Antonio Dujmenović schlendert den Platz vor der Stadthalle auf und ab, bis zum Einlass zum Med-Uni-Aufnahmetest um 7.40 Uhr hat er noch genügend Zeit. Heute probiert er es zum ersten Mal. Trotz Anspannung ist er durchaus davon überzeugt, dass er einen der 370 begehrten Plätze ergattern kann. "Es gibt sicher Leute, die noch besser vorbereitet sind, aber mit etwas Glück schaffe ich es", meint er.
Das Video vor der Aufnahmeprüfung:
Die Fachhochschule als Schutzschirm
Dujmenović hat heuer Matura gemacht, nicht alle Absolventen haben sich intensiv vorbereitet. Stephanie Ajayi hatte aufgrund des Maturastresses nur wenig Zeit zum Lernen. "Nächstes Jahr habe ich noch eine Chance, wenn ich es dieses Mal nicht schaffe", sagt sie. Auf ihre Fachrichtung hin gefragt, sagt sie, sie wisse noch nicht, ob "sie Frauenärztin oder Therapeutin werden möchte".
... und nach der Prüfung:
Zwei junge Frauen berichten, sie hätten mit einem Fixplatz am Gesundheitszweig der FH Joanneum bereits einen Plan B.
Marcel Krenn aus St. Marein im Mürztal studiert aktuell an der FH, würde aber einen Wechsel an die Med Uni präferieren. Er ist heute bereits zum zweiten Mal da und schätzt seine Chancen nun höher ein: "Ich habe mich heuer länger vorbereitet!" Krenn lernt seit Jahresbeginn für die Prüfung. Funktioniert es wieder nicht, bleibt er auf der Fachhochschule.
Lieber Praktikum als Test
Mit jeder Straßenbahn wird eine neue Welle an Prüflingen auf den Vorplatz gespült. Sebastian Seiringer hat einen weiten Weg auf sich genommen, er musste früh aufstehen, um von Bad Aussee rechtzeitig in Graz zu sein. Wäre ihm nicht lieber, ein einjähriges Pflegepraktikum würde den Aufnahmetest ersetzen, so, wie das ein Primar des LKH Leoben vorgeschlagen hatte? Seiringer stimmt zu: "Es fließen ja auch Kompetenzen in den Job hinein, die nicht nur akademisch sind."
Mit dem Einlass dünnt die lange Schlange allmählich aus und verlagert sich vor die Garderobe. Über eineinhalb Stunden dauert es noch bis zum Start. Ein Mädchen kramt noch hektisch in ihrer Tasche und prüft, ob alles da ist. Regelmäßige Durchsagen zum Ablauf gehen im Menschengetümmel unter. Ist die Anmeldung erledigt und der Mantel abgelegt, haben viele nur noch Augen für ihre Sitzkarte, um den richtigen Platz im riesigen Saal zu finden.
Kuckucksuhr gefunden
Nach einer Einführung und Ansprache von Rektor Hellmut Samonigg geht das große Ankreuzen um etwa 9.20 Uhr los. Zahlreiche Aufsichtspersonen blicken den Anwärtern auf die Finger. Für Simone Manhal und Daniel Ithaler ist so ein Tag nichts Neues mehr: Beide waren bereits über ein Dutzend Mal beim "MedAT".
Über die Jahre erlebten beide schon allerhand Kurioses. "Am Tag vor dem Test sind einmal die Eltern mit dem Kind aufgetaucht und wollten den Sitzplatz auspendeln", nennt Ithaler sein Highlight. "Wir hatten auch schon einen, der eine Kuckucksuhr mitgebracht hat. Das vergisst man nicht mehr", verrät Manhal.
In der Regel sind "wir dafür da, die Studienwerber gut durch den Tag zu begleiten", so Manhal.
Telefonieren am WC zwecklos
Vereinzelt wurden auch schon Schummler erwischt: "Es wird immer wieder versucht, in der Gruppe zu arbeiten", weiß Manhal. Einst habe ein Bewerber versucht, auf der Toilette zu telefonieren. Das aber hat keinen Sinn, weil jeder WC-Gänger stets von einer Aufsichtsperson begleitet wird.
Bis 11.30 Uhr wird der erste Teil des Tests bestritten, bei dem basismedizinische Kenntnisse und Textverständnis abgefragt werden. Nach einer eineinviertelstündigen Pause müssen die Studienwerber ihre kognitiven Fähigkeiten und sozial-emotionalen Kompetenzen beweisen.
Zuversicht nach dem Test
Nach achtstündigem Schwitzen endet die Prüfung gegen 16 Uhr. Stephanie Ajayi ist nach dem Test zuversichtlicher als am Morgen. "Es ist besser gelaufen als ich erwartet habe", erzählt sie. Ihre Chancen schätzt sie jetzt auf 60:40 ... Leicht seien ihr die Mathematik-Aufgaben beim Basiskenntnis-Teil gefallen. Ob sie es tatsächlich geschafft hat, erfährt sie wie alle anderen Studienwerber in der zweiten Augustwoche.
In Graz treten dieses Jahr von 2589 angemeldeten Studienwerbern letztlich 2033 zum Test an. Das deckt sich mit dem österreichweiten Trend – 11.735 der rund 15.400 angemeldeten Bewerber wurden in Wien, Innsbruck. Graz und Linz insgesamt am 7. Juli registriert.