Es war ein dreister und ergiebiger Coup: Bei zwei Bankfilialen in Graz erbeuteten die Mitglieder einer kriminellen Vereinigung Banknoten im Wert von insgesamt 400.000 Euro (!). Dass die Langfinger in einem Fall während der Flucht knapp 9000 Euro verloren, diese dann auf der Straße landeten, durften sie ob der restlichen Beute wohl verschmerzt haben.
Wie kam es in Straßgang und Eggenberg aber zum erfolgreichen Diebstahl? Die Täter hatten nicht Kunden bzw. deren Bankomatkarten, sondern den Bankomat direkt im Visier. Genauer gesagt jene Geldkassetten bzw. -tresore, mit denen die Maschinen befüllt werden. Der Clou: In der Decke der beiden Bankfoyers wurde nach intensivem Auskundschaften ein Handy montiert, das direkt auf das Eingabefeld der Zahlenkombination des Tresors des Geldausgabeautomaten gerichtet war. Dadurch wurde jener Code ausspioniert, der im Normalfall nur den Bankomat-Befüllern zugängig ist. Was folgte, war die Entnahme von zwei prall gefüllten Geldkassetten durch die Bande vom Balkan.
Anpassungen bei Sicherheitsstandards
Nun hat sich ein Mitglied (teils als Bestimmungstäter) wegen des Verbrechens des schweren Diebstahls durch Einbruch im Rahmen einer kriminellen Vereinigung in Graz vor Gericht verantworten müssen. Es setzte für ihn vier Jahre Haft. Zwei "Kollegen" des Verurteilten sind bereits zuvor zu Gefängnisstrafen verdonnert worden.
Die Straftaten (Ende November 2022 und im August 2021) hatten direkte Auswirkungen: "Es wurden Mechanismen eingezogen und Sicherheitsstandards angepasst und erhöht, um solchen Delikten den Riegel vorzuschieben", heißt es dazu von der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, in einem Fall direkt betroffenes Institut. Neben regelmäßigen Sicherheitschecks bei den Bankomaten selbst werden auch die Räumlichkeiten begutachtet. "Die Codes für den Tausch der Geldkassetten werden zudem periodisch geändert", nennt man einige Maßnahmen aus "einem dicken Sicherheitskatalog".
Warum die Bande überhaupt derart hohe Summen abstauben konnte, ist rasch erklärt: "Österreich ist noch immer ein klassisches Bargeld-Land", erläutert die Bank.