Im Zuge der großen Flüchtlingsbewegung aus den weltweiten Kriegs- und Krisengebieten sind auch viele Jugendliche als Asylsuchende nach Österreich gekommen. Unter sehr strengen Auflagen besteht die Möglichkeit, dass diese jungen Asylwerber vom AMS eine Beschäftigungsbewilligung für eine Lehrausbildung bekommen (Bedingungen siehe Infokasten rechts). Dies gilt aber nicht für alle Lehrberufe in Österreich, sondern nur für so genannte Lehrlingsmangelberufe (siehe Infokasten). Eine wichtige Voraussetzung ist auch, dass ein Arbeitgeber mit einer konkreten Lehrstelle vorhanden ist. Dieser muss auch den Antrag auf Erteilung einer Beschäftigungsbewilligung bei der zuständigen regionalen Geschäftsstelle des AMS stellen.
Genau das hat die Klinik Diakonissen in Schladming gemacht, um einer 16-jährigen Asylwerberin aus dem Irak eine Lehrausbildung zur Köchin zu ermöglichen. Seit April 2016 arbeitet Haoura Al Katrani nun in der Betriebsküche der Klinik. Ein „Experiment“, das trotz ziemlich komplexer Voraussetzungen erfolgreich verläuft.
Probleme & Lösungen
Die zu überwindenden Hürden waren dabei nicht nur die gesetzlichen Auflagen, sondern vor allem auch die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und der Heimat der Irakerin: „Religiöse Bekleidungs- und Speisevorschriften, strikte Arbeitszeiten, die Sprachbarriere, der Umgang mit der Lehrlingsentschädigung, die Berufsschule – das alles musste vorab zwischen der Klinik, der Asylbewerberin, der Schule und auch ihrer Familie geklärt werden“, rekapituliert Hannes Stickler von der Klinik Diakonissen.
Dabei habe man viele gute Lösungen gefunden. Beispielsweise wurde das traditionelle Kopftuch, das in der Küche aus hygienischen Gründen nicht zulässig ist, durch eine OP-Haube ersetzt. Und auch der Start von Haoura in der Berufsschule wurde um ein Jahr verschoben, damit sie mehr Zeit hat, die deutsche Sprache zu lernen.
„Es freut mich, dass Haoura trotz der Sprachbarriere so gute Fortschritte macht“, ist Diakonissen-Küchenchef Patrick Kralik von den Lernerfolgen der jungen Irakerin begeistert. Und auch dieser gefällt ihre Lehre. „Ich arbeite gerne hier und liebe meinen Job, weil ich hier so viel essen kann. Ich liebe Süßes, Fleisch esse ich nicht“, so Haoura.
Ob sie in Österreich bleiben kann, hängt rein vom Asylverfahren ab. Stickler: „Aber egal wie es ausgeht: Mit einem Lehrabschluss hat sie ihre Zeit in Österreich gut genutzt und gute Chancen, auch woanders wieder Fuß zu fassen