Wie geht es Andreas Gabalier derzeit?
Andreas Gabalier: Gott sei Dank ist er gesund, das ist das Wichtigste. Alles andere ist zum Stemmen. Wer rastet, der rostet, hat mein Opa immer gesagt. Deswegen hab ich mir zur Gaudi das fleißigste Jahr meiner 14-jährigen Laufbahn auferlegt. (lacht) Ich hatte noch nie eine so ausgedehnte Tour, dazu laufend Fernsehaufnahmen - es geht ordentlich dahin.
Wie hält man sich da fit?
Das Um und Auf ist eine Portion Sport alle Tage. Manchmal geht sich nicht viel aus, dann sind es zumindest ein paar Liegestützen im Hotelzimmer. Neulich war ich am Zirbitzkogel, dem Hausberg meiner lieben Oma. Ich bin erst um 14 Uhr rauf, war ganz allein am Berg und hatte beim Runtergehen die schönste Abendstimmung. Das sind die kleinen Ausgleiche, die mir oft schon wieder reichen.
Sie sind gefühlt ständig auf Tour und die Leute kommen immer wieder.
Die haben offensichtlich eine riesengroße Sehnsucht in dieser unglaublich schnellen Zeit nach ein bisschen einer bodenständigen, normalen Gaudi, nach einem Event von Angesicht zu Angesicht mit seinen Liebsten. Die Leute zeigen dabei eine Freude im Gesicht, die man im Alltag nirgendwo mehr sieht. Man hat aufgehört, im Wirtshaus eine Gaudi zu haben. Es wird nur noch zu zweit am Tisch geflüstert oder abendgegessen.
Warum, glauben Sie, ist das so?
Es ist der Wandel der Zeit, Social Media mit ein Grund. Wenn man sich die Statistiken anschaut, dass Leute 2,8 Stunden durchschnittlich auf Instagram verbringen und vier Stunden auf TikTok, ist es kein Wunder, dass sie dann nicht mehr Lust, Kraft oder Geist haben, etwas anderes zu machen. Ich merke auch eine neue Arbeitsmoral. Dieser Antrieb, der da noch in mir steckt, diese unbändigbare Energie und Motivation, die Welt niederzureißen, die haben die Wenigsten.
Sie spielen am 4. November in Wien. Was bedeutet Ihnen das?
Wien legen wir immer als Abschlusskonzert auf den Tourplan, egal ob unplugged in kleinem Rahmen, im Ernst-Happel-Stadion oder in der Stadthalle. 2012 war es die Megasensation, dass ein Steirerbua, der im Dialekt singt, die Stadthalle ausverkauft. Ich habe damals gesagt, alle Touren müssen künftig in Wien aufhören.
Es gibt noch Karten für das Konzert. Wären sie enttäuscht, wenn es nicht wieder restlos ausverkauft wäre?
Um Gottes willen, nein! Schon gar nicht nach dieser Tour mit so gut wie allen ausverkauften Auftritten. Und schon gar nicht nach dem Vorjahr, wo wir Konzerte zwischen 25.000 und 100.000 Besucher nachgeholt haben. Es hat mich gefreut, dass keine Tickets nach der Pandemie zurückgegeben wurden. Es ist alles gut, ich mache mir da keinen Kopf.
Mittlerweile wird bei Konzerten Trapezkunst vorgeführt, es wird durch Stadien geflogen und an allen Ecken kracht es. Wie wichtig ist die Bühnenshow bei Gabalier?
Gar nicht! Ich habe mich bei meinen Konzerten immer auf die Lieder und auf das Lebensgefühl fokussiert. Es gibt übrigens keinen anderen Stadionact mit diesen günstigen Ticketpreisen. Leistbar bleiben, war mir immer ein Anliegen.
In Ihrer Laufbahn gab es zahlreiche Aufreger ...
Die haben mich eigentlich immer nur weiter nach vorne katapultiert. Diese leidigen medialen Diskussionen, Gabalier kann man, muss man nicht mögen, er polarisiert. Wer nicht? Gabalier ist eine so starke Marke geworden, das lässt vielleicht auch jene nicht ganz kalt, die eigentlich nichts mit mir zu tun haben wollen. Das hat mir aber immer nur in die Karten gespielt.
Sie haben allerdings manchmal Öl ins Feuer gegossen ...
Einen Hund, den man immer haut, der beißt irgendwann. Es liegt mir aber fern zu provozieren oder mit gezielten Ansagen das Land aufzuwühlen. Im Gegenteil, ich finde es traurig, dass die Gesellschaft so gespalten ist. Es ist eher mein Anliegen, die Leute zusammenzubringen. Früher gab es auch unterschiedliche politische Einstellungen. Es ist diskutiert und manchmal laut geworden, aber danach saß man wieder zusammen. Dieses Draufhauen auf alles, was nicht deinem Weltbild entspricht, das ist sehr krass geworden.
Können Sie sich vorstellen, im hohen Alter wie die Rolling Stones auf der Bühne zu stehen?
Aus dieser Schublade Volks-Rock'n'Roll ist so etwas schönes Eigenes entstanden, das auf einem soliden Fundament steht. Wenn ich die Freude behalte und gesund bleibe, werde ich sicher weitermachen. Das Ziel war und ist nie das Geld. Meine Karriere entstand aus harten Rückschlägen in der Familie, die Musik hat mir die Lebensfreude zurückgegeben. Ich brenne für meine Berufung!
Wolfgang Hauptmann/APA