Ein junger Afghane muss sich am Montag wieder wegen des Verdachts des Mordversuchs im Landesgericht Leoben verantworten: Der Bursche hatte im April einen Mitschüler und Landsmann nach einem Referat über unterschiedliche Volksgruppen in Afghanistan mit einem Messer am Hinterkopf verletzt. Die Frage war nun, ob er aus Notwehr oder mit Vorsatz gehandelt hat. Anfang September war die Verhandlung vertagt worden.
Der Bursche - er ist laut Reisepass 1998 geboren, sagte aber, dass er in Wahrheit zwei Jahre jünger sei - ist 2015 nach Österreich gekommen und hat um Asyl angesucht. Er besuchte zusammen mit anderen Asylwerbern eine sogenannte Übergangsstufe in Liezen, eine besondere Schulklasse, in der ausländische Jugendliche auf gewöhnliche Schulklassen vorbereitet wurden. Am 6. April hatte der Angeklagte ein Referat zu halten und sprach laut Staatsanwalt Andreas Petritsch über die unterschiedlichen Volksgruppen in Afghanistan. Einem anderen Schüler passten die Ansichten offenbar nicht, weshalb es zu Provokationen gekommen sein soll und die beiden ihre Auseinandersetzung vor dem Schulgebäude ausfechten wollten.
Zwei weitere Burschen gingen zusammen mit den Kontrahenten hinaus. Es kam zu einer Rauferei, bei der sich dann auch einer der mitgegangenen Burschen beteiligte. Einer hielt den Afghanen zurück, während der andere ihn attackierte. "Der Angeklagte war erzürnt, weil er ihn zurückgehalten hat. Daher ging er zu seinem Rucksack und nahm sein Jausenmesser", stellte der Ankläger die Situation dar. Mit der etwa elf Zentimeter langen Klinge soll der Beschuldigte auf sein Opfer eingestochen und es am Arm sowie am Hinterkopf verletzt haben.