, der Handel, Leiharbeit, Transport und Branchen ohne Kollektivvertrag. Die Erfolgsquote bei den Klagen liegt laut Pesserl in diesem Bereich bei rund 90 Prozent.

Im Bereich des Sozialrechts brachte die AK rund 2100 Klagen ein, gewann aber "nur" etwas mehr als ein Fünftel. Der Vertretungserfolg, hier geht es vor allem um Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätspensionen, aber auch um Rehabilitations- und Krankengelder sowie Pflegegelder und Ausgleichszulagen. Der Vertretungserfolg: 23,8 Millionen Euro.

Rekordpleite SFL betraf 186 Beschäftigte

Für von Insolvenzen betroffene Beschäftigte erreichte der Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer von AK und ÖGB 21,4 Millionen Euro an Auszahlungen für 2620 vertretene Arbeitnehmer aus dem Insolvenzfonds. Es war 2017 zwar konjunkturbedingt ein Rückgang der Firmenpleiten zu spüren, aber allein die steirische "Rekordpleite" der SFL Technologies in Stallhofen schlug mit 2,96 Millionen Euro Forderungen der 186 Beschäftigten zu Buche.

Die Konsumentenschützer retteten bei Flugreisen, Krediten, Online-Shopping oder in Mietrechtsfragen den Mitgliedern 1,5 Millionen Euro. Durch Beratungen im Steuerrecht und bei der Arbeitnehmerveranlagung holten sich "AK-Kunden" 3,4 Millionen Euro von der Finanz zurück.