„Traurigen Herzens muss ich davon Nachricht geben, dass Dr. Josef Krainer, Landeshauptmann der Steiermark von 1980 bis 1996, heute früh in seinem 87. Lebensjahr verstorben ist." Mit diesen Worten machte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der selbst in der Krainer-ÖVP sozialisiert worden ist, den Tod des schwarzen Urgesteins am Freitagvormittag öffentlich. Auch Vize-Landeshauptmann Michael Schickhofer (SPÖ) bedauert den Verlust eines "beeindruckenden Menschen".
"Der Weg von der Krisenregion zur Zukunftsregion im Herzen Europas wurde von ihm eingeleitet. Durch den EU-Beitritt, für den er sich genauso engagierte, wie für die regionale Außenpolitik, rückte die Steiermark von einer Rand- in die Zentrallage", würdigt Schützenhöfer das Lebenswerk. „Seine Volksverbundenheit machte ihn zum Landesvater, sein politischer Weitblick und seine Weltoffenheit zum Staatsmann. In seinen 16 Jahren als Landeshauptmann hat er unsere Steiermark nachhaltig geprägt."
"Unser Mitgefühl gilt der Familie"
Schützenhöfer reagierte betroffen und sehr persönlich: "Er hat für die Steiermark ein großes Lebenswerk vollbracht, für das wir ihm immer dankbar sein werden. Unser Land verliert einen großen Sohn der Heimat und ich einen väterlichen Freund, der mich bis zuletzt mit seinem Rat unterstützt hat. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner großen Familie, auf die er stolz war und die ihm in seinem schweren Leiden ganz besonderen Halt gegeben hat."
Kanzler Kern: "Ich habe großen Respekt vor seinen Leistungen!"
Tief betroffen vom Tod des steirischen Alt-Landeshauptmannes Josef Krainer jun. hat sich am Freitag die Spitze der Bundesregierung gezeigt. "Die ÖVP trauert um einen großen Österreicher und Steirer", meinte ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner. "Seine Arbeit und sein Wirken galten stets dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger der Steiermark", würdigte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) den Politiker: "Ich habe großen Respekt vor den Leistungen, die Josef Krainer in seiner langen politischen Tätigkeit erbracht hat." Die Tatsache, dass die Steiermark heute einausgezeichneter Forschungs- und Industriestandort sei, sei auch auf die Weichenstellungen unter Krainer zurückzuführen, erklärte der Kanzler, der auch Familie und Freunden sein Mitgefühl aussprach.
Lopatka trauert um Förderer
Auch ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka trauert um einen "Förderer, der mich in die Politik geholt hat" und auf dessen Rat er bis zuletzt sehr gehört habe. Krainer habe "ein Klima der geistigen Offenheit und des kritischen Diskurses" geschaffen, "das ich danach nie mehr so in der Politik erlebt habe".
Große Trauer herrscht auch beim ÖVP-Seniorenbund. "Mit Krainer hat Österreich eine seiner prägendsten Personen verloren. Er war als Visionär und Gestalter weit über die Landesgrenzen der Steiermark hinaus aktiv und entsprechend hoch geachtet", betonte Präsidentin Ingrid Korosec.
Bischof hatte Krainer zu Weihnachten noch besucht
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl würdigt Krainer „als engagierten Laien in der Kirche." Er sei jahrelang an entscheidender Stelle tätig gewesen "und hat die Zeit rund um das II. Vatikanische Konzil in der Steiermark mitgeprägt. Sein politisches Engagement war getragen aus diesem Geist. Ich durfte Josef Krainer zusammen mit Landeshauptmann Schützenhöfer noch am Heiligen Abend im Krankenhaus besuchen und ihm für diese Etappe seines Lebens Kraft und Segen wünschen.“
Katholische Aktion würdigt Ex-Generalsekretär
„Als junger Generalsekretär der Katholischen Aktion hat er schon im Vorfeld des II. Vatikanischen Konzils die Laienbewegung gefördert und viele Impulse gesetzt. Das gesellschaftliche Engagement von Christinnen und Christen war ihm, dem das Mariazeller Manifest wichtig war, von Anfang an ein großes Anliegen“, würdigt auch Erich Hohl, Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark, den verstorbenen Josef Krainer.
Kunasek: "Überzeugender Demokrat"
Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek zieht vor dem Alt-Landeshauptmann den Hut: „Krainer war ein überzeugter Demokrat, der verbindend über Parteigrenzen hinweg wirkte und die Steiermark nachhaltig geprägt hat. „Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt der Familie sowie den Angehörigen. Ich wünsche ihnen viel Kraft in diesen Tagen des Abschieds.“
Auch Grüne streuen Krainer Rosen
„Seine leidenschaftliche und kraftvolle Art Politik zu betreiben, wird beispielgebend in Erinnerung bleiben. Der aktive politische Dialog über Parteigrenzen hinweg war ihm immer ein zentrales Anliegen. Seine Offenheit im persönlichen Gespräch blieb ihm bis ins hohe Alter erhalten. Josef Krainer stand unmissverständlich für eine werteorientierte, innovative und offene Steiermark. Die Steiermark verliert mit ihm eine große Persönlichkeit“, sagt Grünen-Klubchef Lambert Schönleitner: „Unsere Gedanken sind heute bei seiner Familie und seinen Freunden.“
KP: "Offenes Ohr für politisch Andersdenkende"
Für die KPÖ Steiermark war Krainer ein Landeshauptmann, "der auch für politisch Andersdenkende ein offenes Ohr hatte". KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler meinte: "Bei allen Unterschieden in der Weltanschauung ist der Name Josef Krainer mit einer Landespolitik verknüpft, die Schulen und Krankenhäuser eröffnet, nicht zugesperrt hat. Deshalb werden wir ihm ein ehrendes Andenken bewahren."
Schwarzenegger: "People over Party"
Auf Twitter trauert auch Arnold Schwarzenegger - in diesem Jahr bereits das dritte Mal - um einen großen Steirer: "Er war eine fantastische Führungspersönlichkeit, der als Landeshauptmann die Menschen über die Partei gestellt hat, und ein großartiger Mensch, Freund und Mentor für mich. Ich werde ihn vermissen."
Bernd Hecke